Die wollen doch nur spielen! Klar, wer mit Kindern alle Abteilungen der Pinakotheken abhaken will, wird auf erhebliche Widerstände seitens des Nachwuchs' stoßen. Lieber die Pläne anpassen, denn in den passenden Museen haben alle ihren Spaß. Die Kids wollen nicht nur spielen. Sie wollen auch wissen, ausprobieren und entdecken. Text: Angelika Jakob
8 Museen für Kinder in Bayern: Kultur und Vergnügen für Familien
Mit der ganzen Familie ins Museum? Und zwar so, dass sich die Kinder nicht langweilen, sondern mit schönen Erinnerungen wieder nach Hause gehen? Kein Problem, es muss ja nicht staubtrocken sein, nur weil es Museum heißt. Unsere Autorin hat 8 Tipps, wie der Museumsbesuch in Bayern mit Kindern lustig, spannend und inspirierend wird. Spaßfaktor garantiert!
Mehr Infos zu den fast 1.300 Museen für Groß und Klein in Bayern
Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See
Kunst kann so vieles sein: Die berühmten Gemälde, Aquarelle und Grafiken der Expressionisten, aber auch bayerische Volkskunst, Masken aus Afrika und Schattenspielpuppen aus Indonesien, oder eine vollendet schöne japanische Brücke im Park des Museums. Zu allen Zeiten haben sich Künstler und Künstlerinnen von der Natur und Volkskunst inspirieren lassen, dies will Lothar Buchheim verdeutlichen.
Was ist trivial? Was gehört zur Hochkultur? Was hier zählt sind Phantasie und Kreativität und die drückt sich in vielen Dingen aus, die sonst den Weg ins Museum nicht finden. Damit kommt Buchheim jungen und ganz jungen Besuchern entgegen.
So ist die Hemmschwelle gering, selbst zu malen, zu werken oder zu zeichnen. Im Labor der Phantasie stehen Farben, Tusche, Papier und Pinsel bereit. Kinder ab sechs Jahren werden künstlerisch betreut und auch Erwachsene sind im offenen Atelier willkommen.
Samstag und Sonntag 11-17 Uhr.
buchheimmuseum.de
Zukunftsmuseum in Nürnberg
Das Deutsche Museum Nürnberg, auch Zukunftsmuseum genannt, ist eine Zweigstelle des Hauptmuseums in München. Es präsentiert zu fünf verschiedenen Aspekten unseres gesellschaftlichen und individuellen Lebens eine breite Palette von Ausstellungen und interaktiven Mitmach-Möglichkeiten.
So beschäftigt sich beispielsweise der Bereich Raum & Zeit mit dem Menschheitstraum und dem Stoff, aus dem Science-Fiction gemacht ist, der Reise ins All. Im System Erde werden Ressourcenknappheit und mögliche Lösungsansätze thematisiert. Die Abteilung Körper und Geist geht der Frage nach dem ewigen Leben nach. Kinder und die ganze Familie entdecken das Museum mit interaktiven Denktouren, Workshops und Specials.
deutsches-museum.de/nuernberg
Deutsches Museum: Mutter aller Museen in München
Neunzehn Ausstellungen auf 20.000 Quadratmetern! Folglich besteht die Herausforderung für Erwachsene, sich nicht im „überbordenden Technikhimmel“ auf der Museumsinsel in München zu verlieren.
Doch Kinder haben ihr eigenes Reich – mit Tastmodellen, dreißig Medienstationen, Vorführungen und einem Workshopbereich. Dort können sie zusammen mit einer Buchbinderin ein Heft nähen oder aus Papprollen und Spiegelfolie ein Periskop bauen. Ist das Interesse geweckt, besuchen sie das größte Ausstellungsstück des Museums, das U-Boot U1, um durch ein echtes Periskop zu schauen.
Anhand einer großen Kugelbahn entdecken die Kleinen die Gesetze der Schwerkraft, im Freibaubereich können sie selbst eine solche Bahn basteln. Spiegelkabinett und Schattentheater sorgen für Spaß. Im Bauch einer Riesengitarre spüren sie die Schwingungen der Töne. Wer weiter forschen möchte, besucht die Instrumentenabteilung.
deutsches-museum.de
Das Käthe-Kruse-Puppen-Museum in Donauwörth
Püppchen bevölkern Märchenszenen, ein großes Puppenhaus und ein Karussell. Es sind über 150 verschiedene Puppen, die im Laufe eines Jahrhunderts in der Manufaktur Käthe Kruse genäht wurden. Auch eine Puppenwerkstatt ist zu sehen – vielleicht wirkt das als Anregung für Kinder und Eltern, eine einfache Puppe selbst zu bauen.
Genau damit beginnt die Geschichte der berühmten Puppen von Käthe Kruse: Mimerle und Fifi, zwei von Käthe Kruses insgesamt acht Kindern, wünschten sich eine Puppe zu Weihnachten. „Ick koof euch keene“, wehrte der Vater ab, „macht euch selber welche!“ Die Puppen aus der Zeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts waren zwar dekorativ, aber nicht zum Spielen geeignet, sie gefielen Vater Kruse nicht.
Mutter Kruse bastelte also ein weiches Püppchen aus einem Handtuch, der Kopf bestand aus einer eingebundenen Kartoffel. Ihre nächsten Exemplare waren feiner, sie zeigte sie 1910 auf einer Ausstellung. Schlagartig wurde sie berühmt. Alle wollten die neuen, kindgerechten Puppen haben. Nachahmen erlaubt
donauwoerth.de
Dinosaurier im Altmühltal, Denkendorf
Der natürliche Lebensraum der Dinosaurier ist das Kinderzimmer. Die „Dinophase“ eines Kindes fällt unterschiedlich intensiv aus, vorbei kommt man daran nicht. Ein Top-Hit ist es also, die bizarren Urzeitviecher in Originalgröße im Dinosaurierpark bei Denkendorf zu besuchen. Man kann froh sein, dass die siebzig furchterregenden Exemplare, die einem auf dem Rundgang durch den Wald begegnen, nur aus Glasfaserverstärktem Kunststoff sind.
Da reckt ein Brachiosaurus seinen langen Hals über die Baumwipfel, ein Flugsaurier breitet seine gewaltigen Flügel aus, die fantastischen Rückenplatten eines Stegosaurus lugen hinter einer Baumgruppe vor.
Der Rundgang beginnt im Jura, als sich vor 190 Millionen Jahren die ersten Dinosaurier ausbreiteten und endet in der Kreidezeit vor 135 Millionen Jahren. Die Infotafeln zu den Giganten sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
In der Museumshalle steht das Originalskelett des fürchterlichsten Raubtieres aller Zeiten, einem jugendlichen Tyrannosaurus Rex von zehn Metern Länge. Eine Ahnung von der Arbeit der Paläontologen bekommen kleine Forscherinnen und Forscher beim Freilegen eines Diplodocus-Skeletts. Zur Erinnerung an den Ausflug in die Erdgeschichte dürfen die Kinder ein kleines Fossil ausgraben und mitnehmen.
dinosauriermuseum.de
Allgäuer Bergbauernmuseum Immenstadt
Der Museumsbauer Richard Wiedemann bewirtschaftet den rund 250 Jahre alten Museumshof des Allgäuer Bergbauernmuseums. Er hält Bergschafe und Hühner, Kühe, Schweine und zwei Esel, man darf beim Füttern, Melken und Misten zusehen. Kinder bis zehn Jahre toben sich im Heustock aus, ein Video über das Leben als Bergbauer ist auch zu sehen.
Aber wie wird das Gras zur Milch? Am besten schaut man mal im Magen einer Kuh nach, was mit der Wiese passiert, wenn sie ordentlich durchgekaut ist. Nur ein bisschen bücken muss man sich, dann geht es ab durch das Maul der Zenzi in die Ausstellungsräume. Hier erfahren die Kinder, dass die Kuh sogar vier Mägen hat und was die verschiedenen Organe alles erledigen müssen, damit am Ende Milch aus dem Euter kommt.
Zum Buttern, Käsen und Brotbacken kann man sich bei den Hauswirtschafterinnen des 300 Jahre alten Sattlerhofes auf dem Gelände anmelden. In der Rosshütte erfahren die Kinder, wie abenteuerlich die Waldarbeiter und Wilderer früher gelebt haben.
bergbauernmuseum.de
130 Experimente im Bayerwald Xperium in St. Englmar
Die Kleinsten ab drei Jahren staunen über seltsame Phänomene: Da schwebt ein Teller in der Luft! Wow, was für ein Zauberland, wo man in einer schillernden Seifenblase stehen kann! Ältere Kinder und Jugendliche suchen nach Erklärungen und freuen sich, wie spannend ihre Schulfächer Mathe, Physik und Biologie wirklich sind.
Erwachsene ergreifen die Gelegenheit, ihr naturwissenschaftliches Verständnis aufzufrischen. Riechen, tasten, hören, sehen und verstehen – dafür gibt es kein Mindestalter und es hört nie auf. Aus dem Xperium kommen alle etwas schlauer raus, als sie reingegangen sind.
bayerwald-xperium.de
Schulmuseum Ichenhausen
Wie man Feuer anfacht, welche Kräuter essbar sind und wie ein Faustkeil gemacht wird, lernten die Kinder in der Steinzeit von Vater, Mutter und dem ganzen Klan. Erst als Ägypter und Sumerer ab dem fünften Jahrtausend vor Christus Schriften entwickelten, wurde das bis dahin übliche informelle Lernen durch die ersten Schulen ergänzt. Doch nicht alle durften lesen, schreiben und rechnen lernen, das war viele Jahrtausende lang das Privileg der Oberschicht. Ausstellungsstücke, Mitmachstationen, Filme und Schautafeln im Schulmuseum Ichenhausen erzählen vom langen Weg zur Bildung für alle.
In der Schreibstube können die Kinder mit einem Pinsel aus Binsen auf Papyrus schreiben oder mit Feder, Tinte und Pergament wie die Mönche im Mittelalter. In der Dorfschule aus den 20er Jahren zwängen sie sich in enge Schulbänke, mit Griffeln auf Schiefertafeln üben sie ein paar Worte in altdeutscher Schrift.
Die historische Schule wirkt putzig, doch schlimme Bestrafungen gehörten leider dazu. Rohrstock, Hosenspanner und ein Eselskopf zum Aufsetzen waren üblich. Schulkinder können sehr froh sein, dass sie jetzt zur Schule gehen und nicht in früheren Zeiten.
schulmuseum-ichenhausen.de