Klosterkirche
Ganz mit der Ruhe

Rokoko-Opulenz in bayerisch-schwäbischer Bilderbuchlandschaft: Kloster Roggenburg nahe Ulm ist ein tolles Reiseziel. Auch über Nacht. Manche bleiben sogar ein ganzes Leben

Lesezeit: 8 Minuten

Kloster Roggenburg

SPONSORED STORY Der aufgeschreckte Marder, der an diesem warmen Sommerabend am Dorfausgang von Roggenburg über die enge Straße stürmt, ist Autoverkehr um diese Uhrzeit anscheinend nicht mehr gewohnt. Über den Doppeltürmen der Klosterkirche jagen die Rauchschwalben ihrem Dinner hinterher und begleiten mit aufgeregten Pfiffen das Konzert der Grillen.

Der Besucherparkplatz ist längst leer, als die Sonne den Himmel über dem Roggenburger Weiher und die mächtige Klosteranlage in ein leuchtendes Orange taucht.

Abendstimmung am Kloster Roggenburg

Komfortzimmer statt Klosterzelle

Zu hören ist in dieser Landidylle wenig später nur noch das Plätschern des Brunnens im Klostergarten. Ideal, um seine eigene Mitte zu finden. Zumindest aber die des Efeulabyrinths, das aus 300 Sorten des Klettergewächses besteht. Dort lädt eine einsame Bank zum Runterkommen ein. Augen zu und durchatmen.

Die anschließende Schnuppertour durch den Kräutergarten sorgt für die nötige Bettschwere. Die nächtliche Stille von Roggenburg genießt man in den modernen Gästezimmern des klostereigenen Hotels.

Ein schönes Fleckchen hatte sich Graf Bibereck da ausgewählt, als er 1126 das Kloster für die  Prämonstrantenser stiftete, einen katholischen Orden, der statt aus Mönchen aus geweihten Priestern besteht. Erst 700 Jahre später bereitete die Säkularisierung der Roggenburger Klostertradition ein vorläufiges Ende. In der Folge diente die Anlage als La­n­dg­eric­ht und Ge­fäng­nis, als Haushal­t­ungsschule und Zuflucht für He­imatver­tr­iebe­ne. Erst in den Achtzigerjahren kehrten Patres der Prämonstratenser zurück.

Efeulabyrinth

Etwas später kam Pater Ulrich O. Praem dazu, heute leitender Pfarrer in Roggenburg. Seine Biographie ist mindestens so wechselvoll wie die seines Klosters. Vom Bundeswehrsoldat zum Zivi, dann Student der Theologie, vom Kirchenaustritt zum Klostereintritt, das ist des Paters Vita in aller Kürze.

Vor allem wichtig: Er ist angekommen. Was in Roggenburg überhaupt nicht schwer falle: „Zum einen sind hier unglaublich schöne Gebäude, die von einer langen und großen Kultur zeugen. Es macht mich gleichzeitig stolz und demütig, hier leben zu dürfen."

Pater Ulrich in der Klosterkirche

Und dann ist Roggenburg ja in diese bezaubernde Landschaft eingebettet. „Hügel, Wiesen und Wälder, ein See, in dem sich der blaue Himmel spiegelt. Eine absolute Postkartenidylle“, schwärmt der Pater, der bei seiner Führung durchs Kloster gern sein Lieblingsgemälde zeigt. Das monumentale Werk im Kaptitelsaal, das vor etwa 250 Jahren entstand, präsentiert die damaligen Patres von Roggenburg gemeinsam in andächtiger Versammlung. So realistisch gemalt, als stiegen sie jeden Moment aus der Leinwand.

„Schon toll. Wenn wir bei unsren Gottesdiensten hier sind, schauen uns die Mitbrüder an, die vor so langer Zeit hier gelebt, gebetet, gefeiert haben. Es sind ganz konkrete Personen, nicht irgendwer. Jeder hat seine Geschichte mit Hoffnungen und Enttäuschungen. Die haben damals viel geleistet, als sie entschieden haben, das ursprünglich romanische, dann gotisierte und später noch barockisierte Kloster im Stil des späten Rokoko völlig neu aufzubauen.“ Von ihnen könne man auch viel lernen, so Pater Ulrich. „Geduld und den nötigen Pioniergeist, der nicht nur auf den Eigennutz, sondern altruistisch auf zukünftigen Nutzen schaut.“

Abendstimmung am Roggenburger Weiher vor dem Kloster

Kulturprogramm: Ganz mit der Ruhe oder mit 4.000 Pfeifen

Die Sanierung seit der jüngeren Ära des Verfalls ist gelungen. Das Kloster wirkt heute wie aus dem barocken Ei gepellt. Mittelpunkt der Anlage ist die Roggenburger Pfarr- und Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, eine der bedeutendsten Bauten des Rokoko in Schwaben.

Sie wurde zu der Zeit erbaut, als genau jene Patres vom Gemälde durch Kreuzgang und Gärten schlappten. Über den Turmkapellen erheben sich die zwei 70 Meter hohen Türme mit sieben Glocken, die älteste davon 500 Jahre alt. Die perfekten Stuckaturen stammen, so nimmt man an, wohl von Wessobrunner Meistern. Die Fresken malte Franz Martin Kuen. Der ganze Stolz des Klosters aber ist die „große Roggenburgerin“, die Hauptorgel der Kirche, mit ihren 66 Registern und 4.000 Pfeifen.

Kloster Roggenburg

Mehr Kulturerlebnisse in Bayern

Zwei Damen machen Kaffeepause am Donauufer

Grenzgang

Stadtwanderung durch Ulm und Neu-Ulm im Schatten des Münsters: Zwei Flüsse, zwei Donau-Ufer, zwei Städte

weiterlesen
Maibaum und Straßencafés auf dem Unteren Markt in Weiden in der Oberpfalz

9 Weiden-Tipps

St. Michael, Stadtmuseum, Sybillenbad und das Vulkanerlebnis stehen in Weiden ganz oben auf der Bucket List. Was ihr sonst noch erleben solltet

weiterlesen
Blick von oben auf die Königstraße der Stadt Fürth während der Miachelis-Kirchweih

10 Fürth-Tipps

Welche Sehenswürdigkeiten sollten bei einem Fürth-Besuch unbedingt auf dem Zettel stehen? Hier kommen unsere 10 Highlights der „Kleeblatt-Stadt“

weiterlesen
Stadt Kitzingen

Kitzingen: 5 Tipps

Kitzingen hat neben entspannten Aussichtspunkten nicht nur gute Lebkuchen und ungewöhnliche Museen zu bieten

weiterlesen
UNESCO Welterbe: Bad Kissingen

10 UNESCO Weltkulturerbe-Stätten

Dieses Listicle stellt euch alle zehn UNESCO-Weltkulturerbestätten in Bayern vor, also Denkmäler, architektonische Ensembles und Stätten

weiterlesen
Brassmusiker spielen auf einer Wiese auf dem Brass Wiesn Festival in Eching

So groovt Bayern!

Das Spektrum bayerischer Volksmusik und Volkstänze ist enorm breit. Die volle Ladung Spaß habt ihr bei diesen 20 Events und Festivals in ganz Bayern

weiterlesen

Schön herausgeputzt!

Farbenfrohe Malereien an Häuserfassaden machen manche Orte zu wahren Freiluft-Galerien. Wir waren mit Künstler Bernhard Rieger in Oberbayern unterwegs

weiterlesen
Stadtführerin Nina Schiffner als Malweib verkleidet, an der Mauer des Hofgartens von Schloss Dachau

Kunstvoll

Dachau besaß von 1880 bis 1920 eine Künstlerkolonie von europäischem Rang. Lest hier, wie das Kulturerbe der Stadt mit Erfolg lebendig gehalten wird

weiterlesen

Post aus Bayern

Hol dir aktuelle Tipps zu Reportagen, Reiseberichten und Events aus erster Hand!