Timm Buckley in seiner Werkstatt: Er braucht 35 - 40 Stunden um eine Maske aus Zirbenholz herauszuarbeiten
Teuflisch schön!

Die schaurigen Masken von Timm Buckley sorgen bei Perchtenläufen, in der Walpurgisnacht oder beim Johannesfeuer für Gänsehaut. Der Oberpfälzer hat die uralte Tradition der Krampus-Masken weiterentwickelt

Timm, der Maskenschnitzer

Von Rauhnächten über Hexentänze bis zu Perchtenläufen: Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, ziehen Teufelsknechte und Weibsdeifl durch die Region um Neunburg vorm Wald. Sie rasseln mit Ketten und klackern mit Hufschuhen.

Schaurige Krampus-Masken bedecken ihre Gesichter. Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Gesichtsverkleidung wirkt, ist aufwendige und detailreiche Schnitzkunst. Dahinter steckt das alte Maskenschnitzer-Handwerk.

Timm Buckley erweckt in seiner Werkstatt beim Maskenschnitzen alte Bräuche zum Leben

Rauhnächte: Zeit für Krampus und Percht

Bräuche und Traditionen, bei denen Geister und Schreckensgestalten ihr Unwesen treiben, sind in Bayern seit Jahrhunderten verwurzelt. Die Rauhnächte etwa wurden bereits im 16. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Zwischen Weihnachten und dem Heiligedreikönigstag blicken die Menschen auf das vergangene Jahr zurück und wagen einen ersten Blick in ihre Zukunft.

Wenn eisiger Wind um die Häuserecken pfeift und die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits verschwimmen, räuchern sie ihre Häuser mit verschiedenen Pflanzen, um sie zu reinigen und böse Geister zu vertreiben.

Derartige Rituale und Teufelsgestalten wie Perchten und Krampusse begleiten diese mystische Zeit. Heute noch gehen die Bayern den mythischen Gepflogenheiten in vielen Regionen nach, zum Beispiel in der Oberpfalz.

Tradition mit individuellem Einfluss

"Das sind eher wilde, extremere Teufelsmasken“

Timm Buckley ist in seiner Freizeit nun schon seit vielen Jahren als furchteinflößender Krampus unterwegs. Fast genauso lange verfeinert er seine Kenntnisse rund um die Maskenrestauration und -herstellung. Timm hat über die Jahre hinweg einen eigenen Stil entwickelt: „Das sind eher wilde, extremere Teufelsmasken“, erklärt der bayerische Freigeist.

Mit seinen Kreationen führt Timm eine Tradition fort und lässt gleichzeitig moderne und innovative Ideen in seine Arbeit einfließen. Diese Mischung ist von Erfolg gekrönt, sie kommt vor allem bei den jüngeren Perchtengängern gut an. So werden die aufwendig maskierten Gruppen genannt, die bei Nachteinbruch fröhlich lärmend von Haus zu Haus ziehen, um die Dämonen des Winters zu bannen.

Timm Buckley, der traditionelle Maskenschnitzer, bei der Arbeit

Vom Restaurieren und Maskenschnitzen

Ob Lackschäden, abgebrochene Hörner oder ausgerupfte Haare – die Oberpfälzer Maskenträger mussten früher viel herumfahren, um ihre sogenannten Larven reparieren zu lassen.

„Irgendwann dachte ich mir: Ich übernehme einfach selbst das Aufhübschen und Umarbeiten, schließlich kenne ich mich als gelernter Schreiner von Haus aus mit Holz aus.“ Um aus einem Stück Zirbenholz eine Maske neu herauszuarbeiten, braucht er 35 bis 40 Stunden. Aufwendige Extras benötigen mehr Zeit.

Das Interesse an den alten Bräuchen ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. „Inzwischen gibt es mehrere Perchtengruppen, immer mehr Zuschauer kommen zu den Veranstaltungen“, weiß Timm.

Sie tauchen ein in den alten Mythos und bestaunen die schaurigen Gestalten mit den zotteligen Fellen, langen Hörnern und lärmenden Glocken. Und sie bewundern die realistisch geschnitzten Masken von Timm Buckley, bei deren Anblick einem Schauer über den Rücken laufen.

Mehr zu Timm und seinen Masken unter deiflswerk.de

Rauhnächte: Zeit für Krampus und Percht mit selbst geschnitzten Masken von Timm Buckley

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