Gäste, die auf den Spuren der Römer wandeln wollen, haben es leicht: Das von uns besuchte Museum Quintana in Künzing hat sich mit vier anderen Museen zu den „Römermuseen am bayerischen Donaulimes“ zusammengeschlossen
Der bayerische Donaulimes und die Römer
Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege haben die Museen ein „digitales Storytelling über eine App, die auch 360-Grad-Views ermöglicht,” entwickelt, so Dr. Roman Weindl, Leiter des Museums Quintana. Damit können Interessierte schon vor der Reise vom heimischen Sofa aus einen Blick in die Vergangenheit werfen. Um ein Bodendenkmal wie den Donaulimes zu erleben und seine Dimensionen zu erahnen, eignet sich aber nach wie vor eines am besten: ein Besuch vor Ort.
Der bayerische Donaulimes ist der nördlichste Abschnitt des Donaulimes, der von Eining bis zum Schwarzen Meer reicht. Der Donaulimes bezeichnet die Flussgrenze des Römischen Reichs in Mittel- und Südosteuropa. Die Grenze war mit Kastellen und Wachtürmen gesichert. Siedlungsreste und Überreste der militärischen Anlagen am Donaulimes sind Zeugen der Geschichte und können in den Museen des Netzwerks „Römermuseen am bayerischen Donaulimes“ besichtigt werden.
Museum Quintana
Vormittags im Museum Quintana im kleinen Ort Künzing nordöstlich von Passau: Ein Grüppchen Frauen und Männer mittleren Alters schlendert an den Glasvitrinen entlang. Interessiert betrachten die Gäste glänzende Münzen, Keramikgeschirr und Werkzeuge aus dem 2. Jahrhundert.
Weindl erklärt die Funde: „Als die Adoptivsöhne von Kaiser Augustus noch vor Christus das Voralpenland eroberten, war unsere Gegend wenig besiedelt. Sie kamen also nicht als reine Besatzungsarmee, sondern brachten auch wirtschaftlichen Aufschwung.“
Rund 500 Soldaten sollten hier vor fast 2.000 Jahren einen Abschnitt der Nordgrenze des riesigen römischen Reichs sichern. Damit war das Hilfstruppenkastell von Künzing eines der kleineren Militärlager, das die Römer an den Ufern der Donau errichteten. Sie nannten die Flussgrenze „ripa“; heute sprechen die Forscher vom „Donaulimes“.
Teil des UNESCO-Welterbes
Ende Juli 2021 wurde der bayerische Abschnitt des Donaulimes zwischen Regensburg und Passau, zusammen mit dem Donaulimes in Österreich und der Slowakei zum Welterbe der UNESCO erklärt. Damit ist der bayerische Donaulimes, neben dem Hadrians- und Antoninuswall in Nordengland, Teil einer mehrere Nationen umfassenden Perlenkette am Welterbe Limes, die jetzt von den Niederlanden bis in die Slowakei reicht.
„Die Aufnahme der Siedlungsreste und Überreste der militärischen Anlagen am Donaulimes ins UNESCO-Welterbe ist eine Verpflichtung, diese für künftige Generationen zu bewahren und unser römisches Erbe in den Museen den Besuchern näher zu bringen“, so Museumsdirektor Weindl.
Die Römer brachten den Bayern die Weinkultur
Vor einer Vitrine verweilt der Archäologe etwas länger: Sie zeigt sein Lieblingsexponat, einen kleinen bronzenen Ziernagel mit einer Darstellung des Sonnengottes Sol. Er wurde in der Nähe eines Heiligtums für den Gott Mithras gefunden, das in der Ausstellung neben der Vitrine nachgebaut ist.
„In diesem Mithräum“, so Weindl, „fanden geheime Kultfeiern statt, bei denen neben Mithras auch Sol verehrt wurde. Wegen der vielen Geschirrreste und Tierknochen aus dem Gebäude wissen wir, dass während dieser Feiern gemeinsam geopferte Tiere gegessen und Wein getrunken wurde.“
Bis ins Spätmittelalter: Wein wichtiger als Bier
„Wurde in Bayern nicht schon immer Bier getrunken?“, fragt einer der Herren erstaunt. Der Direktor verneint: „Bis zum Spätmittelalter war der Wein wichtiger als das Bier.“ Belegt sei der Weinanbau am bayerischen Donaulimes zur Zeit der Römer zwar nicht, aber es sei sehr wahrscheinlich, dass die Römer die Kultivierung der Reben von zu Hause mitbrachten.
Die römischen Essgewohnheiten brachten eine willkommene Abwechslung in die hiesige Küche, die wohl vor allem aus Dinkelbrei mit Gemüse- oder Fleischeinlage bestand. „Mit etwas Fischsoße bekamen die Alltagsgerichte einen besonderen römischen Touch“, berichtet der Archäologe schmunzelnd. Auch Olivenöl und mit Knoblauch gewürzter Schafskäse kamen auf den Tisch, erzählt Weindl weiter.
Getreidebrei und Fischsoße: Römisch-bayerische Esskultur
„Wer es sich leisten konnte, speiste importierte Datteln, Feigen und sogar Austern.“ Zu besonderen Anlässen deckte man den Tisch mit Terra Sigillata-Geschirr, einer glasierten, rötlich-glänzenden, feinen Keramik. Dazu gab es während der Dienstzeit Wasser mit Essig: „Das verstanden die Leute damals unter einer erfrischenden sauren Limo.“
Mit dem bei Germanen und Kelten beliebten Bier dagegen konnten sich die Römer zunächst nicht anfreunden. „Gerste war für die Römer etwas für Tiere, aber nichts, woraus sie ein Getränk gebraut hätten“, so Weindl. Mit der Zeit kamen die Besatzer aber auf den Geschmack und übernahmen das Biertrinken von den sogenannten Barbaren.
Integrationsmaschine Armee: Multikulti in Bayern
Überhaupt ging es im Künzing des 1. Jahrhunderts erstaunlich multikulturell zu. Die römischen Hilfssoldaten stammten aus Germanien, dem heutigen Bulgarien, aus Portugal und sogar aus Syrien. Die Armee funktionierte als „Integrationsmaschinerie“, wie Weindl es nennt.
Die Soldaten lernten Latein, Lesen und Schreiben und haben die römische Kultur weiterverbreitet.“ Belegt ist all dies durch die Militärdiplome, auf die das Museum besonders stolz ist. Sie wurden den Soldaten nach 25 Jahren Dienst ausgehändigt und beurkundeten den frisch erworbenen Status als freier römischer Bürger.
Zuletzt führt Weindl die Gruppe zum Highlight des Museums Quintana: Zur Rekonstruktion eines hölzernen Amphitheaters, das sich außerhalb des Museums befindet. Die Existenz dieses Amphitheaters konnte bei einer Ausgrabung nachgewiesen werden. Es wurde möglicherweise anlässlich eines kaiserlichen Besuchs errichtet, um Gladiatorenkämpfe oder Tierhatzen zu zeigen. Möglich, dass die Soldaten und Veteranen in Künzing Gladiatorenspiele auch für die ansässige Bevölkerung organisiert haben.
Die 5 Römermuseen am Donaulimes
Hir werden alle fünf Museen des Netzwerkes „Römermuseen am UNESCO-Welterbe Donaulimes in Bayern“ näher vorgestellt.
3 Tipps von Roman Weidl für die Umgebung von Künzing/Deggendorf
Asambasilika in Osterhofen-Altenmarkt
Die Basilika ist berühmt und eine der schönsten Barock-Kirchen der Welt. In Aldersbach können Sie sich das Zisterzienserkloster anschauen. Dort genießen Sie Konzerte und Lesungen oder schauen sich wechselnde Ausstellungen zur Kunst- und Kulturgeschichte Bayerns an.
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Restaurant im "Hotel Bayerischer Löwe" und "Das Asam"
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hotel-bayr-loewe.de | das-asam.de
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Wenn ich nicht im Museum bin, bin gerne und viel draußen. Bei uns mündet die Isar in die Donau, dort ist es sehr schön. Am Eingang des Naturschutzgebietes Isarmündung gibt es ein interessantes Besucherzentrum, in dem Sie sich über die hiesige Tier- und Pflanzenwelt informieren können. Bei uns lebt zum Beispiel noch immer die seltene Donau-Kahnschnecke. Im Museum Quintana zeigen wir die Rekonstruktion einer Dame mit prächtigem Kopfschmuck aus der Jungsteinzeit, der mit rund 400 Gehäusen dieser Schnecken verziert ist. Mich persönlich fasziniert es, wie lange die Menschen schon vom und mit dem Fluss leben.
infozentrum-isarmuendung.de