Weite Wälder, sanfte Hügel und grüne Täler. Der Vier-Seen-Radweg führt auf 32 Kilometern durch den seenreichen Süden des Oberpfälzer Waldes, das Oberpfälzer Seenland. Mitten drin: Wackersdorf. Nicht gerade eine Region, die man mit Glamour in Verbindung bringt.
Oberpfälzer Seenland im Oberpfälzer Wald
SPONSORED STORY Als wir anreisen, leuchtet die Sonne so hell, wie sie es nur im Altweibersommer schafft. Von der Promenade am Ostufer des Steinberger Sees, dem größten Gewässer der Oberpfalz, geht es durch die Ortschaft Steinberg am See. Durch einen dichten Laubwald kommen wir wieder ans Ufer. Ein einsames Ruderboot gleitet über den See. Manche könnten die Region als verschlafen bezeichnen: Wir erleben unsere Tage hier hingegen als wohltuende Kraftquelle.
Mittags stärken wir uns mit einem panierten, traditionell frittierten Karpfen im Gasthof Fenzl in der Ortschaft Steinberg am See. Mit unserem köstlichen Mahl sind wir mitten im Thema Nachhaltigkeit. Denn Karpfenteiche, wie es sie hier zahlreich gibt, zählen zu den artenreichsten Biotopen Europas. Karpfen sind außerdem genügsame Fische, die Pflanzen, Algen und Kleintiere fressen. Sie müssen kaum gefüttert werden und schonen Ressourcen.
Wir lernen vom Wirt: Die ganze Gegend hat sich vorbildlich dem Thema Ökologie verschrieben. Beispielsweise versucht man den Gästen – im Sinne der Nachhaltigkeit – ganz bewusst die Ferien auch außerhalb der klassischen Ferienzeiten schmackhaft zu machen. Wir nicken zustimmend. Wir finden die Nebensaison auch außerordentlich attraktiv: Die Ruhe, die Weite, viel Platz für uns.
Früher wurde Kohle abgebaut – und Dörfer aufgegeben
Unsere Tritte in die Pedale werden langsamer, der Puls schneller, während sich über dem See der Nebel löst. Dutzende Kilometer schlängeln sich grenzenlos am Wasser vorbei. Bergauf und bergab, alles sehr moderat. Manche Ufer bieten karibisch wirkende Strände, andere spektakuläre Sportarten wie Wakeboarden oder Wasserski, daneben wieder paradiesische Ruhe: Rückzugsorte für Kanada- und Graugänse.
Wie ein Scherenschnitt heben sich die stillen Wälder über dem Knappensee in den Himmel. Heute sind die Radwege durch den Wald idyllisch. Das war nicht immer so. Denn früher war die Oberpfalz eine ärmliche Gegend.
Goldgräberstimmung brach erst Anfang des 19. Jahrhunderts aus, als ein Wackersdorfer beim Brunnengraben Kohle fand. Der Rausch überfiel die Region wie ein Fieber: Die Erde wurde aufgewühlt und Dörfer umgesiedelt, um die Kohle auszugraben. Der Bergbau dominierte fortan. Bis Anfang der 1980er Jahre wurden im Tagebau 185 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Keine Spur von Naturerlebnis damals.
Jeder kann hier glücklich werden, egal ob Genusswanderer oder Adrenalin-Junkie!
Das ist lange her. Die Kohle ist Vergangenheit, die Seen sind geflutet, die Wälder aufgeforstet. Und die Wiederaufbereitungsanlage WAA, wegen der die Ortschaft Wackersdorf bundesweite Berühmtheit erlangte, wurde nicht gebaut.
Dass schon 1951 bei der Erschließung der Kohlereviere – vertraglich festgelegt – die anschließende Rekultivierung festgeschrieben wurde, war ein frühes Glück. Deshalb wirken Wald und Seeufer heute so gelungen, als gäbe es sie schon immer. Wildtiere fühlen sich wohl, sogar seltene Greifvögel wie Fischadler und Falken, drehen am Himmel ihre Kreise.
„Unsere Tagebauseen mit Tiefen bis teilweise 50 Meter sind bei Tauchern wegen der guten Sicht sehr beliebt. Der Fischreichtum, in den nicht durch Tagebau entstandenen Seen und den Flüssen im Oberpfälzer Seenland zieht Angler in die wasserreichste Region Ostbayerns,“ erzählt Elisabeth Wißmann schmunzelnd, die Führungen durch die Region leitet.
Die schlanke, sportliche Frau ist sich des einzigartigen Erbes ihrer Heimat bewusst: „Jeder kann hier glücklich werden, egal ob Genusswanderer oder Adrenalin-Junkie!“
Es gibt Stand Up Paddling, Segel-, Ruder- und Tretboote zum Mieten. Ebenso Wakeboarding auf der modernsten Anlage Europas und Wasserski auf einer der beliebtesten Anlagen weltweit.
Eine hochhaushohe Holzerlebniskugel zum Begehen steht am Ufer des Steinberger Sees. Sie bietet spektakuläre Ausblicke über die Baumkronen, die besonders bei Kindern sehr beliebt ist.
Es gibt sogar eine Ferienwohnanlage ein paar Schritte weiter. Jedes klimaneutrale Chalet dort hat eine eigene Sauna. Wie in Finnland. Ein Traum, den man sich andernorts kaum leisten könnte. Nach dem Schwitzen in der Sauna gleich in den See zu springen: Was für eine Erfrischung! Die anliegenden Mischwälder scheinen ohnehin so wild wie in Skandinavien.
Elisabeth Wißmann referiert über die Geschichte der Region: „Im Tertiärwald, unweit des ehemaligen Werksgeländes aus der Braunkohlezeit, wurde ein kleiner botanischer Garten der Erdgeschichte angelegt. Im Zeitalter des Tertiär ist nämlich die Wackersdorfer Braunkohle hier entstanden.“
Sie zeigt auf ebenjenen aufgeforsteten Wald, der im einstigen Hochsicherheitsgebiet des Kohlebergbaus angelegt wurde: Buchen, Eichen und Fichten, filigrane Farne und duftende Pilze.
Wißmann ist hier aufgewachsen und hat alles miterlebt: Den Wandel vom Industriestandort zum Naturreichtum. Der Wald und seine Seen sind einzigartig, schwärmt sie. Jeder See und jeder Wald hat seine eigene Stimmung. Blätter rauschen im Wind, als wir an bunten Hecken vorbeifahren und sprudelnde Bachläufe entdecken. Alles wirkt perfekt gepflegt. Die Oberpfälzer lieben ihre Heimat, das ist spürbar.
Denkmäler früherer Industrie sind heute Zeitzeugen
Dass der Umbau von der einstigen Industrieregion so gut gelang, hätte damals niemand für möglich gehalten. Die Einheimischen sind heute stolz auf ihre „Zeitzeugen-Denkmäler“: Die Schaufelräder, die historischen Eisenbahnwaggons und Loren (Transportwägen für die Kohle), die als Ausstellungsstücke hin und wieder den Vier-Seen-Radweg flankieren.
Diese Radtour führt in einer Art liegender Acht um den Steinberger See, entlang des Knappensees und Brückelsees zum Murner See. Dort erwartet uns ein weiterer Aussichtsturm und der Erlebnispark Wasser-Fisch-Natur mit seinen Lehr- und Spielteichen.
Beim Abschied kommt Wehmut auf, die so gut in dieses herzlich-raue Klima passt. Die Sonne geht filmreif unter. Darauf stoßen wir an – mit einem Aperol Spritz. Denn Gastwirtschaften und Seeterrassen gibt es zahlreich an den Ufern der Seen. Beim Zuprosten zaubert das Abendrot ein bernsteinfarbenes Leuchten in unsere Gläser, bevor die Sonne hinter dem Wald verschwindet. Dann und wann kann das Oberpfälzer Seeland ziemlich spektakulär sein. Und sogar ein bisschen glamourös.