3.Flaschen von
Hochgenuss im Bayerischen Wald

In der Bierkulturregion Niederbayern ist der Name Programm. Regelmäßig haben die Brauereien hier buchstäblich Bock und kreieren gemeinsam Starkbiere zum Verlieben

Lesezeit: 11 Minuten

Bernhard Sitter: Meister des Bier-Mixens

Anzeige | Von wegen Mischen impossible: Als Biersommelier weiß Bernhard Sitter nur zu gut, dass der richtige Mix auch beim Bier so viel größer sein kann als die Summe aller Teile. Gäste in seinem „1. Bier- und Wohlfühlhotel Gut Riedelsbach“ in Neureichenau können das sogar in der Sauna erleben.

„Der Aufguss besteht immer aus Cuvées“, erzählt Sitter und gerät sogleich ins Schwärmen, wenn er von den edlen Verschnitten bei der schweißtreibenden Schnupperprobe erzählt: „Gestern war es als Basis wieder das Blonde und das Schwarzbier unserer Hausbrauerei, gemischt mit Weißbier aus der Weizenbrauerei in Passau, einem Kellerweizen-Bock aus Regensburg und einem Rodenbach Fruitage mit Kirsch- und Beerenaroma.“

Bernhard Sitter mixt ein Bier zusammen im Bräustüberl. Der Mann hat graue Haar mit einer zurückgehenden Haarlinie und trägt ein grauen Ziegenbart. Er hat zudem noch eine schwarze Brille an
Im Wellnessbereich von Gut Riedelsbach gibt es Bierfakten zu sehen, wie zum Beispiel

Gut Riedelsbach: Bierparadies im Bayerischen Wald

In der Mittelgebirgs-Idylle des Bayerischen Walds ist Gut Riedelsbach die erste Adresse für Bierfans und jene Besucher und Besucherinnen, die es während des Aufenthalts sicher werden. Weit über 100 Biere gibt’s im Angebot, Tausende von Bierkrügen zieren Wände und Wendeltreppen.

Die Ruhebetten im Sauna- und Poolbereich sind Bierfässern nachempfunden, ebenso die Türen mancher Hotelzimmer, die zum Teil von Partner-Brauereien gestaltet wurden. Erntereife Hopfenfelder als Riesendrucke an den Wänden erzeugen das Gefühl, als ob man im leuchtend grünen Hopfenwald steht.

Bei den Lampen waren Hopfenblüten das Vorbild und natürlich findet sich das Thema auch in der Küche wieder, in den hauseigenen Broten und Brotaufstrichen etwa. Oder bei den „Bier-Kulinarien“ – mehrgängige Menüs, während denen man als Begleitung bis zu zehn verschiedene Biere probieren kann. Mittlerweile gibt es sogar drei Biersommeliers im Haus: Auch Sohn Bernhard Sitter jun. und Schwiegersohn Marco haben die Ausbildung gemacht.

Ein Hotelzimmer im Gut Riedelsbach. Das Zimmer ist mit Holz und Grünen Farben eingereichtet

Hirz'sche Brautradition: Die Vielfalt des Apostelbräus

Bier gehört in Bayern bekanntlich zum Lebensgefühl und ist verbindendes Kulturgut. Das gilt besonders hier in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau in der Grenzregion zu Österreich und zur Tschechischen Republik. In der Vereinigung „Bierkulturregion Niederbayern“ taten sich 2017 acht Brauereien der Gegend mit hübschen Hotels und Landgasthöfen zusammen für „exklusive Bierspezialitäten und intensive Genussmomente“. Bernhard Sitter und Rudi Hirz sind Gründungsväter und treibende Kräfte der Bierkulturregion.

Rudi ist in vierter Generation Chef des Apostelbräu oberhalb des Städtchens Hauzenberg. In der kleinen Brauerei hat er sich in den vergangenen Jahren auf das Brauen mit alten Getreidesorten spezialisiert. Das Faible fürs Urkorn begann, als er noch mit seinem Vater 1990 das erste Dinkelbier braute – der Beginn der Craft-Beer-Produktion in Niederbayern.

Heute sind fünfzehn Biersorten im Angebot, darunter ein Pale Ale, ein helles Bier, das mit obergäriger Hefe und besonders viel Hopfen hergestellt wird. Oder das Farmhouse Ale, eine Biersorte, die ihren Ursprung in Bauernhöfen Nordeuropas hat, wobei die wilden Hefen dem Bier eine charakteristische Schärfe verleihen. Die Highlights sind aber die Gebräue mit außergewöhnlichen Getreidesorten wie Emmer, Urkorn oder Schwarzem Hafer.

„Normale Biere gibt’s bei mir nicht“, sagt Hirz stolz. Alle sind unfiltriert und naturtrüb. Als eine der ganz wenigen Brauereien vermälzt Apostelbräu das Getreide selbst. In der offenen, direkt befeuerten Sudpfanne entsteht ein Karamellisierungseffekt, den man am Ende im Bier auch famos schmeckt.

Der Laden von Apostel Bräu ist mit Holzwänden und schwarzen Metallschränke ausgestattet. Auf den Schränken sind verschiedene Biersorten verteilt, mit unterschiedlichen Farben an Etiketten

Apostelbräu: Wo Biergenuss auf Innovation trifft

Außerdem experimentiert Hirz mit innovativen Hopfensorten und baut gleich neben der Brauerei selbst Hopfen an. Und manchmal macht’s auch beim Hopfen der Mix: Beim Dinkel-Bock ist der sogar international, mit Zutaten aus allen Regionen im Dreiländereck.

Probieren kann man die Hirz-Spezialitäten in der eigenen Gastronomie. In der „Brauliebe“ können die Gäste sogar in einem Braukessel Platz nehmen. Dass das Lokal darüber hinaus an einen US-Diner erinnert, kommt nicht von ungefähr. In New York und Philadelphia hat Hirz sich die Liebe der Amerikaner für gut gemachtes Bier abgeschaut. Und bei Apostelbräu danach auch gleich mal ein Bier-Drive-in eingerichtet. „Das wird auch gut genutzt“, freut sich Hirz.

Was vor allem die US-Brauer wissen, aber nicht nur die: „Jedes Bier braucht eine Geschichte“, so der oberste Apostel von Hauzenberg. Die auffallend große Flasche des „Hopfenklang“ mit dem markanten weißen Etikett im Hirz-Sortiment kann sogar eine richtig tolle Geschichte erzählen. Die Anleihe aus der Musik im Biernamen ist mit Bedacht gewählt, denn wie ein gut eingespieltes Orchester ist die Sonderedition das Starkbier gewordene Ergebnis aller Solisten der Bierkulturregion. Von Konkurrenz keine Spur, ganz im Gegenteil: Regelmäßig trifft man sich und heckt dabei Gemeinschaftsprojekte aus.

Eine Verkostung im Bräustüberl Freyung. Mehrer Menschen sitzen an Tischen und probieren verschiedene Arten von Bier
Rudi Hirz steht neben einen Turm von kleinen Bierfässern und probiert seinen selbst gebrauten Whisky

Bierkultur in Aktion: Die Partnerschaft der Brauereien

Vom Hopfenklang gibt es derzeit schon die sechste Edition bzw. Partitur, um im Musikbild zu bleiben: ein Farmhouse-Bock mit bekömmlichem Schwarzhafer, der in seinem Farbenspiel an „reife Kastanien erinnert“, so Hirz.

Mit frischen, fruchtigen und im Abgang süßlichen Aromen sei der ein toller Begleiter zu Hauptgang oder Dessert. Er wird aber nicht im „Halbliterhenkel“ serviert, sondern stilvoll im Verkostungs- oder Rotweinglas! Die Rezeptur des Hopfenklangs wird von allen Brauereien gemeinsam entwickelt und im Apostelbräu eingebraut.

Die nächste Idee braute sich kürzlich bereits im historischen „Bräustüberl“ von Freyung zusammen: Die Partner-Brauereien Sitterbräu, Lang Bräu Freyung, Apostelbräu, Brauerei Aldersbach, Dampfbierbrauerei Zwiesel, Bucher Bräu Grafenau und Brauerei Hutthurm waren am Start, Landräte und Bürgermeister kamen zur Verkostung. Und Biersommelier Bernhard Sitter tat, was er am liebsten tut: Er mischte. Was, wird noch nicht verraten, kann aber ab 1. Mai 2024 probiert und gekauft werden.

Verschiedene Bierflaschen stehen auf einem Bierfasstisch. Sie werden bei einer Verkostung im Bräustüberl genutzt
Rudi Hirz von der Bräuerrei Apostel-Bräu steht an einer Miniaturversion seiner Brauerei Kessel und rührt in diesem rum

Gut zu wissen

Übrigens, auf den Geschmack der Bierkulturregion kann man auch kommen, ohne in den Osten Bayerns zu reisen: Regelmäßig bietet der Verbund Online-Verkostungen an. Die Biere kommen dabei zum Glück nicht als Bits und Bytes, sondern vorher mit der Post.

Mehr Infos unter bierkulturregion.de

Alle weiteren Angebote der Region sind auf der Webseite bayerischer-wald.de zu finden.

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