Sieben Bergwanderungen, die ideal sind für Familien mit Kindern, weil unterwegs viel zu erleben und zu sehen ist. Und etwas für die Ausdauer gemacht wird. Extra: Alle Touren mit autofreier Anreise! Text: Florian Kinast
Sieben Bergtouren für Familien mit Kindern
1
Imposante Rundwanderung
Durch die Partnachklamm auf den Eckbauer (1.237 Meter)
Sie ist eine der beeindruckendsten Naturschönheiten der bayerischen Alpen: die Partnachklamm, eine 700 Meter lange Schlucht, ausgewaschen von einem tosenden Gebirgsbach. Von der Schlucht führt der Weg hoch auf den Eckbauer, den kleinsten Hausberg Garmisch-Partenkirchens.
Start ist am Skistadion von Partenkirchen, dem Schauplatz des traditionellen Neujahrsspringens der Vierschanzentournee. Über einen Asphaltweg führt die beschilderte Strecke zum Klammeingang, Erwachsene zahlen dort an der Kasse für den Zutritt sechs, Kinder fünf Euro. Früher nutzten Holzfäller die Klamm zum Holztransport aus den südlich angrenzenden Tälern, 1905 sprengte man für die touristische Erschließung mit viel Dynamit dann auch Wege, Stollen und Tunnels frei.
Heute besuchen rund 200.000 Gäste pro Jahr die imposante Klamm und lassen sich von einem Getöse von bis zu 100 Dezibel berauschen. Weitaus ruhiger wird es ab dem südlichen Klammausgang. Von dort geht es bergauf über das Plateau am Graseck auf den Eckbauer. Die Terrasse des „Berggasthofs Eckbauer“ bietet neben stärkender Brotzeit auch einen phänomenalen Blick auf das felsige Wettersteinmassiv gegenüber. Bergab geht es auf dem Weg direkt neben der Bergstation der Seilbahn.
An heißen Tagen empfiehlt sich kurz vor dem Skistadion ein Besuch des traditionsreichen Kainzenbads, seit 100 Jahren ein bei Einheimischen und Urlaubern beliebtes Naturfreibad.
- Einkehr: Kaiserschmarrn-Alm am Graseck, Berggasthof Eckbauer am Eckbauer
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Garmisch-Partenkirchen, weiter mit dem Ortsbus, Linie 1 oder 2, bis Skistadion
2
Entspannte Rundtour
Auf den Buchenberg (1.140 Meter) in den Ammergauer Alpen
Eine sehr gemütliche und bestens ausgeschilderte Almwanderung im Naturpark Ammergauer Alpen: auf den 1.140 Meter hohen Buchenberg, einen vom Tal aus gesehen recht unspektakulären Grasbuckel. Aber am Gipfel und auf der Terrasse der „Buchenbergalm“ bietet sich ein gewaltiger Rundumblick auf die Ammergauer Alpen im Süden bis hinaus ins flache Voralpenland im Norden.
Los geht’s an der Talstation der Buchenbergbahn. Direkt unter dem Sessellift zweigt die Aufstiegsroute bald nach rechts auf den Kulturenweg ab. Über saftige Almwiesen und schattige Wurzelwege geht es entspannt hoch bis zur „Buchenbergalm“, wo sich Kinder auf dem Spielplatz austoben oder auch Esel und Ziegen streicheln können. Von der großen Panoramaterrasse der Alm blickt man auf zwei imposante Gipfel der Ammergauer Alpen: die Hochplatte und den Geiselstein. Unten im Tal liegen der Bannwaldsee und im Westen sein großer Bruder, der Forggensee. An Tagen mit guter Thermik heben viele Gleitschirmflieger von einem der zwei Startplätze neben der Alm ab. Zurück ins Tal geht es erst für Wanderer Richtung Osten und dann nach Norden bergab, immer einem romantisch plätschernden Bach entlang.
- Einkehr: Buchenbergalm, täglich geöffnet 9 bis 18 Uhr
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Füssen, weiter mit Bus 73 bis Buching, Sesselbahn
3
Bergtour mit Barfußpfad und Badeseen
Rundwanderung Hoher Kranzberg (1.391 Meter)
Von den Hausbergen Mittenwalds zählt er zu den kleineren, deutlich weniger markanten Gipfeln, verglichen etwa mit dem Felsmassiv der 1.000 Meter höheren Westlichen Karwendelspitze direkt gegenüber. Dafür hat der Hohe Kranzberg seinen ganz eigenen Reiz, vor allem lockt er auf der Rundtour mit zwei erfrischenden Badeseen.
Nach dem „Zubringer“ vom Bahnhof zur Talstation der Kranzbergbahn empfiehlt sich der Aufstieg rechter Hand über die nördliche Route unter der Sesselbahn. Noch unterhalb des Gipfels lädt der „Berggasthof St. Anton“ zu einer ersten Einkehr. Wer mal kurz die Schuhe ausziehen möchte: Ein gut ein Kilometer langer Barfußrundweg führt von dort auf 24 Stationen über Tannenzapfen und Kieselsteine, Baumrinden und Moosböden – ein Sinneserlebnis für die ganze Familie. Zurück auf dem Wanderweg ist bald der Gipfel mit seinem traumhaften 360-Grad-Panoramablick erreicht.
Die Abstiegsroute Richtung Süden kommt nach drei weiteren Kilometern an das Ufer des Ferchensees, in den während des ersten G7-Gipfels auch Kanadas Premier Justin Trudeau einen Hechtsprung gewagt haben soll. Reizvolle Badestellen locken dort ebenso zur Erfrischung wie etwas weiter unterhalb am Lautersee. Von dort aus geht es fast flach zurück zum Ausgangspunkt. Tipp: Nach der Tour ein Besuch der beeindruckenden Leutaschklamm ... samt Suche nach dem Klammgeist.
- Einkehr: Berggasthof St. Anton, Gasthaus Ferchensee, Lautersee-Alm
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Mittenwald
4
Auf Magdalena Neuners Spuren
Panorama-Tour auf den Krepelschrofen (1.160 Meter)
Er ist zweifelsfrei einer der schönsten Aussichtsberge in der gesamten Alpenwelt Karwendel – und einer der am leichtesten zu erklimmenden Gipfel: Der Krepelschrofen bei Wallgau lockt mit einem grandiosen Panoramablick auf die schroffen Felswände des Karwendels und des Wettersteins sowie auf das gesamte liebliche Obere Isartal bis nach Mittenwald. Eine Tour auf den Spuren einer der einst weltbesten Frauen im Biathlon!
Vom Rathaus Wallgau geht es kurz Richtung Norden, weiter über den Dorfplatz und linker Hand über die Sonnleiten zum Start des Magdalena-Neuner-Panoramawegs, benannt nach der bekanntesten Einwohnerin des Dorfes, der zweifachen Biathlon-Olympiasiegerin und zwölfmaligen Weltmeisterin, die während ihrer Karriere in den wenigen ruhigen Tagen zu Hause auf dem Krepelschrofen neue Kräfte sammelte und die Akkus wieder auflud. Ein besonderer Energieplatz für eine herausragende Sportlerin!
Während des Aufstiegs, der meist auf einem Waldpfad nach oben verläuft, schildern 28 Schautafeln am Wegrand die einzigartige Laufbahn der Ausnahme-Athletin. Vom Gipfel streift der Blick hinüber zur Soierngruppe im Osten von Wallgau, über das gesamte Isartal bis zur Westlichen Karwendelspitze und den angrenzenden Karwendelbergen bis zum Wetterstein und Estergebirge.
- Einkehr: Gasthof „Zur Post“ in Wallgau
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Kochel, weiter mit Bus 9608. Alternativ: Mit der Bahn bis Klais, weiter mit Bus 9618, jeweils bis Rathaus Wallgau
5
Klassiker der Bayerischen Voralpen
Die Tour auf den Jochberg (1.565 Meter)
Sie ist eine der bekanntesten Touren im Münchner Süden: die Wanderung auf den Jochberg. Besonders reizvoll wird der Ausflug mit einer Rundtour und einem Badestopp am Walchensee.
Ein großer Vorteil: Schon mit der öffentlichen Anfahrt auf den Kesselberg gewinnt man reichlich an Höhenmeter. Von der Passhöhe auf 858 Metern führt der Weg in östlicher Richtung durch den Bergwald. An kleinen Lichtungen öffnet sich zwischendurch immer wieder der Blick Richtung Norden, auf den Kochelsee und das dahinter liegende Voralpenland. An der Waldgrenze angekommen geht es bald links weiter auf einem Pfad in Richtung Gipfel. Immer wieder begeistert die abwechslungsreiche Sicht auf die hohen Felsgipfel des Karwendels im Süden und auf den türkisfarbenen Walchensee sowie der Blick hinaus ins voralpine Hügelland im Norden, bei guter Sicht bis zum Starnberger See, zum Ammersee und gar bis München.
Beim Abstieg geht es kurz vor dem Wald nicht rechts auf gleicher Route zurück zum Kesselberg, sondern nach links auf eine erste Einkehr in Richtung „Jocheralm“. Weiter bergab bis zum Ufer des Walchensees, der nun zum erfrischenden Abtauchen einlädt. Verpflegung mit Imbiss und Getränken gibt es am Kiosk des kleinen Hofladens an der Sachenbacher Bucht. Zurück geht es entlang des Seeufers bis zur Bushaltestelle in Urfeld am Fuß des Kesselbergs.
- Einkehr: Jocheralm, Kiosk/Hofladen Sachenbach
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Kochel, weiter mit Bus 9608 bis Kesselberg, Passhöhe. Zurück ab Haltestelle Urfeld mit 9608 bis Kochel
6
Traumsicht und Rodelgaudi
Über den Heiglkopf zum Blomberg (1.248 Meter)
Sie sind zwei der Tölzer Hausberge: der Heiglkopf und der benachbarte Blomberg. Die Tour auf beide Gipfel bietet beste Aussichten auf das malerische Umland, auf eine ordentliche Einkehr sowie auf eine rasante Abfahrt auf der Sommerrodelbahn. Es ist also alles geboten für einen perfekten Familientag in den Bergen.
Auf geht’s in Wackersberg auf der Südseite des „Altwirts Wackersberg“. Und zwar gleich auf präsidialen Spuren: auf einem Teil des Richard-von-Weizsäcker-Rundwegs HK 52. Der frühere Bundespräsident hatte im Ort als Urlaubsdomizil einen Zweitwohnsitz, im Sommer wie im Winter sah man ihn in der Gegend oft beim Wandern, Baden und Langlaufen. Nach zwei Kilometern geht es vorbei an der „Waldherralm“ in den Wald, dann rechts hoch in Richtung Heiglkopf, einem sanften Grasbuckel mit überwältigendem Ausblick in den Isarwinkel, über Lenggries im Süden und bis hinein ins Karwendel.
Wer sich sattgesehen hat, geht durch eine kleine Mulde und über den spannenden Kunstwanderweg mit vielen Skulpturen, Plastiken und Land-Art-Objekten namhafter oberbayerischer Künstler weiter Richtung „Blomberghaus“, das bayerische Schmankerl auftischt. Ein Highlight wartet beim finalen Abstieg: Ab der Mittelstation geht es optional auch mit der Sommerrodelbahn hinab ins Tal – eine Riesengaudi für die ganze Familie.
- Einkehr: Altwirt Wackersberg, Waldherralm, Blomberghaus
- Anfahrt: Mit dem RVO-Bus 9564 ab ZOB Bad Tölz oder Bahnhof Lenggries bis Altwirt, Wackersberg. Zurück ab Blombergbahn mit dem RVO-Bus 9591 oder 9612 bis Bahnhof Bad Tölz
7
Vom Schliersee zum Tegernsee
Schöne Familientour über die Gindelalmschneid (1.335 Meter)
Mit dem Zug in die Berge – das hat neben ökologischen Effekten auch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Man muss nicht zurück zum Auto, sondern kann gemächlich von A nach B gehen. So bei der Überschreitung der Gindelalmschneid von Ost nach West, vom Schliersee zum Tegernsee.
Vom Bahnhof Schliersee geht es runter zum See und entlang des Nordufers über einen kurzen An- und Abstieg in Richtung Breitenbach. Von dort führt der Weg nach Westen vorbei am „Almbad Huberspitz“, einer nur am Wochenende nachmittags geöffneten Gasthütte. Mit Ausnahme von Montag täglich geöffnet ist die „Gindelalm“ mit ihrer Sonnenterrasse, die jede Menge bayerischer Brotzeitklassiker serviert. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück, knapp 100 Höhenmeter, bis zum Gipfel, der Gindelalmschneid. Oben eröffnet sich ein schönes Panorama vom Schliersee bis hinüber ins Mangfallgebirge, ins Karwendel oder auch Richtung Südosten aufs Wetterstein und die Zugspitze.
Der Abstieg führt über den nächsten beliebten Hüttenklassiker, dem „Berggasthof Neureuth“, von dem aus der Tegernsee als Ziel schon gut zu erkennen ist. Bis zum Bahnhof Tegernsee geht es nun auf den letzten drei Kilometern rasch abwärts. Wem zum Abschluss noch nach einem erfrischenden Sprung in den See zumute ist, geht alternativ ab der Neureuth nach Norden Richtung Gmund – bis zur schönen Liegewiese am Strandbad Seeglas.
- Einkehr: Gindelalm, Berggasthof Neureuth
- Anfahrt: Mit der Bahn bis Schliersee, zurück ab Tegernsee
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