Peter Haimerl haucht alten Bauern-Häusern und -Höfen neues Leben ein. So erhält und bewahrt der Architekt ein Stück bayerische Identität
Architekt Peter Haimerl
Peter Haimerl hat es sich zur Aufgabe gemacht, traditionellen Bauernhäusern aus dem Bayerischen Wald neues Leben einzuhauchen. Beeindruckende Gemäuer, die das einstige Leben der Einwohner widerspiegeln und deren Geschichte erzählen – er renoviert charakterstarke Gebäude mit ihren historischen Außenfassaden, kleinen Fenstern und tiefen Dächern. Manche vermietet er als Ferienhäuser, so wie das „Haus am Schedlberg“ bei Arnbruck.
„Mir ist es wichtig, die Geschichte und den Charakter der Häuser einzufangen und diese mit modernen, minimalen Mitteln weiterleben zu lassen“, erklärt Haimerl. Immer an seiner Seite ist seine Frau Jutta Görlich.
Die Künstlerin berät ihn und spürt die Geschichten der Häuser und Orte auf. Während des kompletten Bauprozesses inszeniert sie zusammen mit dem Fotografen Edward Beierle in Form von Bildern Geschichten zu den Häusern und präsentiert diese in außergewöhnlichen Ausstellungen, meist als Teil der Architektur.
Bauernhäuser: Keines gleicht dem anderen
Der Bayerische Wald ist bekannt für seine Baukunst. Bis vor 50 Jahren hatten zahlreiche Kleinbauern in der Region Bauernhäuser mit viel Charme und von feiner Qualität. Doch seitdem stehen die traditionellen Gebäude meist leer und zerfallen.
Peter Haimerl kommt ursprünglich aus Viechtach im Bayerischen Wald. Schon als kleiner Junge begeistern ihn die alten Bauernhäuser, so auch sein jetziger Hof, in dessen Nähe er aufgewachsen ist. „Schon als Kind habe ich mir vorgenommen, dass ich diesen Hof irgendwie erhalten und fortführen muss. Durch mein Architekturstudium konnte ich diesen Traum tatsächlich realisieren“, erzählt Haimerl begeistert.
Dabei lässt der erfolgreiche Architekt die Außenfassade unberührt. Egal, ob Altersflecken oder Risse – für Haimerl muss die Geschichte des Hauses nach wie vor erkennbar bleiben. So versucht er, möglichst viel der alten Bausubstanz aus Holz und Stein zu bewahren.
Alte Fassaden und Beton
Die alten Fassaden und Stuben kombiniert Haimerl mit modernen Elementen: Er zieht Betonwände ein. So werden die Bauernhäuser wieder bewohnbar. „Zwar greifen wir relativ radikal in die Substanz ein, aber immer mit der nötigen Sensibilität für das Detail“, so Haimerl. Gerade diese Details seien es, die die Bauernhäuser im Bayerischen Wald so einzigartig machten. Jedes Gebäude sei einmalig und füge sich perfekt in die Landschaft ein.
"Die Geschichte manifestiert sich in der Aura, im Geruch und in den Farben"
Das Ursprüngliche zu erhalten, indem er es mit Neuem kombiniert, ist für Haimerl kein Widerspruch. Modern sein wollten die Menschen ja schon immer: „Es ist ja so, dass die Leute schon damals versuchten, entsprechend den neuen Trends und nach dem Zeitgeist zu bauen.“ Die Tatsache, dass sich die Menschen immer am aktuellen Standard orientierten, hat für Haimerl Tradition – und diese will er fortführen.
Häuser erzählen Familiengeschichten
Die Bauernhäuser stecken voller Familiengeschichten. Diese erleben und spüren auch die Gäste. „Die Geschichte manifestiert sich überall: in der Aura des Hauses, im Geruch, in den Farben“, beschreibt der Architekt. So gehen die Persönlichkeit und der Charakter von den Eigentümern auf die Häuser über.
Die Gebäude tragen noch die Namen ihrer früheren Bewohner, so wie das Haus „Birg mich, Cilli“ von Haimerl. Der Name ist von der letzten dort lebenden Bäuerin Cilli Sigl abgeleitet. Er ist sich sicher, dass es im Bayerischen Wald viele starke Orte gibt – im Sinne des Genius Loci, dem „Geist des Ortes“.
Durch ein besonderes Gebäude werde die Aura noch verstärkt. In diese Orte sollen auch seine Gäste eintauchen, indem sie das Haus auf sich wirken lassen. Haimerl beschreibt es so: „Wenn ich einen Ort oder ein Haus mit einem Konzert vergleiche, dann ist es nur die Musik an sich, die unsere Gäste wahrnehmen sollen.“
Mehr zu Peters Arbeit: peterhaimerl.com
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