Am Main und an den Hängen des Steigerwalds kultivieren Frankens Winzer hervorragende Tropfen. Verkostet werden sie in oft stilvollen Vinotheken. Wir haben uns drei spannende Adressen in Volkach, Sommerach und Sand am Main angesehen
Fränkisches Weinland
Insgesamt umfasst das fränkische Weinland rund 6.000 Hektar Rebfläche. Viel Silvaner ist dabei, eine der klassischen fränkischen Trauben, aus der auf besten Lagen wie dem Würzburger Stein oder dem Sommeracher Katzenkopf große Weine entstehen. Aber auch internationale Rebsorten wie Chardonnay oder Sauvignon Blanc haben viele Winzer für sich entdeckt – ausgerechnet der Klimawandel schafft in Kombination mit dem fränkischen Terroir neue Möglichkeiten.
In den grünen Bocksbeutel, der seit 2016 im neuen Design schlanker und kantiger daherkommt, werden meist nur Weine höherer Qualitätsstufen abgefüllt. Sie sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie machen. Einige davon haben wir für euch vor Ort besucht.
Volkach: Die Power-Frauen
Das knapp 10.000 Einwohner zählende Städtchen Volkach ist das Epizentrum des Wein-Tourismus. Mit viel Fachwerk und pastellfarbenen Fassaden bereitet Volkach dem Wein eine perfekte Bühne.
Dreizehn Vinotheken zählt das Städtchen. Martha Gehring kennt sie alle. Fast täglich ist sie als „Gästeführerin Weinerlebnis Franken“ mit Gruppen auf Weintour unterwegs, besucht etwa das mehrfach ausgezeichnete „Weingut Max Müller I.“ oder die auch bei der örtlichen Jugend sehr angesagte Vinothek „Fahr Away“.
Die neuen Rebsorten sind Nerven-kitzel und Heraus-forderung
Vinothek im Vintage-Look
Der Name „Fahr Away“ ist ein Wortspiel, der Ortsteil Fahr ist Heimat der Winzerfamilie Braun. Auf 15 Hektar Rebfläche kultiviert sie längst auch Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Shiraz. „Diese neuen Rebsorten sind für Thomas Nervenkitzel und Herausforderung“, so Heike Braun über ihren Mann.
Sie eröffnete 2016 an Volkachs verkehrsberuhigter Hauptstraße die mit gemütlichen Ledersesseln und alten Holzvitrinen eingerichtete Vinothek. Zu essen gibt’s Kleinigkeiten im Tapas-Stil, den Wein schenkt Heike Braun am liebsten in 0,1-Liter-Gläsern aus.
in kleines Hotel und ein Laden mit regionalen Produkten sind angeschlossen. Dort kann man auch den Zwetschgenbrand der Familie Gehring kaufen, die sich – neben dem Weinbau natürlich – auf Edelobstdestillate spezialisiert hat
Sommerach: Der Kellermeister
Barthel, Bäuerlein, Döring, Dusolo, Dilling, Then … – neben dem Logo „Winzer Sommerach“ stehen auf dem Bocksbeutel oder der Bordeauxflasche oft ganz schön viele Namen. Das liegt daran, dass insgesamt neunzig Familien ihre Trauben für die Sommeracher Tropfen liefern.
1901 aus der Not heraus gegründet, ist die Sommeracher Winzergenossenschaft die älteste in Franken. Nach einem ausgeklügelten System koordiniert Kellermeister Stefan Gerhard die Lese in den überwiegend liebevoll im Nebenerwerb gepflegten Weinbergen, um genau die Weine zu bekommen, die er sich vorstellt.
Genossenschaft mit Freiluftbar
Bereits mit 34 Jahren avancierte er zum Ersten Kellermeister der Genossenschaft. Wie die Weinbauern legt auch Gerhard großen Wert auf regionale Rebsorten: „Wir machen nicht jeden Trend mit, sondern verfolgen unseren eigenen Stil.“
Jahr für Jahr entstehen rund fünfzig Weine aller Qualitätsstufen, schließlich hat man mit dem Sommeracher Katzenkopf eine der besten fränkischen Lagen vor der Haustür.
Sehr schön präsentiert werden die Weine in der großen und lichten Vinothek, die dem Sommeracher „Weinreich“ mit Freiluftbar, lauschigen Laubenplätzen und einem sonnigen Innenhof angeschlossen ist. Eine Etage tiefer reifen in zwei Gewölbekellern aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende die edelsten Tropfen der Sommeracher Winzer in Holzfässern.
Sand am Main: Der Sekt-Rebell
Mathias Rippstein hat eine Vision: Er möchte das perfekte Sektglas erschaffen. Hauchzart soll es sein und bauchig, damit sich der Duft und die feine Perlage besser entfalten. Eine ungarische Manufaktur, von der er bereits federleichte Weingläser bezieht, könnte seinen Ansprüchen und denen seines Winzersekts aus Silvanertrauben, der in einem kühlen Stollen in traditioneller Flaschengärung reift, genügen. „Unser fränkischer Sekt hat absolut Champagner-Qualität“, sagt Rippstein, „aber noch ein Imageproblem.“
Ein Sommelier als Winzer
In seinem „ersten Leben“ war Mathias ein mehrfach ausgezeichneter Sommelier, unter anderem im Münchner Gourmet-Tempel „Tantris“ und auf Kreuzfahrtschiffen, bevor er 1996 nach Sand am Main zurückkehrte. Seither wirbelt er das „Weingut A. & E. Rippstein“ kräftig durch. „Ich bin vom Kunstkritiker zum Maler geworden“, sagt der Wein-Maniac, der in den nächsten Jahren seine rund acht Hektar Weinberge im Steigerwald und den Haßbergen komplett auf biologischen Weinbau umstellen will.
Mit Frau und zwei Töchtern wohnt er im ersten Stock eines minimalistischen Neubau-Kubus am Ortsrand, im durchgestylten Erdgeschoss finden Verkostungen für Gruppen statt – wenn er Zeit hat, denn meist ist Mathias in den Weinbergen unterwegs.