Erfolgreiche TV-Serien wie „Der Bulle von Tölz“ und „Hubert und Staller“ sind im Tölzer Land beheimatet. Unser Reporter hat sich an den Drehorten genauer umgesehen. Text und Fotos: Thomas Linkel
Drehorte im Tölzer Land
In ganz Europa hatten Michael Bully Herbig und sein Team nach einem passenden Drehort für „Wickie und die starken Männer“ gesucht. Fündig wurden die Scouts am Walchensee, 35 Kilometer von Bad Tölz entfernt.
„Es sieht wirklich aus wie an einem norwegischen Fjord“, kommentierte Regisseur und Produzent Herbig damals. „Wir hätten in ganz Skandinavien nichts Besseres finden können.“
Vor Herbig zeigten sich schon andere Filmschaffende beeindruckt vom Walchensee und von seinem türkisfarbenen Wasser: Bereits 1959 diente er als Drehort für die Serie „Tales of the Vikings“ mit Christopher Lee sowie 1958 für den Film „Die Wikinger“ mit Kirk Douglas.
Diese Begeisterung ist mehr als berechtigt. Das merkt man besonders bei einem Besuch der Gegend in den frühen Morgenstunden. In Serpentinen schlängelt sich die Straße von Kochel zunächst steil hinauf bis zum Weiler Urfeld, dann führt sie einige Kilometer entlang des Westufers des Sees.
Jetzt, um diese frühe Zeit, sitzen Angler in ihren Ruderbooten weit draußen auf dem Wasser, nicht mehr als Silhouetten im noch fahlen Sonnenlicht.
Bayerischer See, skandinavisches Flair
Noch skandinavischer sieht der Walchensee von Südosten aus, dort, wo die Mautstraße in die Jachenau abzweigt. Das Wasser schimmert türkisblau, dahinter die mit Mischwald bestandenen Ufer.
Die Berghänge von Herzogstand und Fahrenkopf spiegeln sich über mehrere Kilometer im See. Rote Bootshüten auf der lang gestreckten Halbinsel Zwergern, die auch Schauplatz einiger Szenen in „Wickie und die starken Männer“ war, verstärken das nordische Flair. Die Landschaft aus Bergzügen, Wald und See kann problemlos als norwegischer Fjord durchgehen.
(Film-)Idyll in Irschenhausen
Ebenfalls idyllisch, wenn auch nicht skandinavisch, sondern urbayerisch geht es eine knappe Autostunde vom Walchensee entfernt zu: Vom Gasthof schallt Blasmusik herüber, die Balkone der Bauernhöfe tragen schwer an den Geranien, eine Frau mit Kopfhörern joggt mit einem „Servus!“ vorbei.
Der Maibaum streitet sich mit dem schindelgedeckten Zwiebelturm der Dorfkirche und mit den alten Kastanienbäumen um die Lufthoheit. Willkommen in Irschenhausen, 30 Kilometer nördlich von Bad Tölz! Einem Ort, an dem, so heißt es auf der Homepage des Hollerhauses, die „große Welt seit hundert Jahren beständig an die Tür klopft“, und das sich dennoch „alle Vorzüge eines kleinen Dorfes bis in die Gegenwart erhalten“ habe.
Das Hollerhaus ist die „Pension Resi“
In eben diesem Hollerhaus, heute kultureller Treffpunkt des Ortes, lebte Benno Berghammer, der „Bulle von Tölz“, mit seiner Mutter Resi. Oder präziser ausgedrückt: Das über 400 Jahre alte Bauernhaus diente als Drehort für die „Pension Resi“, in dem der korpulente Beamte mit seiner Mama wohnte.
„Hotel Mama“ könnte man also auch sagen. Als Reminiszenz stehen im Vorgarten des Hauses Metallskulpturen vom Bullen und seiner Kollegin Sabrina Lorenz, in der beliebten Serie gespielt von Katerina Jacob. So, als redeten sie gerade über mögliche Verdächtige.
69 Fälle löste Schauspieler Ottfried Fischer in Bad Tölz
Film ab in Bad Tölz: Kurstadt und Krimi-Schauplatz
69 Fälle löste Schauspieler Ottfried Fischer als Hauptkommissar in und um Bad Tölz, das letzte Mal im Jahr 2009, aber immer noch kommen Fans der Kultserie in die Kurstadt an der Isar. Es gibt eine Stadtführung zur Fernsehserie, ein „Bulle von Tölz“-MUSEUM und einen umfangreichen Flyer, der einen Lageplan der wichtigsten Drehorte enthält.
Amigo-Komplott und tödliche Affären
So lassen sich immer wieder Menschen beobachten, die mit der Karte in der Hand durch die malerische Marktstraße von Tölz schlendern und auf die für die Serie charakteristischen Häuser zeigen. Zum Beispiel das prächtige Gebäude, in dem sich Stadtmuseum und Bürgergarten befinden. Es ist wohl am häufigsten als Drehort genutzt worden.
Im rechten Durchgang lag das Büro des „Bullen“, schräg gegenüber befindet sich die „Oberland Apotheke“ in einem Bürgerhaus von 1651, das in der Folge „Das Amigo-Komplott“ eine Rolle spielte. Ein paar Häuser weiter „Hasis Boutique“, heute ein Mobilfunkgeschäft, und das Eis-Café „Garda“, das in „Eine tödliche Affäre“ einfach nur es selbst sein musste.
Bullen-Brunnen unter Bäumen
Wahre Fans erinnern sich bestimmt an die gepflasterte Klammergasse, die entweder als geheimer Treffpunkt, Fluchtweg oder Ort für Nachtclubs zum Beispiel in „Keiner kennt den Toten“ ihren Auftritt hatte. Weiter unten am Ende der Marktstraße fließt die Isar über Kiesbänke, auf denen sich gut entspannen lässt, bevor die letzte Etappe einen Hügel hinauf bis zum Bullen-Brunnen führt. Hier stehen die fünf Hauptpersonen als aus Metall gefräste Figuren unter Platanen, die Beine von Wasser umspült.
Ermittlungen in Wolfratshausen
Ausschau nach Verbrechern halten die Polizisten „Hubert und Staller“ und „Hubert ohne Staller“ seit mehr als 160 Folgen. Die Dreharbeiten dazu finden in und um Wolfratshausen statt. Wer sich auf die Spuren der beiden begeben mag, lädt sich am besten die „Mein Bankerl“-App auf das Smartphone.
Mit App und TV-Quiz auf den Spuren von „Hubert und Staller“ durch Wolfratshausen
Diese stellt über QR-Codes Fragen zur erfolgreichen Krimiserie wie „Was entdecken Hubert und Staller in der Folge ,Floßfahrt ohne Wiederkehr‘ an der Loisach?“ oder „Wo fällt Hubert in der 100. Folge hinaus?“.
Per App den Kriminalern auf den Fersen
Während man diese und mehr Fragen beantwortet, führt die App durch die Flößerstadt Wolfratshausen. Kinder plantschen im seichten Wasser der Loisach, eine Anglerin in Tarngrün und mit übergroßer Sonnenbrille holt ihren Fang vom Haken. Auf dem Sebastianisteg, der über den Fluss und hinein in die Altstadt führt, fotografiert sich ein Pärchen gegenseitig.
Das Rathaus mit seiner Neorenaissance-Fassade, der Marienplatz und die dahinterliegende Stadtpfarrkirche St. Andreas sind, genau wie das Gasthaus „Humplbräu“, regelmäßig Drehorte in den Episoden von „Hubert und/ohne Staller“.
Altstadtflair und Japanischer Garten
Auffällig an einigen der renovierten Häuser sind die alten Aufschriften an den Fassaden, die noch von ehemaligen Brauereigasthöfen stammen. Immer wieder fahren die Streifenpolizisten Hubert und Staller in der Serie mit ihrem alten Audi 80 an den charakteristischen Altstadthäusern vorbei.
Gleich um die Ecke liegt der Japanische Garten, der in der Folge „Die Japaner kommen“ als Drehort diente. Eine Bank, ein sprudelnder Bach, Trittsteine in geharktem Kies und Lampions in Bäumen. „Wer hat den Koi-Karpfen gestohlen?“, fragt die App. Nun, die Antwort muss man schon selbst herausfinden.
Filmreif!
Ihr wollt noch mehr bayerische Filmkulissen entdecken? Kein Problem! In Bayern werden regelmäßig nationale und internationale Produktionen gedreht, weil Landschaften und Städte so vielseitig sind und sich für Kinderfilme und Komödien genauso eignen wie für Krimis.
Da ermittelt Kommissar Kluftinger im Allgäu, verteilt das SAMS Wunschpunkte in Bambergs Innenstadt, gehen die Kriminalhauptkommissare Grill und Piontek in Passau auf Verbrecherjagd – und das Schöne ist: Ihr könnt ganz entspannt ihren Spuren folgen!