Donaufischerei Kathi und Michael Mayer in ihrem Fischerboot
Petri Heil auf der Donau

Katharina Mayer knüpft an eine 300-jährige Familientradition an: Als Donaufischerin fängt sie bei Straubing Hechte, Welse und Zander. Wir begleiteten sie und ihren Bruder Michael bei der Arbeit

Donaufischerin Kathi Mayer

Der Tag ist gerade angebrochen, träge gurgelt die Donau bei Straubing vor sich hin. In einem Seitenarm lauern Vögel auf Beute, hinter dem hohen Schilf schaut ein Kirchturm hervor. Ein Aluboot tuckert zwischen abgestorbenen Ästen hindurch: Donaufischerin Katharina Mayer und ihr Bruder Michael wollen den Fang der letzten Nacht einholen.

„Wir werfen die Netze immer am späten Nachmittag aus und ziehen sie am nächsten Morgen wieder ein, damit die Fische möglichst kurz darin hängen“, sagt die Mittdreißigerin und schwärmt von der Atmosphäre auf dem Fluss: „Wenn der Nebel noch über dem Wasser hängt, die Stille, die Tiere, die man morgens sieht – das ist schon etwas ganz Besonderes.“

Jagd auf den Edelfisch

Dann holen die Geschwister Zug um Zug das lange Netz ein. „Man weiß nie, was man fängt“, sagt die blonde Straubingerin, während sie mit geschickten Handgriffen einen zappelnden Fisch befreit.

Nasen, Brachsen oder Barben werden vor allem zu Fischpflanzerln

Häufig sind es Weißfische wie Nasen, Brachsen oder Barben, die aufgrund ihrer vielen Gräten zu Fischpflanzerln verarbeitet werden, wie Fischfrikadellen dort heißen.

Es gibt aber auch Hechte, Welse und Zander – der Edelfisch ist besonders begehrt. Fisch um Fisch lässt Kathi in ein großes Becken im Boot plumpsen. Vielleicht sind sogar Tiere dabei, die sie selbst in den Vorjahren ausgesetzt hat: „Wir wildern regelmäßig junge Fische in die Donau oder in Privatteichen aus, um die Bestände zu sichern“, sagt sie.

Mit geschickten Handgriffen befreit Kathi einen Fisch aus dem Netz

Erfolg beim ersten Fischzug

Hätte man ihr vor einigen Jahren gesagt, dass sie bald als Berufsfischerin auf der Donau unterwegs wäre, hätte Kathi vermutlich nur gelacht. Bis 2017 arbeitete sie als Zahnarzthelferin, war für Verwaltung und Abrechnung zuständig. „Eigentlich war immer klar, dass mein Bruder die Ausbildung zum Fischwirt macht und das Geschäft einmal übernimmt“, sagt sie.

Doch dann wurde der Vater überraschend schwer krank. „Da habe ich all meinen Mut zusammengenommen, bin mit einem Arbeiter rausgefahren und habe mir gesagt: Gut, jetzt probierst du’s einfach mal.“ Sie kehrte mit reichem Fang zurück, unter anderem mit einem Zander, dem Lieblingsfisch ihres Vaters – die Nachricht konnte sie ihm kurz vor seinem Tod noch überbringen.

Die Geschwister Katharina und Michael Mayer
Mit dem Ficherboot auf der Donau

300 Jahre als Donaufischer

 „Man darf einfach nicht zimperlich sein“

Seitdem führen Kathi und Michael das Unternehmen gemeinsam. Sie sind die 14. Generation, die Familientradition reicht bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurück. „Mir ist super wichtig, was meine Großeltern und vor allem meine Eltern hier aufgebaut haben“, sagt Kathi.

Anfangs haben ihr viele den Job nicht zugetraut: „Ich war schon mit Vorurteilen konfrontiert.“ Ein Boot steuern, das schwere Netz einholen, Fische bei jedem Wetter aus dem Netz klauben – diese Arbeit galt immer als Männerberuf. „Klar ist es körperlich anstrengend. Man darf nicht zimperlich sein. Auch als Frau werde ich nicht geschont. Und das ist in Ordnung so! Inzwischen sind alle erstaunt, dass man als Frau so eine schwere Arbeit machen kann, wenn man will.“

In den Becken tummeln sich Schleien, Karpfen, Saiblinge, Forellen, Hechte und Rotaugen

Keschern für die Kinder

Wenn Kathi nicht auf dem Wasser unterwegs ist, trifft man sie bestimmt auf ihrem Gelände in Lerchenhaid, in ihrem kleinen Hofladen oder beim Keschern in einem der dreizehn Weiher und Becken, in denen sich je nach Jahreszeit Schleien, Karpfen, Saiblinge, Forellen, Hechte und Rotaugen tummeln.

„Die Kinder sind ganz interessiert, wenn wir einen Fisch fangen“, sagt Kathi. „Sie schauen dann auch zu, wie wir die Fische schlachten, das gehört schließlich mit dazu. Und sie lernen so die Qualität ihres Essens zu schätzen.“ Für die Unternehmerin ist das Töten der Fische Teil des Alltags: „Wenn man schon als Kind Fische schlachtet, dann ist das ganz normal. Wichtig ist, dass es den Tieren in der Zeit, in der sie hier bei uns leben, gut geht.“

Im

Steckerlfisch zum Mitnehmen

Mindestens einmal in der Woche verarbeiten die Mayers ihre Fische zu fertig eingelegten Fischen nicht nur für das traditionelle Gäubodenfest in Straubing, auf dem sie jedes Jahr einen eigenen Stand haben, sondern auch für Privatleute zum Selbergrillen. Die Fische legen sie dafür in Salzlake mit Zwiebeln und Gewürzen ein – nach einem Geheimrezept der Familie.

Weil das beliebte Gäubodenfest im Sommer 2020 ausfallen musste, ließen sich die Fischer etwas Besonders einfallen: „Steckerlfisch to go zu festen Terminen“ für den Grill im eigenen Garten und für die Volksfeststimmung für zu Hause. Keine Frage, dass Kathi auch selbst viel Fisch isst, zum Beispiel als Ceviche auf peruanische Art: „Ich esse nicht so viel wie mein Vater – der mochte ihn wirklich dreimal am Tag. Aber daran sattgegessen haben wir uns noch nicht.“

Mehr zu Kathi und ihrer Arbeit unter fisch-mayer.de

Idyllisch: Die Donau bei Straubing

... für Straubing und Umgebung

Gäubodenmuseum Straubing
Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Region und des Gäubodens.
gaeubodenmuseum.de

Wirtshaus „Zum Geiss“
Unter unseren Biergärten und Wirtshäusern sticht das „Zum Geiss“, das älteste Wirtshaus in Straubing, hervor. Sehr traditionell, mit einer ganz individuellen Wirtin.
zumgeiss-straubing.de

Bayerischer Wald
Der „Woid“ ist nicht weit weg von Straubing. Da gibt es wunderbar idyllische Stellen. Im Winter könnt ihr dort Ski fahren, im Sommer wandern oder biken. Auch die Sommerrodelbahn in Sankt Englmar ist super schön. Am Bogenberg gibt es einen urigen Biergarten, von dem ihr einen herrlichen Ausblick über die Donau habt.
sommerrodeln.de

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