Wie der Name schon sagt: Der Fünf-Flüsse-Radweg begleitet auf rund 300 Kilometern Donau, Altmühl, Pegnitz, Vils und Naab. Schön flach, Handbike-tauglich und bestens beschildert verbindet er bezaubernde Orte und stolze Städte. Der heimliche Star ist aber ein eher stilles Gewässer
Auf dem Fünf-Flüsse-Radweg
Kann ein Radweg eine Erfolgsgeschichte sein? Und ob! Vor rund 40 Jahren geplant, führt der Fünf-Flüsse-Radweg entlang von Flusstälern und durch idyllische Ortschaften im Herzen von Bayern. Man zog Landkarten zurate, checkte Querverbindungen, Nebenstraßen und mögliche Übernachtungsorte entlang der ungefähr 300 Kilometer langen Rundtour. Diese Vorarbeit bildete die Basis für einen Fernradweg par excellence.
Von der Donau bis zur Naab
Heute ist der Fünf-Flüsse-Radweg ein touristisches Highlight, bei dem zwölf Landkreise und Städte in drei Regierungsbezirken zusammenarbeiten. Und eine der schönsten Fahrradtouren, die man in Bayern unternehmen kann.
Unterwegs ist immer ein Fluss in der Nähe: die breite Donau von Regensburg bis Kelheim, die Altmühl in ihrem lieblichen Tal, die Pegnitz, die Nürnberg durchfließt. Die attraktive Stadt Amberg wird von zahlreichen Kanälen der Vils durchzogen, die in dem Bilderbuchstädtchen Kallmünz in die Naab mündet. An der Naab wiederum finden sich besonders viele schöne Badeplätze
Ideal für alle Radfahrer
Mit großem Verständnis für die unterschiedlichen Typen von Radfahrern – von der Freundesgruppe im Genussmodus über sportlich ambitionierte Paare bis zu Menschen, die mit dem Handbike unterwegs sind – arbeitet Uwe Stanke als Projektmanager in Teilzeit daran, die Website auszubauen, das Kartenmaterial zu optimieren und sein Herzensprojekt in den Sozialen Medien vorzustellen. Unterstützt wird er dabei von den zwölf Landkreisen und Städten entlang des Wegs, die die Beschilderung stets auf dem aktuellen Stand halten.
Los geht’s an der Donau
Wir starten mit Uwe in Regensburg, der stolzen, zum UNESCO-Weltkulturerbe geadelten Stadt an der Donau. Neben dem Dom ist die Steinerne Brücke eine der großen Attraktionen der mittelalterlich geprägten Stadt. Bereits im Jahr 1135 wurde mit ihrem Bau begonnen, jahrhundertelang fungierte sie als wichtigste Verbindung für die Fernhandelswege über die Donau.
Gemütlich rollen wir im Schritttempo neben Eis essenden und für Selfies posierenden Fußgängern auf rund 300 Meter Länge über beide Donau-Arme und halten immer wieder an, um den Ausblick über den Fluss zu genießen, in dem sich Bäume und bunte Häuserzeilen spiegeln. Mit dem Spitalgarten lockt auf der drüberen Seite im Stadtteil Stadtamhof der erste Biergarten der Tour. „Insgesamt sind es rund siebzig urige Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke“, sagt Uwe, der alle Daten im Kopf hat.
Flexible Routenplanung
Erstes Etappenziel am nächsten Tag ist Kelheim, gerade mal 30 Kilometer von Regensburg entfernt. Wer sich das volle Besichtigungsprogramm geben will – hinauf zur Befreiungshalle, Schifffahrt durch den Donaudurchbruch zum Kloster Weltenburg –, macht schon hier Station für die Nacht. Sportlichere Reisende entscheiden sich für die Weiterfahrt in den bezaubernden Markt Essing im Altmühltal oder gleich bis Riedenburg. Das ist ja das Schöne am Fünf-Flüsse-Radweg: Jeder kann sich seine Etappen nach Lust und Laune, nach Kondition und Interesse einteilen.
Einkehr über dem Altmühl-Altwasser
Essing zählt noch zur Region Kelheim und besitzt mit dem Biergarten der Brauerei Schneider auf einer Terrasse über dem Altmühl-Altwasser sicher eine der schönsten Einkehrmöglichkeiten am Radwegrand. Viele der liebevoll restaurierten Häuser ducken sich unter hellgraue Jurafelsen, überragt von der Burgruine Randeck. Am Ortsausgang buckelt sich der „Tatzlwurm“, eine der längsten und spektakulärsten Holzbrücken Europas, über den Main-Donau-Kanal.
300 Kilometer mit dem Handbike
Zertifiziert mit dem Label „Urlaub für alle“, sind die meisten Attraktionen der Region Kelheim übrigens barrierefrei zugänglich. Ein Thema, das Uwe besonders am Herzen liegt: „Ich habe mir einfach mal gedacht, dass unser flacher Fünf-Flüsse-Radweg doch auch eine super Sache für Menschen wäre, die mit dem Handbike unterwegs sind.“
Gedacht, getan: Uwe lud den Handbike-Blogger Veit Riffer ein, die gesamte, gut 300 Kilometer lange Strecke mit dem Handbike zu testen. Heraus kam, dass die Tour hervorragend geeignet ist. Nur an manchen Stellen mit stark schotterigem Untergrund oder hohen Rampen wird es schwierig für Handbiker, aber dafür gibt es jetzt Umleitungen.
17 Abstecher: Was darf's sein?
Auch ein Veranstalter bietet mittlerweile den Fünf-Flüsse-Radweg samt Rolli- und Gepäcktransport mit einer empfohlenen Dauer von acht Tagen an. Wer auf zwei Rädern unterwegs ist, kann bei mittlerweile fast vierzig Anbietern ebenfalls bequeme Pakete mit vorgebuchten Unterkünften und Gepäcktransport buchen.
Die meisten Radler aber sind auf eigene Faust unterwegs. Für sie hat Uwe neben der äußerst ausführlichen Tourenkarte einen Flyer mit Angaben zu Gastgebern konzipiert, der auch Entfernungsangaben enthält – die einen reißen die 300 Kilometer in drei Tagen herunter, andere nehmen sich mehr Zeit.
Wer ganz individuell planen möchte, kürzt eventuell einige Etappen des offiziellen Radwegs mit der Bahn ab (Uwe: „Am gesamten Radweg haben wir 23 Bahnhöfe.“) und erkundet einige der siebzehn Tagesabstecher-Etappen, die ebenfalls ausführlich beschrieben sind.
Vor allem für Wiederholer, die schon einmal die gesamte Tour absolviert haben, sind etwa die 27 Kilometer kurze „Räuber- und Rittertour“ ab Riedenburg im Altmühltal oder die 50 Kilometer lange und mit einigen Höhenmetern versehene „Geschichtsschleife“ ab dem fränkischen Lauf an der Pegnitz eine schöne und lohnende Abwechslung.
Lademöglichkeiten für E-Bikes
Wir strampeln weiter auf der Hauptroute: Von Riedenburg geht es nach Dietfurt im Altmühltal, wo sich Radler im traditionsreichen Gasthof „Zum Bräu-Toni“ stärken und in einem der schlicht-sympathischen Zimmer übernachten können. Wie fast überall am Fünf Flüsse-Radweg gibt es auch hier eine Extra-Garage für die Zweiräder nebst Lademöglichkeit für E-Bikes.
Wer nur einen kurzen Stopp in Dietfurt einlegt, kommt am ständig umlagerten Eiscafé „Valentina“ nahe dem viel fotografierten „Chinesenbrunnen“ des Bildhauers Lothar Fischer sicher nicht vorbei.
Fast noch ein Geheimtipp für den Picknickstopp ist dagegen ein kurzer Abstecher zur öffentlichen Floßanlage der Stadt Dietfurt am historischen Ludwig-Donau-Main-Kanal. Mit Muskelkraft zieht man Mensch und Bike auf dem hölzernen Floß auf die gegenüberliegende Seite, wo schöne, schattige Rastplätze warten.
Den Alten Ludwigskanal entlang
Bald nach Berching begleitet der Alte Ludwigskanal den offiziellen Radweg – ein stilles, teilweise regelrecht verwunschenes Gewässer. Auf der dunkelgrünen Oberfläche blitzen die Sonnenlichter durchs Blätterdach, an manchen Stellen breiten sich Seerosen aus. Rund 50 Kilometer folgt der Radweg dem nur noch streckenweise von Ausflugsschiffen genutzten Kanal.
Mit der schönste Abschnitt liegt bei Schwarzenbruck. Dort sind wir schon in Mittelfranken angekommen. Genuss- wie Rennradler teilen sich den Weg, der vorbei an zahlreichen Schleusen führt, mit Spaziergängern und Gassigehern, sodass man etwas Vorsicht walten lassen sollte.
Europäische Hauptwasserscheide
Mit Nürnberg ist die nächste große Stadt am Fünf-Flüsse-Radweg erreicht. Bis Hersbruck begleitet uns danach die Pegnitz, später geht es durch sanfte Flussauen und über grüne Hügel. Bei Schönlind überquert die Strecke die Europäische Hauptwasserscheide und führt ins sogenannte „Ruhrgebiet des Mittelalters“ – dank der zahlreichen Wasserstraßen konnte das hier gewonnene Eisenerz in alle Welt verschifft werden. 75 Kilometer sind es von Nürnberg bis Amberg, wo man sich durchaus einen Tag Pause gönnen kann.
Übernachten im Knast
Mit Hubert Zaremba, dem Tourismusreferenten von Amberg, rollen wir entlang der Vils durch die mittelalterliche Stadt. Weil das Kopfsteinpflaster vieler Straßen unser Tempo senkt, nehmen wir schöne Details wahr, etwa die Rosen, die sich an vielen pastellfarbenen Häusern emporranken.
Vor einem eher unscheinbaren Gebäude hält Hubert mit einem Schmunzeln an. Es ist das „Hotel Fronfeste“, ein ehemaliges Gefängnis, dessen dreißig Zimmern man die Vergangenheit als Zellen noch deutlich anmerkt.
Zum Frühstück gibt es freilich keinen Haferschleim, sondern eine bunte Palette frischer und regionaler Produkte – serviert im „Kit(t)chen“. Gerade checkt eine Motorradfahrer-Gruppe aus Bremen aus, die sichtlich Spaß an der ungewöhnlichen Unterkunft hatte.
Idyllischer Stopp an der Quelle
Hinter Amberg verläuft der Radweg teilweise auf ehemaligen Bahnlinien, die dem Erztransport dienten, passiert das Kultur-Schloss Theuern mit seinem Industrie- und Bergbaumuseum sowie das Kloster Ensdorf nebst der reich ausgeschmückten Asamkirche im Vilstal. Ein idyllischer Stopp bietet sich bei der Quelle Rammertsbrunn an, die am Ufer der Vils ein kleines grünes Biotop speist.
Badepause an der Naab
Mit Kallmünz ist das letzte Highlight vor der Rückkehr nach Regensburg erreicht. Kaum ein Radfahrer, der nicht auf der historischen Steinbrücke posiert – im Hintergrund staffelt sich der mittelalterliche Ort an eine Felswand, über der eine gigantische Burgruine thront. Saftig grüne Auen markieren den Zusammenfluss von Vils und Naab.
Der fünfte Fluss des Radwegs führt nach Pielenhofen mit seinem Kloster aus dem 13. Jahrhundert und zu einer angenehmen Badepause auf der Wiese. Wer mag, kann sich beim „Bootsverleih Pielenhofen“ ein Kanu mieten und ein bisschen auf dem ruhigen Fluss paddeln. Uns zieht es nach einem mächtigen Eiskaffee nun aber auf die letzte Etappe nach Regensburg. Stolz und zufrieden rollen wir ein letztes Mal über die Steinerne Brücke, an der wir gestartet sind.