Die „Leimsieder“ sind eine Indie-Band mit hörbar bayerischen Elementen. Sie kombiniert „Mundart-Pop mit Urban Brass“. Das fetzt und ist absolut tanzbar
Die Loamsiada
Die meisten Boygroups werden von Marketingabteilungen erfunden. Die Mundart-Band Loamsiada kam dagegen im Frühsommer 2022 zu nächtlicher Stunde auf einer Augsburger Innenstadtterrasse zur Welt; als Geburtshelfer fungierten Moritz „Mo“ Ludl und Valentin „Vale“ Metzger, unterstützt von der ein oder anderen „Hochmoorgeist“-Schorle.
Dass Mo und Vale an diesem Abend überhaupt auf dieser Terrasse zusammensaßen, war reiner Zufall beziehungsweise einer gebrauchten Waschmaschine geschuldet, die Mo in seine WG hochtransportieren musste, wobei Vale spontan mithalf. Weshalb man sich nachher ein paar Kaltgetränke auf besagter Terrasse teilte. Und am Schluss gleich noch eine Band gründete. Die Loamsiada.
Mundart-Pop mit Urban Brass
Jede ernstzunehmende Band braucht einen guten Gründungsmythos. Doch die Loamsiada haben außer einer lustigen Entstehungsgeschichte auch großartige Musik zu bieten. Moderne bayerische Rockklänge, die fetzen und absolut tanzbar sind.
Die bayerischen Klänge? Das sind zum einen die Texte in Mundart, die Mo Ludl textet, wobei er gerne auch mal das ein oder andere Dialektwort aus Thierhaupten einfließen lässt, seinem nördlich von Augsburg gelegenen Heimatort. Und das sind zum anderen die Bläserarrangements, denn die stammen zu großen Teilen aus der bayerischen Blasmusik – mit der Vale seine musikalische Karriere begonnen hat.
„Für uns ist Tradition nichts in Stein Gemeißeltes“
Die Songs der Loamsiada haben alle eine neue, frische, zeitgemäße und super entspannte Note. „Für uns ist Tradition nichts in Stein Gemeißeltes“, sagen die beiden Musiker, die sich beim Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität Augsburg kennengelernt haben.
„In der bayerischen Musik hat sich in den letzten 20 Jahren so viel getan, und das ist toll! Es ist ganz normal, dass man da jetzt auch mit modernen Akkorden und Instrumenten arbeiten kann. So wie wir!“
Nach der Bandgründung im Frühsommer 2022 legten Vale, Mo und ihre fünf Begleitmusiker einen furiosen Start hin. In nur einem Vierteljahr absolvierten sie elf Live-Auftritte. Auch eine erste EP mit fünf Stücken wie „Nix kann mi hoitn“, „Mr. Taxi Man“ und die Ballade „Wenn i a Radl wär“ haben sie produziert. Sie trägt den Titel „Hebauf“.
Doch die Loamsiada haben noch viel mehr im Repertoire. Auf ihren Konzerten spielen sie 90-minütige Sets. 17 Songs haben sie bereits geschrieben, „da müssen wir jetzt bald mal wieder ins Studio!“, lachen Mo und Vale.
An Inspiration fehlt es ihnen nicht. Mo, der die meisten Songs schreibt, lässt sich am liebsten von seinem Alltag inspirieren. Weshalb eines der neueren Loamsiada-Stücke („Kanapé“) eine Liebeserklärung an sein Sofa ist. Natürlich interessieren sich die beiden Musiker auch dafür, was sonst so in der bayerischen Mundart-Musikszene los ist.
„Was La Brass Banda, Django 3000 oder auch Haindling so treiben, da hören wir schon genau hin. Man muss ja nicht immer alles gut finden, aber wir diskutieren nächtelang über alle Mundart-Acts, die man so kennt. Das ist auch eine Form der Inspiration für uns“, sagt Vale.
Die Loamsiada haben übrigens noch eine lustige Geschichte zu erzählen. Und die betrifft ihren Namen. Ein „Leimsieder“ ist im Bayerischen schließlich kein Kompliment, sondern eher ein Schimpfwort für jemanden, der einfach nicht in die Gänge kommt. „Aber wir sehen uns als Band ja als Gegenentwurf zur modernen Alltagshektik“, erklärt Mo. „Wir stehen eher für das Entschleunigungsmodell im Leben. Und daher passt es. Außerdem haben wir festgestellt, dass sich die Leute damit identifizieren können … obwohl das Wort so schwer auszusprechen ist.“
Mehr über die Loamsiada unter: loamsiada.com