Das weiß-blaue Herz schlägt hier besonders kraftvoll. Berge und Seen, Klöster und Schlösser, Trachten und Bräuche, Städte mit internationalem Flair – alles da. Wir verraten euch, was ihr über Oberbayern wissen müsst
Streifzug durch Oberbayern
In Oberbayern erreicht der Freistaat Spitzenwerte: die höchsten Berge, die größte Stadt, die meisten Einwohner – und vermutlich die meisten Lederhosen und Dirndl, denn Bräuche und Traditionen sind aus der Urlaubsregion nicht wegzudenken.
Nicht ohne meine Lederhose
Der erste Trachtenverein Bayerns wurde 1883 in Bayerischzell im schönen Leitzach-Tal nicht weit vom Schliersee gegründet. Er legte dem traditionsbewussten Mannsbild vor allem die kurze Lederhose ans Herz beziehungsweise an die Körpermitte. Heute ist sie Standardoutfit und mit dem Dirndl zusammen Ikone oberbayerischen Selbstbewusstseins. Der Trachten- und Brauchtumskosmos, der so viel zum Reiz der Urlaubsregion Oberbayern beiträgt, umfasst noch viel mehr: die Jodel-Kunst, die auch Besucher in Kursen lernen können, Blasmusik, Gstanzlsingen, Komödienstadl, Tänze, Schuhplatteln, Gamsbart, Gebirgsschützen und vieles mehr.
Ein alter Brauch lässt es krachen
Im voralpenländlichen Rupertiwinkel wird seit Generationen mit dem Aperschnalzen (aper = schneefrei) der Winter ausgetrieben. Durch lautes Peitschenknallen sollen die bösen Mächte der Finsternis und Kälte verscheucht und die unter dem Schnee schlummernde Saat zum Leben geweckt werden.
Ende des Jahres wiederum, am 6. November, ehrt man in vielen Dörfern den heiligen Leonhard mit Prozessionen zu Pferd. Er gilt als Schutzpatron von Schaf, Pferd, Kuh und Co. Weithin bekannt und prächtig ist die Leonhardifahrt in Bad Tölz. In Traunstein wird der heilige Georg am Ostermontag mit dem Georgi-Ritt geehrt. Weltweite Beachtung finden die Passionsspiele in Oberammergau, religiöser Theaterzauber, der seit 1634 im Zehn-Jahre-Rhythmus über die Bühne geht.
Seefahrende Kühe, tanzende Fassmacher
Nicht ganz so fromm geht’s bei den berühmten oberbayerischen Volksfesten zu, allen voran die Münchner Wiesn. Das Bier schäumt aber auch in den Festzelten in Rosenheim, Dachau oder Erding aus den großen Fässern. Ruhiger und familiärer verläuft die traditionsreiche Auer Dult in München mit ihrem großen Geschirrmarkt.
Mit großem Hallo wird in Oberbayern beim Almabtrieb das Vieh im Tal begrüßt. Geradezu spektakulär verläuft das am Königssee bei Berchtesgaden, wo die Kühe in großen Kähnen über den See geschippert werden.
Etwas ganz Besonderes ist der Schäfflertanz. Dabei choreografieren Schäffler, also Fassmacher, kunstvolle Tanzfiguren zur Musik. Wohl entstanden in München, wird das Schauspiel seit 1760 alle sieben Jahre zur Faschingszeit aufgeführt. Durch wandernde Schäfflergesellen gelangte der Tanz in weitere Orte Oberbayerns. Er wird auch im Glockenspiel am Münchner Rathaus dargestellt.
Vom Gipfelkreuz bis zur Donauwelle
Die Landschaften Oberbayerns sind vielfältig. In der Alpenregion ragen die Berge bis fast 3.000 Meter auf, am höchsten die Zugspitze über Garmisch-Partenkirchen und der Watzmann bei Berchtesgaden. Seit 1978 begeistert der Nationalpark Berchtesgaden; geschützt sind dort die hohen Berge, tiefen Täler und kristallklaren Gebirgsflüsse! Einmalig auch die Buckelwiesen bei Mittenwald, eine grasbedeckte Hügellandschaft, Relikt der letzten Eiszeit.
Hier greifen die Bauern zum Erhalt der Landschaft noch zur Sense. Die Landschaft im Pfaffenwinkel rund um Weilheim ist geprägt von Wiesen, Wäldern, Mooren, Seen und Flussläufen. Südlich von München bei Murnau haben Maler wie Franz Marc, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky das sogenannte Blaue Land berühmt gemacht. Im Nordosten erstreckt sich in der Hallertau das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet.
Königliche Spuren
Die Urlaubsregion Oberbayern ist auch bekannt für ihre Seen. Beliebte Ferienziele sind im Alpenraum Königssee, Tegernsee, Schliersee, Kochelsee und Walchensee, im Voralpenraum Chiemsee, Starnberger See und Ammersee. Im Osten des Freistaats erstreckt sich die Inn-Salzach-Region und das Unterinntal mit ihren Natur- und Flusslandschaften.
Die wunderschönen Landschaften Oberbayerns liebte auch Märchenkönig Ludwig II. und krönte sie an ausgewählten Orten mit Schlössern: Linderhof in den Ammergauer Alpen, Herrenchiemsee auf der gleichnamigen Insel und das Schachenhaus hoch oben im Wetterstein-Gebirge.
Alte Städte, jung geblieben
Oberbayern, das sind auch charaktervolle Städte. Allen voran die Landeshauptstadt München mit ihren Museen und Theatern von internationalem Rang, mit Shopping-Vielfalt, Architektur-Highlights, Restaurant- und Nightlife-Szene und urigen Wirtshäusern à la Hofbräuhaus oder Schneider Bräuhaus.
Ganz in der Nähe liegen kleinere, aber ebenfalls sehenswerte Städte: im Westen Fürstenfeldbruck mit barockem Kloster, im Norden Dachau mit der KZ-Gedenkstätte, aber auch einstiger Künstlerort von Rang, im Nordosten die alte Bischofsstadt Freising, die altbayerische Herzogstadt Erding und Moosburg an der Isar, die älteste Stadt im Landkreis Freising. Neuburg an der Donau ist stolz auf sein prächtiges Renaissanceschloss, die Barockstadt Eichstätt auf ihre historische Altstadt. Ingolstadt ist unter anderem dank Asamkirche und Alter Anatomie attraktiver Anziehungspunkt.
Klöster und Trachten
Im Südwesten von München liegen Weilheim, das Zentrum des klosterreichen Pfaffenwinkels, der Wintersportort Garmisch-Partenkirchen zu Füßen der Zugspitze und Mittenwald zwischen Karwendel- und Wetterstein-Gebirge.
Nach Osten folgen Bad Tölz mit seiner historischen Marktstraße und Miesbach, bekannt für seine Trachten. Im Osten die Inn-Städte: die Wallfahrts-Hochburg Altötting, Wasserburg, dessen historische Altstadt auf einer Halbinsel im Inn erbaut ist, und das südlich angehauchte Rosenheim. Ganz im Südosten schließlich Berchtesgaden mit seiner fantastischen Gebirgskulisse mit Watzmann und Königssee.
"Highnoon auf Bayerisch: Weißwürste mussten vor 12 gegessen werden"
Gaumenfreuden – vor und nach zwölf!
Highnoon war einst der magische Zeitpunkt, vor dem die Münchener Weißwurst gegessen werden musste (wegen ihrer damals kurzen Haltbarkeit). Noch heute isst man sie, wenn auch nicht ausschließlich, vor dem Zwölf-Uhr-Leuten!
Eine besondere Spezialität ist das süßsaure Münchner Voressen (Beuscherl) aus Kalbslunge, Kutteln und Kalbsbries mit Semmelknödel, ebenso Böfflamott, geschmortes Rindfleisch (das Rezept stammt aus der Zeit Napoleons, damals als „Bœuf à la mode“ bekannt). Beliebt sind seit jeher Schweinsbraten und Schweinshaxe mit Knödeln, ebenfalls Bayerisches Kraut (gedünsteter Weißkohl mit Speck).
Als typische Biergartenbrotzeit schmecken Obatzter, besser: Obazda (Weichkäse, Butter, Quark) und Wurstsalat. Zum süßen Abschluss gibt’s Auszog’ne (ein Schmalzgebäck) oder Germknödel aus Hefeteig. Aus der gehobenen Küche kommt die Crème bavaroise, auch „Rahmsulz“ genannt, aus Milch, Eigelb, Zucker, Schlagsahne und Gelatine; sie wird erstmals im 19. Jahrhundert in den Kochbüchern erwähnt.
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