Der Naturpark Steinwald im Oberpfälzer Wald ist eine der eindrucksvollsten Landschaften Bayerns. Eingebettet zwischen Böhmerwald und Fichtelgebirge wölben sich Berge und Hügel wie in einem Märchen. Kaum zu glauben, dass die Region selbst in Bayern vielen noch nicht bekannt ist.
Steinwald im Oberpfälzer Wald
SPONSORED STORY Vogelgezwitscher erfüllt die Luft. Eine leichte Brise verströmt den Geruch nach Harz. Wild recken sich junge Birken, Buchen und Ebereschen in die Höhe. Dazwischen halten knorrige Fichten und alte Lärchen die Stellung. Warum der Steinwald so heißt, wird bei einer Wanderung auf einem der schier endlosen Wege schnell klar: Mit seinen bizarren Felsformationen ist der Steinwald richtig großes Kino – obwohl er einer der kleinsten Naturparks Deutschlands ist.
Rehe und Rothirsche fühlen sich hier ebenso wohl wie Dachse, Iltisse und Marder. Auch Habichtskauz, Feuersalamander und Wildkatze gehören zu den Bewohnern des Steinwalds. Selbst die scheuen Luchse konnten per Fotofallen gesichtet werden.
Die größte Katze des europäischen Kontinents verschwand im 19. Jahrhundert aus Bayern – wie Bär und Wolf. In den 80er-Jahren begann man – auf deutscher wie auf tschechischer Seite – wieder Luchse anzusiedeln. So konnte der Jäger mit den Pinselohren Fuß fassen. Die Tiere finden hier ein bestens geeignetes Jagdrevier.
Die Luchsdamen Fee und Julchen, beide aus dem Bayerwald stammend, wurden als Waisen im Steinwald beziehungsweise im Fichtelgebirge freigelassen.
Sechser im Lotto für die Natur
Durch Fotofallen konnte nun nachgewiesen werden, dass Luchsmännchen Finn, ein Sohn der ersten Steinwald-Bewohnerin Fee, Nachwuchs mit Luchsweibchen Julchen hat. Die Ranger Jonas Ständer und Cornelia Greiner, die den Naturpark von Berufs wegen durchqueren, freuen sich: „Das ist wie ein Sechser im Lotto!“, sagt Jonas begeistert.
„Julchen war Waisenkind, wurde aufgepäppelt und erfolgreich ausgewildert. Und es gibt ein Nachtbild von Julchen und Finn.“ Dann lacht er: „Muss beim ersten Date gewesen sein, denn der Nachwuchs kam erst ein gutes Jahr später.“
Jonas deutet auf einen Wegweiser. „Räuberfelsen, Vogelfelsen, Saubadfelsen“ steht darauf. Der Saubadfelsen, findet er, wirkt wie ein verzaubertes Areal aus „Herr der Ringe“. Im Mikroklima dort fühlen sich Kreuzottern wohl: In dem gut durchlüfteten Steinlabyrinth wird es nie ganz heiß oder ganz kalt. Oft haben die beiden Ranger den Eindruck, in einer Filmkulisse zu arbeiten.
Am beliebtesten bei Kindern ist aber das „Bambi“ im Wildgehege. Rotwilddame Sissi lässt sich streicheln und füttern. Die Hirschkuh wurde mit der Flasche aufgezogen und ist – anders als ihre Artgenossen, mit denen Sissi zusammenlebt – keineswegs scheu. Im Gegenteil, sie ist sehr neugierig.
Ein echter Filmdreh
Ein paar Schritte weiter steht das Waldhaus. Einst als Forstsitz errichtet, ist es nun eine Informationsstelle und ein Ausschank mit Gaststube. Hier wurde tatsächlich einmal ein Film gedreht: „Krambambuli“ mit Tobias Moretti, die Erzählung vom Schicksal eines Jagdhundes und seines Herrn, einem Wilderer, nach der gleichnamigen Novelle von Marie von Ebner-Eschenbach.
Ins finstere Mittelalter versetzt fühlt man sich dagegen auf der Burgruine Weißenstein. Das Wahrzeichen des Steinwalds erhebt sich so trotzig in die Höhe, als wäre es noch das Zuhause von Rittern. Die bizarren Felsen rundum schützten die Bewohner jahrhundertelang vor Angreifern. Die Burg galt als uneinnehmbar.
Doch sie ist bei Weitem nicht die einzige Burgruine der Region. Jonas und Cornelia empfehlen auch den Besuch der Burgruine Waldeck in der gleichnamigen Ortschaft. Vom Goldsteig, mit 660 Kilometern der längste Wanderweg Deutschlands, führt eine Abzweigung dorthin.
Burg Waldeck ist über 1.000 Jahre alt und eine der größten und ältesten Burgruinen der nördlichen Oberpfalz. Im Mittelalter wurde sie zwar zerstört, aber seit Jahrzehnten werden ihre Überreste vom Heimat- und Kulturverein Waldeck restauriert.
Die beste Zeit für einen Besuch ist bei Sonnenuntergang, raten die Ranger. Am besten mit Picknick! „Hier Brotzeit zu machen ist ein Geheimtipp.“ Dann müssen Jonas und Cornelia los, denn sie helfen auch bei Forschungsprojekten mit. Heute sollen sie beobachten, wo ein Gartenschläfer – ein seltener Verwandter des Siebenschläfers – seinen Bau erweitert hat.
Forschung und Filmszenen hin oder her, bei all dem Wandern bekommt man Hunger. Deswegen sollte man es nicht versäumen, im Landgasthof „Zum Hirschen“ in Waldershof einzukehren.
Dort kredenzt Familie Wegmann in siebter Generation regionale Köstlichkeiten. Etwa das fein marmorierte Biorindfleisch von Familie Brunner. Die Region Steinwald steht nicht nur für den Naturpark, sondern auch für Nachhaltigkeit. Viele Menschen hier sind stolz darauf, dass sich die Gegend „Öko-Modellregion“ nennen darf.
Öko drauf, Öko drin
„Wir wollen Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr regionale Bioprodukte anbieten und Bio ausweiten“, sagt Günther Erhard, Projektmanager der Öko-Modellregion. Er erklärt: „Statt auf die Landwirtschaftspolitik in Brüssel und Berlin zu warten, bringen wir den Biogedanken selbst voran. In Öko-Modellregionen sind 20 Prozent Bio anvisiert.“
Erhards Tipp: Unbedingt den Biohof Brunner in Kemnath besuchen. Bei Familie Brunner wachsen Limousin-Rinder in Mutter-Kuh-Herden auf. Das sieht mitunter aus wie im Wilden Westen: jede Menge Rinder auf einem Fleck, in freier Natur. Dem Spektakel können Gäste ganz nahe kommen. Wer zu den Öffnungszeiten des Hofladens kommt und fragt, wo die Herde gerade ist, sieht sie vielleicht über die Weide donnern. Wieder eine ideale Filmkulisse.
Schon 2008 haben die Brunners ihren Hof auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Hans und Lissy Brunner sind die Senior-Chefs, alle fünf Töchter arbeiten nebenbei mit. Ihre Rinderrasse Limousin kommt ursprünglich aus Frankreich und ist berühmt für ihr besonders feines Fleisch. Die Tiere haben ein sogenanntes „Mehlmaul“ – eine Schnauze, die aussieht, als hätten sie gerade aus dem Mehlsack genascht – und einen kecken Haarschopf, eine nach oben stehende „Frisur“ wie ein Irokesenkamm.
Jede Kuh hat ihre eigene Persönlichkeit
Trotz der großen Herde kennen die Brunners jedes Tier genau. Die Rinder werden geherzt, mit Kosenamen bedacht und mit ihren Eigenheiten akzeptiert. Wieso gibt es keinen Stall? Weil die Tiere das ganze Jahr über draußen sind. Gibt es nur Kühe? Nein, auch Kälber, Jungtiere und jedes Jahr einen Stier. Dieses Jahr heißt er Cäsar: Ein entspannter Bulle, der seinen Harem gut zwölf Monate lang beglücken darf, bis ein Nachfolger kommt. Dadurch gibt es genetische Vielfalt, Inzucht wird vermieden.
Und was hat es mit der Wellnessoase auf sich? Hans Brunner kratzt sich am Kopf und schmunzelt. Eine riesige, batteriebetriebene Bürste, mit der sich die Rinder im Stehen den Rücken massieren können, hat er selbst erfunden und gebaut. Sobald sich eine Kuh unter die mit Solarstrom betriebene Bürste stellt und sie berührt, beginnt die Massage.
„Manchmal ist die Wellnessoase 20 Stunden am Tag in Betrieb“, sagt Lissy Brunner und lacht. Sie streichelt Rosalinde, eine der zutraulichsten Kühe. Das Jungtier ist verschmust und vorwitzig. Jede Kuh hat ihre eigene Persönlichkeit. Auf dem Brunner-Hof finden alle von selbst ihren Platz in der Herde. Sogar einen Kindergarten gibt es, weiß Sophie, die jüngste der fünf Brunner-Schwestern. „Die Kälber sondern sich tagsüber ab“, erzählt sie, „sie spielen manchmal sogar Fangen.“
Wie innig das Verhältnis von Menschen zu ihren Tieren sein kann, wie respektvoll Menschen Tiere behandeln können, ist auf dem Biohof Brunner sichtbar. Bei Familie Brunner haben die Tiere ein würdiges, naturnahes Leben. Der Steinwald ist eben wirklich paradiesisch: für Mensch und Tier.
Weitere Infos zur Region Oberpfälzer Wald und dem Naturpark Steinwald.