Urlaub an Bayerns Seen entschleunigt. Auch im Angebot: SUP-Yoga. Wie ist das, wollten wir wissen, und haben unsere Reporter zur Meditations-Session auf den Ammersee geschickt. Von Christian Haas
SUP-Yoga: Alles im Flow
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Mega-Trends Stand-up-Paddling und Yoga zueinander finden würden. Haben doch beide mit Gleichgewicht, Austarieren und Körperbeherrschung zu tun. Die Übungen mitten auf dem See und damit in attraktiver und ruhiger Kulisse können je nach Fitnesszustand variiert werden können, das sorgt für Beliebtheit.
Krähe, Kobra, Löwe und Krokodil auf einem kippeligen Board? Das klingt spannend. Das Schlimmste, was Wackelkandidaten passieren kann: ein ungelenker Abgang ins Wasser. Das Beste: dabei jemanden an der Seite zu haben, der einem den richtigen Weg zu standhafter Ruhe zeigt.
Das macht etwa Sonja Braun, die Yoga-Sessions auf dem Ammersee anbietet. Oder Eliane Droemer vom SUP Club Starnberg. Sie beflügelt Besucher des Nachbarsees mit SUP-Fitness- und SUP-Yoga-Kursen. Am Chiemsee besänftigt Dominique Grabmann Atemübungen die innere und äußere Balance von Erholungsuchenden. SUP-Yoga-Kurse gibt es aber auch auf den Seen in Franken, auf Seen und Weihern im Allgäu, in Bayerisch-Schwaben und Ostbayern.
Die Nachfrage ist groß. Dass Stand-up-Paddling, das polynesische Fischer schon vor Jahrhunderten in respektive auf ihren Kanus praktizierten, derzeit wieder in aller Munde ist, liegt nicht nur am Trend zu neuen Tätigkeiten in naher Umgebung, sondern auch daran, dass es einfach zu erlernen ist. Hüftbreiter Stand, die Knie leicht gebeugt und das Paddel ins Wasser – schon nach wenigen Minuten lässt sich das Brett sicher steuern. Sagt die Theorie. Aber was sagt die Praxis?
In meinem Fall: Erst mal das Brett aufpumpen. Mit schnellen, heftigen Stößen. Also: Pumphebel rauf, runter, rauf, runter, und dabei immer schön atmen. Das ist ein ordentliches Oberarmtraining. Ein besseres Warm-up kann man sich kaum ausdenken.
Dann rein ins wadenhohe Wasser und aufs Brett. Rasch findet sich ein guter Stand. Erst auf den Knien, dann im Stehen, erklärt der Yoga-Trainer die Paddel- und Steuertechnik. „Das Paddel nah am Körper und am Brett lassen, einstechen und mit dem unteren Arm nach hinten ziehen, während die Hand am Schaft gestreckt bleibt.“ Nach ein paar Schlägen Wechsel der Hand.
Dann üben wir Wenden, schnelles Bremsen, Zickzackkurse. Nach einer Viertelstunde sitzen die wichtigsten Manöver. Sie sind zugleich Gleichgewichtsübungen, die volle Konzentration fordern.
Dieses ständige Austarieren ist ideale Vorarbeit für die Yoga-Session, für die wir weiter „in den See stechen“ und dort die Paddel seitlich aufs Board legen. Jetzt erst mal einfach beginnen. Ein Bein hoch. Spannung halten. Hände falten. Dann steht der herabschauende Hund an. Ohne Blickkontakt kann ich all die „Kommandos“ gar nicht so schnell umsetzen.
Schließlich will das Wackelbrett unter Kontrolle gehalten werden, was durch die Wellen des schnell vorbeiziehenden Raddampfers „Herrsching“ erschwert wird. Da heißt es standhaft bleiben. Und dann: Linkes Bein in die Höhe, rechten Arm nach vorn gestreckt. Ich werde daran erinnert, „es auch zu genießen“. Und zu atmen. Ommm ...
Es folgt der Kranich, auch als Krähe und auf Sanskrit als Bekasana bekannt. So soll es gehen: Hocke auf dem Brett, die Hände gestreckt, die Knie in die Achseln und die Füße in die Luft. Äh, bitte, wie? Ich komme ins Schwitzen. Und ins Grübeln, ob ich das schaffe kann.
Kurz vor dem Aufgeben gelingt es mir, mich an meinen rutschigen Unterarmen hochzustemmen und für zwei Sekunden beide Füße zu lupfen. Irre! Dann sacke ich kraftlos zusammen und – ja, recht ungelenk – vom Brett ins Wasser. Aber egal, das kühle Nass fühlt sich herrlich an. Und ehrlich: Ohne eine solche Abkühlung kann ich mir Yoga gar nicht vorstellen …