Schloss Herrenchiemsee: Die Kronleuchter können mechanisch herabgelassen werden
Hinter den Kulissen

König Ludwig II. liebte die Technik. Das spiegelt sich im Schloss Herrenchiemsee, dem „Versailles von Bayern“, vielfach wider. Kastellanin Veronika Endlicher hütet dieses Erbe, gewissermaßen als Hausmeisterin des Kini

Schloss Herrenchiemsee: Hinter den Kulissen

Der bayerische König Ludwig II verfolgt als großer Verehrer Ludwigs XIV. von Frankreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen Plan. Er will sich sein persönliches Versailles erschaffen. Zeitgleich richten die umliegenden Seegemeinden eine Petition an den König. In dieser fordern sie ihn dazu auf, die Herreninsel vor dem Abholzen zu bewahren. So wird der Monarch auf das Eiland aufmerksam. Er beschließt, dort sein Schloss nach französischem Vorbild zu errichten, seinen „Tempel des Ruhms“.

Königlich unvollendet: Schloss Herrenchiemsee

Das Bauwerk ist der insgesamt 14. Entwurf, der nach Plänen des Architekten Georg von Dollmann ab 1878 verwirklicht wird. Schloss Herrenchiemsee stellt ein Stück Architekturgeschichte dar, wenngleich es unvollendet bleibt. Im Juni 1886, nach dem Tod des „Märchenkönigs“, werden die Bauarbeiten eingestellt.

Die Kosten für die riesige Privatresidenz belaufen sich da bereits auf 16,6 Millionen Mark. Das ist dreimal mehr als ursprünglich geplant und zwei Millionen mehr als Neuschwanstein und Linderhof zusammen gekostet haben.

Vier Frauen sind die Herrinnen auf der Insel

Veronika Endlicher ist seit 2012 eine von vier Kastellaninnen auf Schloss Herrenchiemsee. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen leitet die studierte Historikerin den Führungsbetrieb und organisiert unter anderem das Personal für die beliebten Schlossführungen. Ihre Begeisterung für alte Herrschaftsbauten begleitet sie seit ihrem Geschichtsstudium.

An Schloss Herrenchiemsee faszinieren sie besonders dessen komplexe Baugeschichte und die Person Ludwigs II. Trotz all der Romantik war der bayerische Märchen- und selbst ernannte Mondkönig ein Visionär und in vielen Dingen seiner Zeit voraus. Seine innovativen und neuartigen Ideen spiegeln sich auf vielerlei Art in seinen Schlössern wider, auch auf Herrenchiemsee.

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Viel Pomp, viel Gold und eine moderne Heizung

"Schloss Herrenchiemsee ist von den Residenzen Ludwigs II. die weitaus prächtigste“

Die Räume sind groß und hoch, das vorwiegend in Gold gehaltene Interieur ist opulent. „Schloss Herrenchiemsee ist von den Residenzen Ludwigs II. die prächtigste“, so Endlicher, die während ihres Studiums selbst als Schlossführerin gearbeitet hat. Besonders sehenswert seien das Prunktreppenhaus mit seiner Eisen- und Glasdachkonstruktion. Materialien wie Eisen zu verwenden ist für damalige Schlösser relativ neu.

Zudem gibt Ludwig II. spezielle Anlagen in Auftrag, die das Wasser sowie die Räume im Gebäudeinneren beheizen. Selbst der Speisetisch des Königs ist mechanisch betrieben: Das sogenannte Tischlein-deck-dich ist versenkbar. Es ermöglichte ihm, seine Mahlzeiten ohne Bedienung einzunehmen. Der prunkvolle Spiegelsaal ist mit absenkbaren Lüstern ausgestattet.

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Schloss Herrenchiemsee: Das Schloss steckt voller technischer Raffinessen

Flugmaschinen, Prunkschlitten und eine Hochschule

Herrenchiemsee ist wie seine Vorgänger Neuschwanstein und Linderhof ein modernes Märchenschloss voll technischer Raffinesse. Die technische Verspieltheit Ludwigs II. zeigt sich nicht nur in seinen Bauwerken. Mit einer Flugmaschine, dem Pfauenwagen, will der König über den Alpsee bei Schloss Hohenschwangau fliegen. Doch auch dieses Vorhaben kann aus technischen Gründen nicht verwirklicht werden.

Anders der vergoldete Prunkschlitten. Es war das erste Fahrzeug überhaupt, das mit einer batteriebetriebenen Glühbirne beleuchtet wurde. Den Schlitten können Gäste im Marstallmuseum im Münchner Schloss Nymphenburg begutachten.

„Was König Ludwig ebenfalls als Visionär auszeichnet, ist die Förderung der Technik“, weiß Veronika Endlicher. So gründet der König zum Beispiel das Polytechnikum in München und fördert mit seinen für die damalige Zeit modernen Projekten die Elektrotechnik. „Er hatte bestimmte Ideen und hat sich die neueste Technik zur Hilfe genommen, um diese umzusetzen“, weiß Veronika Endlicher.

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