Schauspieler Ferdinand Hofer ist selten von der Rolle, ob als „Tatort“-Ermittler, Metzgersohn in den Eberhofer-Krimis oder als Torwartlegende Sepp Maier. Im Landkreis Miesbach ist er aufgewachsen und immer wieder dreht er dort auch. Wir waren mit ihm unterwegs an Arbeitsplätzen und Lieblingsorten. Text und Fotos: Dietmar Denger
Mit Schauspieler Ferdinand Hofer durchs Oberland
Der Turm am Taubenberg sieht für sich schon aus wie eine Filmkulisse. Wie die Aussichtswarte vom Märchenschloss erhebt der Bau nahe Warngau sich über die Fichten. Oben gibt‘s 360 Grad perfektes Voralpen-Idyll. Bis München reicht der Blick, im Süden zum Tegernsee und Schliersee. Ein Best-of Bilderbuch-Bayern, die Gegend ist Ferdinand Hofers Heimat und Arbeitsplatz zugleich. Regelmäßig dreht er dort, privat auch gern auf dem Rad: „Der Taubenberg ist meine Hood beim Mountainbiken und Rennradfahren.“
Ganz in der Nähe stand er kürzlich erst vor der Kamera, für „Der Kaiser“. Der Film zeichnet die Lebensgeschichte von Franz Beckenbauer nach. Hofer mimt darin Sepp Mair, den ulknudelnden Torwart-Star aus der Zeit der Schlaghosen und Monster-Koteletten.
Der traumhaft gelegene Bauernhof am Taubenberg, den wir gerade angesteuert haben, spielt im Film des Kaisers Anwesen in Kitzbühel. Die Produktion in Bayern war einfacher als im Tiroler Schickimicki-Ort. Eh kein Problem, „beim Film wird halt getrickst“, sagt Hofer und lacht. Umso besser, so konnte er auch mal wieder bei den Eltern vorbeischauen. Denn nur ein paar Hügel, Weiden und Wäldchen weiter wuchs er auf, in der Nähe von Weyarn.
Dem Fernsehpublikum bekannt wurde Hofer, der Jahrgang 1993 ist, in den letzten Jahren vor allem als übereifriger Kriminalassistent Kalli Hammermann im München-„Tatort“ und als Metzgersohn Max Simmerl in den Eberhofer-Krimis.
Die Anfänge als Schauspieler liegen indes sehr viel weiter zurück. „Begonnen hat es schon im Kinderzimmer, wo meine Mutter mir und meinem Bruder einen Theatervorhang genäht hat. Dort haben wir dann für unsere Eltern gespielt.“ Mit etwas mehr Publikum ging es im Schultheater weiter. Über seinen Onkel lernte er dann Regisseur Marcus H. Rosenmüller kennen, der auch aus der Gegend stammt.
„Schwere Jungs“: Kinodebüt mit 13 Jahren
Hofer war gerade 13 Jahre alt, als Rosenmüller ihn für eine Kinderrolle in der Bobfahrer-Komödie „Schwere Jungs“ engagierte. „So bin ich beim Film gelandet. Ich hätte damals aber nicht gedacht, dass mein Hobby mal Beruf werden würde“, erzählt er beim Kaffee-Stopp im „Marktcafé“, einem beliebten Treffpunkt in Miesbach.
Hofer kommt dort gern auf einen Kaffee oder ein Eis vorbei. Bei unserem Besuch wird Hofer öfter angesprochen. Nicht als Fernsehpromi, sondern weil sie den Ferdinand von früher noch kennen.
Während er als Schauspieler richtig durchstartete, mit immer mehr Film- und TV-Produktionen, gab es übrigens auch noch längere Zeit den Studenten Ferdinand Hofer. In München studierte er BWL mit Schwerpunkt Maschinenbau. „Studium und Schauspielerei waren nicht immer einfach, unter einen Hut zu bekommen“, erinnert er sich. „Ich bin aber froh, dass ich das Studium durchgezogen habe. Wer weiß, ob man es nicht doch mal gebrauchen kann.“
Am Marktplatz unterm hübschen Maibaum wurden Szenen der Fernsehserie „Zimmer mit Stall“ gedreht. Die Reihe erzählt von einer Münchnerin, die sich auf dem Land den Traum vom eigenen Bauernhof erfüllt. Ferdinand Hofer spielt darin einen Versicherungsmakler, dessen Büro am Marktplatz liegt. Ein Brillengeschäft wurde dazu umdekoriert, im Schaufenster mit Portraits Hofers. „Während des Drehs wurde ich dann öfter angesprochen, ob ich einen Laden in Miesbach eröffnet habe.“
Inzwischen wohnt er in München, kaum eine Stunde entfernt. Und schätzt zugleich das Lebensgefühl im Oberland. „Schon toll, in der alten Heimat arbeiten zu können. Es ist auf jeden Fall was Besonders, weil man eine viel persönlichere Verbindung zur Gegend hat."
Spannend findet er auch: „Für die Drehs werden die Locations oft stark verändert, damit sie zum Plot passen. Als Schauspieler bekommt man meist nur diese angepasste Wirklichkeit zu Gesicht. Wenn ich in meiner Region drehe, kenne ich die Orte dagegen auch so, wie sie normal aussehen. Da bekommt man dann mit, wieviel Mühe und Aufwand in solche Produktionen gesteckt wird.“
Stadlberg: Zimmer mit Stall, Wiese mit Aussicht
Am Stadlberg, wo das Hauptmotiv von „Zimmer mit Stall“ gedreht wurde, musste man gar nicht viel verändern. Der Wegweiser hinauf ist unscheinbar, doch der Abstecher lohnt sich. Auf der vielbefahrenen B 307 von Miesbach aus geht’s Richtung Süden kurz vorm Krankenhaus Agatharied links ab.
Ein paar Kehren mäandert die Straße zwischen Kuhweiden den Berg hinauf und schon findet man sich wieder in einer perfekten Landlust-Location mit Bergkapelle, Gasthof und historischem Bauernhof. „Der Stadlberg ist ein Klassiker in der Region, wenn man mal eine kleine Runde spazieren will“, erzählt Hofer, als er im Gras vor der Kapelle liegt. Der Blick von hier reicht bis zur Münchener Skyline.
Mit 14 Jahren war er schon Mal beruflich dort, beim Dreh für seinen zweiten Kinofilm „Die Perlmutterfarbe“ von Marcus H. Rosenmüller. Der spielt zur Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus.
Ansonsten schlüpft Hofer ja immer wieder gern in amüsante Rollen. So auch in den Eberhofer-Krimis. Während die vor allem im niederbayerischen Frontenhausen gedreht wurden, musste für den Eberhofer-Hof, wo der Polizisten-Vater im Garten seinen Marihuana-Hain pflegt, bis vor kurzem der Weiler Eutenhausen im oberbayerischen Feldkirchen-Westerham herhalten.
Das schräge Provinz-Epos um den dauergenervten Dorfpolizisten ist bekanntlich ein einziges Gag-Feuerwerk. Trotzdem gehe es am Set solcher Produktionen nicht automatisch lustiger zu. „Natürlich sind die Szenerien und Plots oft an sich schon sehr absurd“, so Hofer. Aber eine Komödie werde nicht dadurch komisch, dass beim Dreh einfach alle lustig und gut drauf sind. „Für eine gute Komödie ist meist sehr viel Präzision im Spiel notwendig und dafür braucht man Konzentration. Aber nichtsdestotrotz machen die Dreharbeiten zu Eberhofer natürlich wahnsinnig viel Spaß. Allein schon aus dem Grund, weil man seit zehn Jahren fast jedes Jahr mit einem tollen Team einen Film drehen darf.“
Leitzachtal: Bergig zum Runterkommen
Einen Lieblingsort will uns Hofer unbedingt noch zeigen. Vielmehr ein ganzes Lieblingstal. Dazu machen wir Stopp am Bauernhofcafé „Beim Melchern“ in der Nähe von Fischbachau. Dort schlängelt die eiskalte Leitzach sich zwischen den grünen Hügeln hindurch, die nach Heu duften. Im Wasser flitzen Fische, darüber fliegen Libellen Slalom um Wasserbinsen.
Auf der kleinen Holzterrasse über dem Flüsschen setzt Hofer sich hin und blinzelt in die Sonne. Optisch geht er ja durchaus als Jungschauspieler durch, mit mittlerweile mehr als 40 Produktionen für Kino und Fernsehen hat er aber schon einiges erlebt. Und sich zwischendurch Erholung verdient. „Das Leitzachtal ist dafür perfekt. Als Kind war ich immer an der Leitzach zum Baden, definitiv erfrischender als jeder See.“
Wenn es die Zeit erlaubt, zieht es ihn von München aus immer wieder in den Süden. „Ich liebe die Berge und natürlich auch die Seen. Im Sommer komme ich oft zum Radfahren, Klettern und Wandern. Im Winter selbstverständlich zum Skifahren. Und natürlich mag ich die Region auch noch aus dem Grund, dass hier meine Familie und auch viele Freunde wohnen.“
Was Vorbilder angeht, reicht der Horizont dagegen weit über Bayern hinaus. „Dazu zählen auf jeden Fall Joaquin Phoenix und Christoph Waltz. Gewisse Figuren, die sie gespielt haben, kann ich mir rauf und runter anschauen.“
Das Talent für leicht schrullige Typen, wie sie der Österreicher Waltz regelmäßig mimt, hat Hofer ja. Das wär’s doch: Ein Tarantino mit Ferdinand Hofer in der Hauptrolle, gedreht zwischen Taubenberg und Leitzachtal! Auf die Handlung darf man gespannt sein.
Vorerst gibt’s Hofer als Sepp Maier: „Der Kaiser“ läuft seit 16.12.2022 bei Sky.
Im „Tatort: Mord unter Misteln“ vom 26.12.2022 ist Ferdinand Hofer ebenfalls zu sehen.