Blick auf die Glasobjekte, die zum Großteil von Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha gesammelt wurden
Glasklares Vergnügen

Warum war Glas früher so wertvoll? Wieso war es schwierig, durchsichtiges Glas herzustellen? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die acht „GlasMuseen“ in Bayern. Zwei stellen wir vor: Die Sammlung Kunsthandwerk der Kunstsammlungen der Veste Coburg und das Europäische Museum für Modernes Glas

Lesezeit: 5 Minuten

Bayerns Glasmuseen

Das verletzliche, zerbrechliche Material fasziniert nicht nur Künstler seit Jahrhunderten, sondern uns alle. Und das, obwohl wir im Alltag oft recht achtlos mit Glas umgehen. Wir haben Dr. Sven Hauschke, den Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg getroffen, und mit ihm über die Sammlung Kunsthandwerk auf der Veste und das Europäische Museum für Modernes Glas gesprochen. Und natürlich darüber, was ihn persönlich an Glas fasziniert.

Der Glasexperte hat Kunstgeschichte in Augsburg und London studiert und im Anschluss an die Promotion ein Volontariat am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg absolviert. Es folgten mehrere Forschungsprojekte in Nürnberg. Seit 2009 leitet Hauschke das Europäische Museum für Modernes Glas in Rödental sowie die Sammlung Kunsthandwerk bei den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Seit zwei Jahren ist er Direktor der Kunstsammlungen.

In der Burganlage der Veste Coburg können die ehemaligen Sammlungen der Coburger Herzöge besichtigt werden
Dr. Hausche in einer der Ausstellungen im Europäischen Museum für Modernes Glas

Zarte, durchsichtige Glaskunst

Ein zerbrechliches Material, filigrane Muster, ferne Länder: Die wertvollen Glasobjekte, die auf der Veste Coburg zu sehen sind, hat in erster Linie Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha gesammelt, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte.

Allein 1100 Glasstücke, die er von seinen Reisen mitbrachte, stammen aus seinem Besitz. Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg, ist immer wieder positiv überrascht, wie sehr solche Glaskunst aus aller Welt die Menschen anzieht und berührt. Er erzählt beim Rundgang: „Glas kann unheimlich emotional sein. Es gab eine Besucherin, die hat unserer Aufsichtskraft gestanden, dass sie vor einem Objekt geweint hat.“

Hauschke selbst bewegt vor allem die Vielfalt von Glas – die Farben, die Transparenz, die vielen Verwendungsmöglichkeiten. Er erinnert daran, dass wir uns ein Leben ohne Glas eigentlich kaum noch vorstellen können. „Ein Aquarium beispielsweise wäre ohne Glas nur halb so spannend, und unsere Smartphones sind ohne Hightech-Displays auch undenkbar.“

Der Kontakt zu den international arbeitenden Künstlern macht ihm viel Freude, meint Hauschke, das sei eine willkommene Abwechslung zu den vielen anderen Aufgaben.

Das Lieblingsobjekt des Glasexperten ist das Hedwigsglas, das gut 1000 Jahre alt ist einst als Glas der heiligen Elisabeth verehrt

Das wertvolle Hedwigsglas

Vor ein paar Jahren durfte der Glasexperte, der seinen Arbeitsplatz auf der Veste unvergleichlich findet, in Zusammenhang mit einer Wechselausstellung eines seiner absoluten Lieblingsobjekte sogar kurz in der Hand halten: das Hedwigsglas, das gut 1000 Jahre alt ist. Ein besonderer Augenblick.

Normalerweise darf man das wertvolle Stück nur mit gebührendem Abstand betrachten, aber Hauschke findet: „Das muss man wirklich gesehen haben – das Hedwigsglas ist das vielleicht bedeutendste nachantike Glas überhaupt. Es wurde einst als Glas der heiligen Elisabeth verehrt. Nachweislich befand es sich auch im Besitz von Martin Luther und ist das Hauptstück unserer vielfältigen Sammlungen.“

Und im Europäischen Museum für Modernes Glas empfiehlt Sven Hauschke Besucherinnen und Besuchern, einmal länger vor dem Kunstwerk „Musik“ von Vĕra Lišková zu verweilen. Die große Skulptur besteht aus unzähligen, miteinander verschmolzenen Glasröhren, die spitz enden und ringförmig angeordnet sind.

Die 1977 gefertigte Arbeit erinnert formal an Orgelpfeifen. Hauschke: „Nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Größe sticht dieses Werk heraus, sondern auch hinsichtlich der künstlerischen Idee und ihrer technischen Umsetzung in Glas aus industriell gefertigten Glasröhren mit einer überaus komplexen Montagetechnik.“

Das Kunstwerk

Ein Türöffner zur Kunst

Hauschke freut sich darüber, dass gerade solche aktuellen Objekte für viele Menschen ein Türöffner zur Welt der Kunst sein können. Er glaubt: „Glas ist positiv besetzt. Viele unserer Besucher würden vielleicht nie in ein Museum für Moderne Kunst gehen. Aber über das Material Glas, das jeder kennt, werden sie neugierig und betreten das Europäische Museum für Modernes Glas. Sie sind dann fasziniert von der Bandbreite der ausgestellten Objekte, von deren Ästhetik, den technischen Raffinessen und den erzählten Geschichten. Oft vergessen sie darüber die Zeit.“ Und ein größeres Kompliment kann man einem Museum als Gast ja eigentlich gar nicht machen.

Herr Dr. Hauschke auf einem Spaziergang in der fränkischen Landschaft

... von Sven Hauschke

Coburg
Nehmt euch Zeit für einen Spaziergang durch den Hofgarten, von dem Ihr auf den Schlossplatz blicken könnt, einen der schönsten Plätze Deutschlands. Sehenswert sind zudem Schloss Ehrenburg und Aufführungen in dem unter Herzog Ernst I. errichteten Landestheater. 
coburgmarketing.de

Frankisch-Thüringisches Grenzgebiet
Es lockt mit fast unberührter Natur, menschenleeren Straßen und abwechslungsreichen Höhenprofilen – ich unternehme gern mal eine Radtour dorthin. Die Genussregion Coburger Land bietet diesbezüglich viele Schmankerl.

Staffelberg
Uns zieht es oft zu einer Wanderung in die fränkische Landschaft. Vor allem der Staffelberg mit seiner keltischen Geschichte ist ein magischer Ort. Unvergleichlich ist der Blick in das Obermaintal, auf Kloster Banz und die Türme von Vierzehnheiligen. Dazu lädt der Biergarten vor der Adelgundiskapelle in der Abendsonne immer zu einem kühlen Bier ein.

Alle Glasmuseen auf einen Blick:

  • Kunstsammlungen der Veste Coburg: Die ehemaligen Sammlungen der Coburger Herzöge werden in der Burganlage der Veste Coburg ausgestellt.
    veste.kunstsammlungen-coburg.de
     
  • Europäisches Museum für Modernes Glas, Rödental: Im Schlosspark Rosenau bei Rödental zeigt das Europäische Museum für Modernes Glas die Sammlung von Studioglas und modernem Glas. 
    glasmuseum.kunstsammlungen-coburg.de
     
  • Glasmuseum Frauenau: Das Glasmuseum gibt einen Überblick über den historischen Werdegang des Glases und zeigt auch die Glasproduktion mit einem Schmelzofen. 
    glasmuseum-frauenau.de
     
  • Europäisches Flakonglasmuseum Kleintettau: Das Europäische Flakonglasmuseum zeigt die Glasgeschichte über die letzten fünf Jahrtausende. 
    glasbewahrer.de
     
  • Bayerisches Nationalmuseum München: Das Bayerische Nationalmuseum in München hat eine Vielzahl an  kunst- und kulturhistorische Sammlungen. 
    bayerisches-nationalmuseum.de
     
  • Glasmuseum Passau: Das Glasmuseum Passau ist weltweit das größte Museum zum Europäischen Glas. 
    glasmuseum.de
     
  • Waldmuseum Zwiesel: Das Waldmuseum und Kulturzentrum Zwiesel ist ein kultur- und naturhistorisches Museum. 
    waldmuseum.zwiesel.de
     
  • Museum für Glaskunst Lauscha (Thüringen): Das Museum für Glaskunst Launscha ist das älteste Spezialmuseum für Glas in Deutschland. 
    glasmuseum-lauscha.de​​​​​​​

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