Loisach Marci aus Garmisch-Partenkirchen hat seine ganz eigene Musik geschaffen. Er kombiniert elektronische Musik mit dem Klang des Alphorns und nennt es „Alphorntechno“. Das kommt bei Jung und Alt gut an. Wie es zu dieser besonderen Mischung kam und welche Rolle die Loisach als Inspirationsquelle spielt ...
Der Alphorntechno-Musiker Loisach Marci aus Garmisch-Partenkirchen
Kreativität, heißt es, kommt dann zustande, wenn man Dinge miteinander verbindet, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen. Manchmal passiert das durch Ausprobieren, manchmal zufällig durch eine glückliche Fügung. So in etwa muss es auch dem Musiker Marcel Engler aka Loisach Marci, mit seinem „Alphorntechno“ ergangen sein. Die Musikrichtung kam quasi zu ihm.
Geburtsstunde des Alphorn-Techno
Der Schlüsselmoment oder die Geburtsstunde des Alphorn-Techno ereignete sich eher zufällig: Marcel Engler wurde vor ein paar Jahren für ein Festival gebucht, mit seinem Alphorn. Als er mitten im Soundcheck ist, weil er das Event mit dem Alphorn eröffnen soll, passiert etwas, das ausschlaggebend sein wird.
Es ist noch elektronische Musik von einem DJ zu hören, der auch auf dem Festival spielen soll. „Da hat ein DJ im Hintergrund Musik aufgelegt. Und der hat nicht aufgehört, während ich den Soundcheck gemacht habe, und dann hat der irgendeinen Technobeat dahin geträllert und des hat richtig g‘scheit g‘scheppert. Da habe ich einfach dazu gespielt. In dem Moment habe ich schon am ganzen Körper Gänsehaut gehabt und dachte mir: 'Ok, des is ultrakrass'.“
Währenddessen sammelten sich schon Leute vor der Bühne und schauten zu Loisach Marci. „Die hatten ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. What the fuck? Da spürte man schon, dass sich da was rührt“, sagt er, wenn er sich an diesen Moment zurückerinnert.
Alphorn-Techno als Lebensgefühl
Dieser Moment, damals auf diesem Festival, hat etwas in Marcel ausgelöst. Ein Gefühl. Zufall oder Schicksal? Musenkuss? Ist auch egal, denn der Musiker hat in diesem Moment erkannt: Das ist was Neues, das hat Potenzial. Und so verfolgte er diese Mischung aus elektronischer Musik, Alphorntechno und bayerischem Dialekt weiter. Heute füllt er damit Konzerträume, spielt regelmäßig auf der Wiesn und wird über die Grenzen hinweg für Auftritte gebucht.
„Es ist unglaublich. Der Sound, der macht auch was mit den Menschen. Egal wie alt. Manche stehen nach meinen Konzerten mit Tränen in den Augen da“, sagt er. Wie Loisach Marci seinen „Alphorntechno“ beschreiben würde? „Das kann man nicht beschreiben, das ist ein Lebensgefühl.“ Ein Gefühl und eine musikalische Richtung, die ein Entwicklungsprozess war.
Marcel, aufgewachsen in Garmisch-Partenkirchen, wusste schon als Kind, dass sein Weg ein musikalischer sein sollte: „Ich wusste schon mit vier oder fünf, dass Musik mein Ding ist. Wenn irgendwas mit Musik war, dann war ich versteinert und nur fokussiert darauf, da konnte die Welt um mich herum untergehen, ich war darauf komplett fixiert.“
Der Grundton des Wassers? Ein F
Wenn Marcel über seine Musik und das Alphorn spricht, darf eines nicht fehlen: Seine Verbundenheit mit der Natur, insbesondere mit seiner Heimat Garmisch-Partenkirchen und seinem Heimatfluss, der Loisach. Sie ist für ihn Inspirationsquelle und Kraftort zugleich. Und noch etwas bemerkt er, das unmusikalischen Ohren wohl nur schwer auffallen kann: „Mich inspiriert die Loisach“.
„Wasser fließt in F und auch die Naturtonreihe auf meinem Alphorn ist in F.“
Deren Wasser habe einen ganz speziellen Sound. „Wenn man zehn Leute hat, die richtig gut singen können und man spielt diesen Leuten den Sound von fließendem Wasser vor und man bittet jeden von ihnen unabhängig voneinander etwas zu dem Rauschen des Wassers zu singen, dann landen alle, und das ist das verrückte, immer auf dem Grundton F. Wasser fließt in F und auch die Naturtonreihe auf meinem Alphorn ist in F.“ Solche Dinge seien es, die ihn inspirieren. Das macht etwas mit ihm.
Tradition ja, aber open minded
Wer Marcel schon einmal bei einem seiner Auftritte gesehen hat, weiß: Der Mann tritt ausschließlich in Tracht auf. Ein Bayer, der Tracht trägt, Alphorn spielt und das mit Beats und Synthesizern kombiniert? Klingt so verrückt wie cool.
Und doch stieß das nicht bei allen Menschen auf positive Resonanz. „Es gab auch Leute in meiner Heimat, die der Meinung waren, ich ziehe die Tradition durch den Dreck“, sagt der Musiker.
Trotzdem hat er sein Ding weitergemacht, daran geglaubt. Mit Erfolg. Dass Loisach Marci die Tradition nicht verschandelt, sondern damit innerhalb der alpinen Musikkultur etwas Neues erschafft, das sich stetig weiterentwickelt, das hätten nach und nach auch die Skeptiker begriffen. Er behandle Brauchtum respektvoll, das würden viele auf den ersten Blick nicht erkennen.
Oder, wie er es selbst auf seiner Webseite schreibt: „Mit der musikalischen Tradition was Geiles machen, sie aber nicht verhunzen.“
Hinweis
Marcel Engler trat bis Ende 2022 als Duo Loisach Marci mit dem Musiker Jens-Peter Abele auf. Kurz nach dem gemeinsamen Abschiedskonzert im Dezember 2022 in der Glockenbachwerkstatt in München verstarb Jens-Peter tragischerweise völlig unerwartet.
Ausflugstipps von Loisach Marci
Garmisch-Partenkirchner Festwochen
Großveranstaltungen mag ich nicht so gern. Aber die Garmisch-Partenkirchner Festwochen Ende Juli, Anfang August sind etwas Besonderes, die könnt ihr euch einmal ansehen. Da geht es sehr ursprünglich und traditionell zu.
gapa.de
Oktoberfest/Oide Wiesn
Wer in München auf der Wiesn das traditionelle, ursprüngliche Flair sucht, der ist auf der sogenannten Oidn Wiesn bestens aufgehoben. Dort trete ich im Herzkasperlzelt auf und feiere mit den Besuchern. Im Festzelt herrscht eine einzigartige Stimmung. Die Besucher singen und tanzen zu meiner Musik.
oktoberfest.de
Pflegersee
Der Stau-Weiher am Fuß des Königsstand war vor vielen Jahrhunderten Wasserlieferant der Burg Werdenfels, heute ist er Ausgangspunkt für Wanderungen. Im „Berggasthof Pflegersee“ gibt es Brotzeit und bayerische Küche zu wunderbarem Bergpanorama.
pflegersee.com
Partnachklamm
Als Bub war der kleine Marcel immer wieder hier. Hörte die alten Geschichten, die davon erzählten, wie die Klamm im 18. Jahrhundert zur Holztrift genutzt wurde, wie sie die Bäume aus den Wäldern rund ums Reintal durch die Partnach Richtung Norden treiben ließen und später wieder aus dem Wasser fischten. Heute ist die 700 Meter lange Klamm eine der größten Attraktionen des Werdenfelser Lands. Schmale Felsgänge wurden Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Berg gesprengt wurden. An manchen Stellen öffnen sich die Wände, bricht die Sicht auf den Himmel durch. Von oben perlen arglose Wassertröpfchen in die Tiefe, um von den gierigen Fluten des tosenden Wildbachs verschlungen und mitgerissen zu werden. Bis zu 100 Dezibel laut, das wurde mal gemessen, ist die Klamm der Partnach an manchen Stellen. Das Grundrauschen hat auch Marcel geprägt. Er blickt auf den ungezähmten Wildbach und sagt plötzlich: „Alpines Kraftwerk. Das ist das, was meine Musik vielleicht am besten trifft.“
partnachklamm.de