Grüße aus dem All und dem Königs-Hideaway, Städtebummel und Bergpfade sowie Flüsse, Seen und Kanäle. Und was ihr sonst noch wissen solltet
Streifzug durchs Allgäu und Bayerisch-Schwaben
Frische Luft, grüne Berge, blaue Seen. Ferien im Allgäu heißt Urlaub in schönen Landschaften. Hier kann man die Kraft des Ursprünglichen spüren. Wie zu Füßen der Alten Eibe von Balderschwang. Der sieben Meter hohe Baum soll älter als 1.500 Jahre sein. Er hat den Untergang Roms „miterlebt“ und die Völkerwanderung. Den möchte man gleich umarmen! Zwecklos, bei einem Stammesumfang von mehr als acht Metern ... Ein Baum, knorrig und originell wie die gesamte Region!
Landschaften: Walfischrücken und Nebelhorn
Wanderer können die verschiedenen Naturräume in über fünfzig Etappen erkunden – am Stück oder häppchenweise mit der Wandertrilogie Allgäu, die drei verschiedene Themenrouten anbietet. Der „Wiesengänger“ etwa spaziert über grüne Hügel und hat, bei guter Sicht, wunderbar die Alpen im Blick. Start und Ziel ist Marktoberdorf. Zu entdecken gibt es Gletscher-Hinterlassenschaften wie Drumlins (walfischrückenförmige Hügel), Altmoränen, Moore und vieles mehr.
Der „Wasserläufer“ durchstreift die Voralpenlandschaft mit Flüssen, Wasserfällen und Seen wie Lech, Alpsee oder Scheidegger Wasserfälle.
In den höheren Gipfellagen tourt der „Himmelsstürmer“ und besteigt unter anderem die Alpspitz in Nesselwang, den Grünten bei Burgberg oder das Nebelhorn bei Oberstdorf. Und wenn er mal außer Puste ist, erleichtern Bergbahnen wie die Hörnerbahn in Bolsterlang oder die Hochgratbahn in Oberstaufen den Aufstieg.
Geo-Highlight: Mega-Wumms aus dem All
Ein flacher Krater inmitten der hügeligen Landschaft von Bayerisch-Schwaben: Das Nördlinger Ries ist eine runde Sache und das Ergebnis einer heftigen kosmischen Begegnung: Ein gewaltiger Meteorit schlug dort vor 15 Millionen Jahren ein und riss einen kreisrunden Krater in die Erdkruste. Durchmesser: 25 Kilometer!
Der Meteorit schlug mit 70.000 km/h auf dem Boden auf
Heute ist die Senke bewachsen von viel Grün, Informationstafeln geben Auskunft über die geologischen Besonderheiten des Kraters und seine Entwicklung, ebenso das Rieskratermuseum.
Im Donautal weiter südlich wachsen Auenwälder. Entlang der Ufer kann man die Natur- und Pflanzenwelt von den Aussichts- und Vogelbeobachtungstürmen aus genauer unter die Lupe nehmen. Die Türme am Mooswaldsee, an den östlichen Donauauen und am Gundelfinger Moos beispielsweise eignen sich schön als Ziel für eine leichte Wanderung.
Stadtleben: Hier tanzen die Puppen!
Auch sind an der Donau viele Städte entstanden wie Neu-Ulm an der Westgrenze Bayerns, Donauwörth mit der historischen Reichsstraße, die einst Nürnberg und Augsburg verband, der Altstadtinsel Ried und Museen. Oder Dillingen mit Schloss, Kirchen und Basiliken und Höchstädt mit eindrucksvollen Renaissance-Schloss. Im Südwesten, am Bodensee, hält der bayerische Löwe Wacht an der Hafeneinfahrt in Lindau, deren Altstadt verträumt auf einer Insel liegt.
Urbanes Highlight ist Augsburg an Lech und Wertach. Gegründet vor über 2.000 Jahren von den Römern, präsentiert sich Augsburg heute als faszinierende Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Highlights: das himmelstürmende Rathaus, figurenreiche Renaissance-Brunnen, das Schaezlerpalais mit Rokoko-Festsaal und Gemäldesammlung, die berühmte „mieterfreundliche“ Sozialsiedlung der Fuggerei und vieles mehr.
Augsburg hat 500 Brücken, mehr als als Venedig!
2019 wurde das Wassermanagement-System der Stadt mit seinen Kanälen und Wasserwerken zum UNESCO-Welterbe erklärt. Nicht zu vergessen das liebenswerte Marionettentheater Augsburger Puppenkiste.
Mittelalter-Träume: alte Städte und eine Königsfantasie
Kempten, wichtigste Stadt im Allgäu, blickt ebenfalls auf römische Wurzeln zurück. Prunkvoll präsentiert sich die Residenz aus dem 18. Jahrhundert. In Kaufbeuren führt ein Bummel durch die historische Altstadt vorbei an Bürgerhäusern, alten Türmen und Mauern. Mittelalterflair versprühen die Altstädte in Memmingen und Mindelheim. Marktoberdorf bietet eine attraktive Balance zwischen Natur und Stadt.
Sonthofen, am Nordrand der Allgäuer Alpen, ist Drehscheibe und Herz des Oberallgäus. Füssen am Forggensee steht ganz im königlichen Schatten von Schloss Neuschwanstein, steingewordener Mittelaltertraum und spektakuläres Hideaway Ludwigs II. Ottobeuren ist berühmt für sein Gesamtkunstwerk: das barocke Benediktinerkloster.
Guter Brauch: Lass die Funken fliegen!
Die Menschen im Allgäu / Bayerisch-Schwaben hängen an ihren Bräuchen und Traditionen. Das beginnt früh im Jahr mit dem Winteraustreiben. Nach Dreikönig beginnen die jungen Leute in den Dörfern mit dem Sammeln alter Weihnachtsbäume. Am ersten Fastensonntag des Jahres wird das trockene Holz auf einer großen Wiese vor dem Dorf zu einem hohen Haufen geschichtet. Obendrauf kommt die „Funkenhex“, eine Strohpuppe. Am Funkensonntag versammeln sich die Einwohner und entzünden sie feierlich. Zu einem richtigen Funkenfeuer gehören auch die schmalzgebackenen „Funkenküchle“.
Jetzt fischen die Frauen mit
Die Memminger Ach hat früher Mühlräder angetrieben und auch als Abwasserkanal gedient. Einmal im Jahr wurde das Wasser abgelassen, um seinen Lauf von Schwemmgut zu reinigen. Die Männer der Stadt zogen dann gemeinsam die Fische aus dem Bach. Heute ist der Memminger Fischertag im Sommer ein großes Heimatfest: Am Vorabend trifft man sich in den Gassen. Samstag ist der Höhepunkt: Um acht Uhr springen die Männer beim Böllerschuss in die Ach, um sie mit Keschern auszufischen. Erfreulich: Endlich dürfen auch Frauen mitfischen, hat das Amtsgericht im August 2020 entschieden.
Rinder und Hornochsen
Weitere Hoamat-Events sind der Viehscheid im Allgäu, wenn Tausende Rinder von ihrer Sommerfrische auf den Alpen in ihre vier Stallwände zurückkehren – für die Schaulustigen stehen Festzelte bereit –, und das Klausentreiben am 5. und 6. Dezember. Junge Burschen kleiden sich in Fell und Leder, setzen sich Hirschgeweih oder Ochsenhörner auf und ziehen johlend mit Schellen- und Kettengerassel los. Früher jagten sie Nachtgeister, heute tun’s auch Passanten und Zuschauer ... Die größte Klausenvereinigung findet man in Sonthofen.
So ein Käse!
So viel Tradition macht hungrig. Und Hunger wird im Allgäu gern mit Käse gestillt. Geheimnis des aromatischen Bergkäses sind die würzigen Kräuter, die auf den Allgäuer Bergweiden wachsen und ganz oben auf dem Kuhspeiseplan stehen. Käse-Haupteinsatzgebiet sind fraglos die Allgäuer Kässpatzen, das Rezept variiert von Familie zu Familie.
Für glückliche Gesichter sorgen außerdem Kemptener Krautkrapfen (Nudelteig aus Ei und Mehl, selbst gemachtes Kraut, Butter und Speck), Tänzelfest-Supp’n aus Kaufbeuren (mit Kartoffeln, Bauchspeck und Würsten), Memminger Zuckerbrot (eine Art Hefezopf) und Allgäuer Nonnenfürzle, ein Schmalzgebäck. Und natürlich der Augsburger Zwetschgendatschi mit dünnem (!) Hefeteigboden.
Mehr Informationen auf allgaeu.de und bayerisch-schwaben.de
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