Bernhard Rieger: Lüftlmalerei am Hotel Rheinischer Hof in Garmisch-Partenkirchen
Alpen-Graffiti

Große Bilder leuchten von alten Häuserwänden im bayerischen Voralpenland. Lüftlmalerei nennt man das. Maler Bernhard Rieger kümmert sich um die alten Werke und setzt mit eigenen Motiven spannende Akzente

Lüftlmalerei: Künstler Bernhard Rieger

Große Bilder leuchten von alten Häuserwänden im bayerischen Voralpenland. Lüftlmalerei nennt man das. Maler Bernhard Rieger kümmert sich um die alten Werke und setzt mit eigenen Motiven spannende Akzente.

Wer nach Mittenwald im Werdenfelser Land reist, sieht schon auf den ersten Blick, dass der Ort etwas Besonderes ist. Große Bilder zieren viele der alten Häuserwände. Die sogenannte Lüftlmalerei prägt seit Jahrhunderten das Ortsbild nicht nur hier, sondern in zahlreichen oberbayerischen Dörfern und Städten.

Die Szenen erzählen meist Geschichten vom traditionellen Leben und dem tief verwurzelten Glauben der Dorfbewohner: Holzarbeiter und Flößer gehen ihrer Arbeit nach, der heilige Christophorus trägt das Jesuskind über den Fluss und bei einer fröhlichen Wirtshausszene wird ausgiebig gefeiert.

Lüftlmalerei „200 Jahre Zugspitzerstbesteigung“ in Garmisch-Partenkirchen

Bilder aus und für die Heimat

Die Kunst der Freskenmalerei ist eine volksverbundene Variante der barocken Trompe-l’œil-Malerei. Die Bilder werden in Freskotechnik auf den frischen Kalkputz an der Hauswand aufgebracht. In einer chemischen Reaktion „verkieseln“ die Farben mit dem Putz, was die Bilder wasserfest und dauerhaft macht.

In Mittenwald und den Nachbarorten sind noch viele Gemälde erhalten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, pflegt der Künstler Bernhard Rieger die traditionelle Kunstform der Lüftlmalerei. Er restauriert die teils mehr als 200 Jahre alten Gemälde und schafft neue Kunstwerke.

Der Künstler nutzt das alte Handwerk, um den Menschen ein Stück Heimat zu bringen, sei es auf dem Land oder in der Großstadt, in Bayern oder außerhalb. Wie die alten Lüftlmaler interpretiert er dabei Geschichten aus dem Leben. „Ich befasse mich immer mit dem Haus, seinen Bewohnern, seinem Umfeld und der Region und lasse das in meine Gestaltung einfließen.“ So hält Bernhard Rieger diese Kunst auch heute noch lebendig.

"Ich mochte schon als Kind die Lüftlmalereien und wollte das später auch machen"

Altes Handwerk trifft moderne Kunst

In seinem Schauraum „Almbiente“ gewährt er Besuchern Einblick in seine Arbeiten: Neben den Lüftlmalereien gibt es auch Leinwandbilder im Pop-Art-Stil sowie Einrichtungsgegenstände und Dekorationen seines Labels „Alpenterieur“ zu bestaunen. Letztere entstehen in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Wolfgang, der die Objekte aus Altholz und historischen Baustoffen schreinert.

Wie Bernhard Rieger zur Lüftlmalerei gekommen ist? Das hat vor allem mit seiner Liebe zur Heimat zu tun. „Ich mochte schon als Kind die Lüftlmalereien und wollte das später auch machen“, erzählt er.

In seiner Schulzeit malt er, bekommt sogar Aufträge. Nach dem Abitur bringt er sich die Lüftlmalerei selbst bei. Das Spezialwissen über die chemischen Prozesse lernte er zum Teil aus Schriften des 18. Jahrhunderts. Seine Bilder halten ohne Weiteres mit der Qualität alter Werke mit.

Lüftlmalerei „Gemsen“ Garmisch-Partenkirchen

Lüftlmalerei: Haltbares Alpen-Graffito?

„Streng genommen sind viele meiner Arbeiten eher Fassadenkunst“, erklärt Bernhard Rieger und zeigt eine Fotografie von der Fassade des Hotels „Rheinischer Hof“ im benachbarten Garmisch-Partenkirchen, auf der zwei Bergsteiger aus verschiedenen Epochen gemeinsam einen Berg erklimmen.

„Die traditionelle Lüftlmalerei arbeitet mit mineralischen Farben und stellt meist bäuerliche und religiöse Motive dar, wie es im 18. Jahrhundert üblich war. Aber auch solche Werke wie am Rheinischen Hof können wir als Lüftlmalerei bezeichnen“, sagt er. „Nur halten sie mit der modernen Putz- und Farbtechnik nicht derart lange wie die Bilder von damals.“ Mehr zu Bernhard und seiner Kunst unter alpenterieur.com

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