Augsburg ist reich an Geschichte und Geschichten. Hier wurde der revolutionäre Dramatiker Bertholt Brecht geboren und Luther kinotauglich im Fugger-Palais verhört. Für die Fuggerstadt also beste Voraussetzungen für eine Karriere als Film-Location!
Drehort Augsburg
Eine Stadt mit Hang zum Lichtspiel – die Liste der Filme, für die Augsburg als Kulisse dient, ist stattlich. So wurde die TV-Serie „Samt und Seide“ (2000 bis 2005), in der es um die wechselvolle Geschichte eines Textilunternehmens geht, an vielen Orten der Stadt gedreht. Die Ballszenen für „Die Buddenbrooks“ (2008) wiederum fanden im Gögginger Kurhaus eine ideale Location: Die 1886 eröffnete Eisen-, Glas- und Gusseisenkonstruktion ist ein Architektur-Highlight aus der Gründerzeit. Heute fungiert das lichtdurchflutete Gebäude als Spielstätte für Kabarett, Konzerte und mehr.
Ebenfalls 2008 wurde „Dr. Hope“ mit Heike Makatsch im Textilviertel östlich der Altstadt produziert. Das Biopic über Deutschlands erste praktizierende Ärztin spielt rund um die vorletzte Jahrhundertwende. In diese Jahre fällt auch die Blütezeit der Augsburger Textilindustrie. In dem Viertel gab es über zwanzig Fabriken, mehr als 10.000 Arbeiter fanden Beschäftigung.
Diese Epoche der Stadt wird heute im tim, dem Textil- und Industriemuseum, in Szene gesetzt, mit einer eigenen Weberei, mit Spinnereimaschinen und einem Laufsteg für Modegeschichte. Eingerichtet ist das Museum in einem Gebäude der Augsburger Kammgarnspinnerei – einer der frühesten Fabriken Bayerns!
Barocker Drehort: Goldener Saal
In jüngster Zeit bemerkenswert ist das Kinodrama „Nebel im August“ aus dem Jahr 2016. Es basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Robert Domes und erzählt vom Schicksal des Jungen Ernst Lossa. Seine traurige Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit in Süddeutschland zu Beginn der 1940er Jahre. Der rebellische Sohn fahrender Händler wird als „nicht erziehbar“ eingestuft: Er durchleidet verschiedene Kinder- und Erziehungsheime, bis er schließlich ein Opfer der Euthanasie-Morde der Nationalsozialisten wird.
Einige Szenen für den Film wurden im berühmten Goldenen Saal des Rathauses gedreht. Was nicht einer bitteren Ironie entbehrt. Denn in dem von den Nazis entfachten Zweiten Weltkrieg wurden Rathaus und Goldener Saal zerstört. Nach Kriegsende wurde das Rathaus wieder aufgebaut, der Goldene Saal rekonstruiert und 1996 wieder eröffnet. Das Original stammte vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Es galt schon damals als Highlight der Baukunst mit seinen prächtigen Portalen, Wandmalereien und nicht zuletzt der goldglänzenden Kassettendecke.
Mietwunder Fuggerei
Von dem Rathaus aus erreicht man viele Sehenswürdigkeiten der Augsburger City gut zu Fuß. Gleich vor dem Rathaus kann man den figurenreichen Augustusbrunnen bewundern, ein Prachtstück aus der Renaissance. Vier Wassergottheiten symbolisieren die Augsburger Gewässer Lech, Wertach, Brunnenbach und Singold, weibliche Figuren spenden Wasser aus ihren Bronzebrüsten. Und über allem thront der lorbeerbekränzte Kaiser Augustus.
Von seinem umplätscherten Sockel gelangt man in etwa fünf Minuten zum Geburtshaus von Bertholt Brecht im Lechviertel, in dem ein kleines Museum eingerichtet ist, und noch ein Stück weiter findet man die berühmte Sozialsiedlung Fuggerei mit ihren erstaunlichen Jahresmieten von 88 Cent/Jahr – allerdings ohne Nebenkosten ... Südlich vom Rathaus in der Maximilianstraße ist die historische Moritz-Kirche ein spektakulärer „Hineingucker“ mit ihrem modernen, minimalistischen, ganz in Weiß gehaltenen Innenraum.
Die „Max“-Meile führt weiter zum Merkurbrunnen (einem weiteren Renaissance-Schmuckstück), den Fuggerhäusern mit dem Damenhof (einem wunderschönen Renaissance-Innenhof) und zum Schaezlerpalais mit seinem berühmten Rokoko-Festsaal und der Deutschen Barockgalerie.
Von Augsburg nach Südafrika
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge entlässt „Der geilste Tag“ (2015) den Zuschauer. Zwei sterbenskranke junge Männer, gespielt von Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz, fliehen aus ihrem Hospiz und gehen auf große Reise nach Südafrika, auf der Suche nach dem „geilsten“ Tag ihres Lebens. Ob sie ihn erleben? Oder suchen sie in Wahrheit etwas anderes? Am Ende ist der eine tot, der andere lebt weiter – er war gar nicht krank, sondern Opfer einer Fehldiagnose. Eine Location des „Buddy-Roadmovies“ findet sich in Augsburg auf dem Campus der Universität. Ein altes Backsteingebäude dient dort als das Filmhospiz.
Nicht weit davon im Norden markiert die Wolfzahnau den Zusammenfluss von Lech und Wertach. Das spitz zulaufende, naturgeschützte Stück Land wird von Auwäldern bedeckt. An seinem Nordende, dort wo sich die Lechkanäle vereinen, steht ein Wasserkraftwerk. Das Baudenkmal von 1901 war das erste Wasserkraftwerk, das zur Stromerzeugung der Stadtbachspinnerei gebaut wurde und nicht mehr für den direkten Antrieb. Es leitete die Elektrifizierung von Augsburgs Industriebetrieben ein. Sein riesiges Schwungrad war zuvor auf der Pariser Weltausstellung präsentiert worden.
Fußball ist sein Leben
Augsburg ist eine fußballbegeisterte Stadt. Gut hierher passt deshalb der deutsch-britische Spielfilm „Trautmann“ von Marcus H. Rosenmüller (2018). Darin geht es um den Kicker Gert Traumann, der nach seiner Kriegsgefangenschaft in England bleibt und als Torwart bei Manchester City zur Legende wird. Amateurfußballer stellten im Rosenau- und Karl-Mögele-Stadion Spielszenen mit dem Ball nach. Das Rosenaustadion fasst 28.000 Zuschauer und ist die zweitgrößte Arena der Stadt. Der FC Augsburg absolvierte dort lange seine Heimspiele. Heute steht es unter Denkmalschutz. Die Sportanlage Karl-Mögele bietet Platz für 900 Zuschauer und wurde 1966 erbaut.
Spaziert man von letzterer etwa hundert Meter weiter in Richtung Westen, so trifft man auf die Kulperhütte, einen kultigen Biergarten am Wertach-Ufer und mit freiem Zugang zum Wasser. Im Jahre 1926 wurde die Hütte ursprünglich als Bienenhaus errichtet und später umgebaut. Der Kiosk versorgte Spaziergänger und Badegäste mit Eis, Bier und Fischsemmeln. Und auch heute noch wird man gut verköstigt! Beim Blick auf die Wertach und den Sonnenuntergang fühlt man sich ein bisschen wie im Urlaub. Und kann den einen oder anderen „geilen Tag“ erleben!
Eine unglaublich wahre Geschichte
Die Story von Gustl Mollath erregte deutschlandweit Aufsehen. Er wurde Opfer eines Irrtums der bayerischen Justiz und musste unschuldig mehr als sieben Jahre in der geschlossenen Psychiatrie verbringen. 2014 wurde Mollath freigesprochen. Der ZDF-Dreiteiler „Gefangen – Der Fall K.“ (2017) mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle erinnert an diese unglaubliche Geschichte. Gedreht wurde unter anderem auch in den Räumen der ehemaligen Augsburger JVA an der Hochfeldstraße.
Die Justizvollzugsanstalt ist heute Vergangenheit, Freigang kein Problem! Und so ist man ungehindert in etwa zehn Fußminuten am Wasserwerk am Roten Tor. Das ab 1416 entstandene Ensemble umfasst drei Wassertürme, zwei Brunnenmeisterhäuser und ein Aquädukt. Das Werk war bis 1879 in Betrieb und ist heute ein Glanzstück des Unesco-Welterbes Augsburger Wassermanagement-System. Ein paar Meter weiter bringt die berühmte Augsburger Puppenkiste in einem ehemaligen Spitalgebäude ihre Märchen auf die Bühne. Die liebevoll gestalteten Marionetten haben schon bei vielen Filmen für Fernsehen und Kino mitgespielt. Echte Augsburger eben.