Monumentales vor Flusslandschaft: Die Highlights in der Urlaubsregion Kelheim lassen sich auch im Rollstuhl erleben. Unterwegs zu Riesenkristallen, befahrbaren Drachen und Marmor mit Halleffekt
Urlaubsregion Kelheim barrierefrei erleben
Die Siegesgöttinnen haben ihre Flügel brav eingeklappt und halten sich zufrieden an den Händen. Die Grazien haben echt Ausdauer: Die gute Laune hält seit 1863 an. In jenem Jahr wurde die Befreiungshalle auf dem Michelsberg hoch über Kelheim eröffnet, zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig und als frühes Mahnmal für die deutsche Einheit.
Auftraggeber König Ludwig I. soll vor Begeisterung in Tränen ausgebrochen sein. Der Bau mit der Riesenkuppel in 45 Meter Höhe hat auch in der Ära der Wolkenkratzer nichts von seiner Wucht eingebüßt.
Marion Huber-Schallner war schon oft hier und ist jedes Mal auf Neue fasziniert: „Für mich ist es wie eine Zeitreise. Und ich bewundere die Schaffenskraft der Menschen, die ohne größere technische Hilfsmittel so ein Denkmal errichteten“, schwärmt die dritte Bürgermeisterin und Inklusions- und Behindertenbeauftragte der Stadt Abensberg. Vor allem freut sie sich als Rollstuhlfahrerin, dass der Besuch der ikonischen Landmarke inzwischen barrierefrei möglich ist.
Ein Fahrstuhl überwindet heutzutage den steilen Treppenaufgang. Seit den Zeiten König Ludwigs hat sich doch einiges verändert, heute ist Inklusion zum Glück kein Fremdwort mehr.
Das gilt auch für den kleinen Donau-Törn. Im kleinen Park oben an der Befreiungshalle rahmen Baumriesen den perfekten Blick ein auf die bis zu 70 Meter hohen Felswände im Donautal, zwischen denen sich kurz vor Kelheim der Fluss durchquetscht.
Los geht die Fahrt durch den Donaudurchbruch unten in der Stadt. Drei historische Stadttore hat Kelheim, das Donautor führt geradewegs zur Schiffsanlegestelle. Dort starten die Schiffe ihre Fahrt.
Das Naturschutzgebiet Weltenburger Enge wurde 2020 zum ersten Nationalen Naturmonument Bayerns und ist Lebensraum für seltene Pflanzen und Tieren. Mit etwas Glück erspäht man einen der Uhus, die in den Felsnischen brüten.
„Bayerns Herzstück“: Kelheims Schätze
Die spektakuläre Kreuzfahrt dauert kaum eine Stunde, dann ist das Kloster Weltenburg erreicht, das seit 1.200 Jahren den Fluten trotzt. Die Lage an der Biegung des Flusses ist einzigartig, das Klosterbier der Klosterschenke legendär. An diesem Herbsttag liegt der Nebel über dem Tal und die Natur ist im Farbenrausch.
„Die Natur bahnt sich hier seit Tausenden von Jahren ihren eigenen Weg und auch wenn ich, verglichen mit der Erdgeschichte, nur eine Millisekunde davon miterlebe, so bemerke ich selbst im Laufe meines Lebens Veränderungen“ so Huber-Schallner.
Für sie ist der Ausflug bei jeder Witterung und zu allen Jahreszeiten ein Erlebnis, meist ist sie mit dem Handbike unterwegs. Denn praktischerweise ist das Kloster eine Station auf der Handbike-Variante der „Weltenburg-Tour“, die auch durch ihre Heimatstadt Abensberg verläuft, bekannt durch die bayerische Dynastie der Babonen.
Die Urlaubsregion rund um Kelheim ist eine spannende Mischung aus Kultur, Natur, Tradition und Erdgeschichte. Beliebt sind Wanderungen und Radtouren im Altmühl- und Donautal, erfrischend Besuche in den Thermen von Bad Abbach und Bad Gögging. Ziel des Tourismusverbands ist es, die Gegend für möglichst viele Menschen erlebbar zu machen. Gemeinsam mit Gastronomen, Hoteliers, Freizeitanbietern und Gemeinden werden immer mehr barrierefreie Angebote geschaffen.
Kristallmuseum Riedenburg: Bling-Bling in XL
Der Historie ist man auch in Riedenburg auf der Spur. Das hübsche Städtchen am Main-Donau-Kanal hat gleich drei Burgen. Erdgeschichte mit Glitzereffekt gibt’s im barrierefreien Kristallmuseum von Familie Scholz-Veits zu bewundern.
Der acht Tonnen schwere Klotz mit seinen glasklaren Spitzen und Säulen erinnert an das riesige Schloss der Eiskönigin.
Riesige Turmaline leuchten dort in allen Farben, Herzstück der Sammlung, die aus allen Kontinenten zusammengetragen wurde, ist die größte Bergkristallgruppe der Welt:
Kurzfilme informieren über Fundort und Abbau des großen Bergkristalls oder über die Entstehung von Diamanten und Turmalinen. Zusätzlich erklärt das „Kristall-Igelchen“ in weiteren sechs Filmen die Themen kindgerecht. Im Museumsladen gibt’s Edelsteinschmuck, der zum Glück etwas kleiner portioniert ist, … und in der „Fasslwirtschaft“ nebenan regionale Schmankerl.
Auf dem Rückweg nach Kelheim machen wir noch Halt in Essing. Das farbenfrohe Dörfchen an den Felswänden unterhalb von Burg Randeck sieht aus wie eine mittelalterliche, idyllische Filmkulisse und ist entsprechend ruhig. Inspirierend sind die Skulpturen und Installationen am Kunstweg, der Besucher ein Stück Ufer des Altmühl-Seitenarms lang begleitet. Wie ein Drache schlängelt sich die Tatzelwurm-Brücke am Ortseingang über den Main-Donau-Kanal. Mit 193 Metern ist sie eine der längsten Holzbrücken Europas und auch mit dem Rollstuhl befahrbar. Von der Brücke aus gibt’s tolle Ausblicke auf Essing, die Burgruine Randeck und ins Altmühltal.
Schräger Tipp: Hundertwasser in Abensberg
Zum Abschied hat Marion Huber-Schallner noch einen Tipp aus ihrer Heimat parat: „Ein Highlight in unserer Region ist für mich der bunte Kuchlbauer-Turm und das KunstHaus in Abensberg. Der von Friedensreich Hundertwasser entworfene Turm der Weißbierbrauerei Kuchlbauer mit seinen bunten Farben und schrägen Wänden macht gute Laune und bringt mich stets auf andere Gedanken. Im KunstHaus, genauso bunt und schräg wie der Turm, kann ich immer wieder Neues in den Werken des österreichischen Künstlers entdecken.“
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