Ein kleiner Junge öffnet eine Schatzkiste im Wald auf dem MountTeens-Detektivweg am Imberg im Allgäu
Schatzsuche im Allgäu

Pferde, Murmeltiere, Schmuggler und ein Goldschatz. Autorin Astrid Därr und ihr Sohn Nelion sind zu Gast auf einer Mountain Ranch in Oberstaufen und suchen auf dem MountTeens-Detektivweg am Imberg nach einem verlorenen Schatz

Lesezeit: 13 Minuten

Familienwandern: MounTeens-Detektivweg am Imberg im Allgäu

Bertl schnaubt zufrieden, Nelion jauchzt vor Freude. Der fuchsbraune Wallach lässt sich von dem aufgeregt herumspringenden Fünfjährigen nicht aus der Ruhe bringen. Ohne Widerstand lässt sich Bertl am Hals kraulen und ab und zu eine Handvoll duftendes Heu ins Maul schieben. Bertl ist ein American Quarter Horse von edlem Blut und heißt eigentlich Einsteins Happy Whiz.

Aber irgendwie passt Bertl – als Kosename für Albert (Einstein) –besser zu ihm, denn er ist das gelassenste Pferd im Stall der Familie Mayr. „Mama, ich liebe Pferde“, ruft Nelion immer wieder begeistert. Auch die vier Katzen und vier Ziegen auf dem Hof hat er sofort ins Herz geschlossen. Der „Gähwindehof“ auf einer einsamen Anhöhe über Oberstaufen, umgeben von Bergwiesen und Wald, ist für ihn ein kleines Paradies.

Die Hofbesitzer Bettina Mayr und ihr Mann Robert sind 2020 mit den beiden Kindern Ann- Sophie und Maximilian von Nürnberg nach Oberstaufen gezogen. Eigentlich suchten die passionierten Westernreiterinnen Bettina und Sophie nur nach einem Unterstellplatz für ihre Pferde. Als sie die Verkaufsanzeige für den Hof entdeckten, entschieden sie sich für den Umzug ins idyllische Oberstaufen zwischen Alpsee und dem Naturpark Nagelfluhkette.

„Gähwindehof“: Nur wenige Schritte trennen den Naturbadeteich und die Ferienwohnung

In den folgenden Jahren entstand eine exklusive Mountain Ranch mit drei luxuriösen Chalets für Gäste und als Pferde-Unterkunft für Reiter, die ihr eigenes Pferd mitbringen. Dass neben Stall, Reithalle und Paddocks auch noch Ferienwohnungen hinzukommen würden, war eigentlich nicht geplant.

„Aber für uns allein wäre der Hof zu groß. Und so hat sich das mit der Ferienvermietung ergeben. Wir haben beim Bau versucht, alles so natürlich wie möglich zu gestalten und Handwerker aus der Region zu beauftragen“, erzählt Bettina. Nachhaltigkeit wird bei der Bewirtschaftung des Hofes, der sich weitgehend autark mit Strom und Wasser versorgt, großgeschrieben.

Im Familienchalet „Lucky“ mit Platz für vier Erwachsene und vier Kleinkindern erwartet uns natürliche Alpen-Eleganz mit viel Liebe zum Detail. Für die Kids gibt es ein Schaukelpferd, einen Hochstuhl und Tritthocker im Bad. Das Kinderstockbett mit den rot-weißen Vorhängen nimmt Nelion sofort als Höhle in Beschlag.

Von der Terrasse sind es nur wenige Schritte zum Naturschwimmteich, in dem sich Molche tummeln. Nach dem Bad im herbstlich kühlen Nass wärmen wir uns im Holzbadezuber und in der eigenen Sauna auf. Von den zwei getrennten Suiten mit eigenem Bad reicht der Blick bis zum langen Bergkamm des Hochgrats. In der Galerie ganz oben steht neben dem Kinderbett eine Raufe mit Bergwiesenheu.

Der Duft von frischem Heu ist auf dem Hof allgegenwärtig. „Wir verzichten auf Mineraldünger und Pestizide und mähen unsere Bergwiesen nur zweimal im Jahr. Deshalb enthält unser Heu mehr als siebzig verschiedene Wildkräuter, Gräser und Leguminosen“, sagt Bettina. Am liebsten würden wir den ganzen Tag die Nase im Heu versenken, aber wir sind ja nicht zum Heuschnuppern, sondern zur Schatzsuche ins Allgäu gekommen.

Mutter und Sohn auf den Weg in den Stahl des Gähwindehofes in Oberstaufen
Schockverliebt: Der American-Quarter-Horse-Wallach Bertl hat es Nelion angetan

Teamarbeit mit den MounTeens

Deshalb geht es am nächsten Morgen nach dem Genussfrühstück mit Beeren-Smoothie und Räucherfisch auf den Imberg, wenige Kilometer südlich von Oberstaufen. Im Winter bilden die Almwiesen von Imberg und Hündle am Fuße der markanten Gipfel der Nagelfluhkette eine Skiarena. Im Sommer freuen sich Allgäuer Braunvieh über das saftige Kräutergras und aktive Familien über das vielfältige Freizeitangebot von der Sommerrodelbahn bis zum Hochseilgarten.

An den Bergstationen der Hündle- und der Imbergbahn starten auf über 1.200 Meter Höhe verschiedene, zum Teil kinderwagentaugliche Wanderwege wie der Themenweg Expedition Nagelfluh mit Informationen zur Geschichte der Allgäuer Alpen, der Alperlebnispfad, der Wildbienenlehrpfad und die Premiumwanderwege Alpenfreiheit und Wildes Wasser. Unsere heutige Mission: auf dem MountTeens-Detektivweg den Schatz vom Imberg finden.

Dazu muss Nelion an siebzehn Stationen Rätsel lösen und bekommt Hinweise, die ihn auf einem knapp vier Kilometer langen Rundweg spielerisch zum Ziel führen. An der Bergstation der Imbergbahn ziehen wir noch schnell eine Holzkugel aus dem Automaten und schon lässt der kleine Detektiv seine Murmel an der ersten Bahn herunterflitzen. Neben der Holzkugel für die Murmelbahnen entlang des Weges sind wir mit einem Bleistift, Handy und dem Detektiv- Wanderbuch bewaffnet.

Autorin Astrid und Sohn Nelion auf den Spuren von Bergschmugglern
Alphorn in 1:1: Auf echten Alphörnern lassen sich zwölf bis sechzehn Töne spielen

An den einzelnen Stationen scannen wir QR-Codes im Büchlein, um ein Hörspiel abzuspielen. Schon in der Gondel haben sich uns auf diese Weise die „MounTeens“ vorgestellt: vier neugierige Dreizehnjährige aus dem (fiktiven) Bergdorf Bad Lärchenberg, die gemeinsam mysteriöse Fälle aufklären.

Auf dem Imberger MounTeens-Detektivweg ist die clevere Bande den Schmugglern auf der Spur, die noch bis in die 1960er im Allgäuer Grenzgebiet Alkohol, Zigaretten und Kaffee von Österreich nach Deutschland schmuggelten. An geheimen Übergabeorten versteckten sie Schmugglerkisten mit der heißen Ware.

Offiziell wird der Detektiv-Parcours für Kinder ab sechs Jahren empfohlen – dem fünfjährigen Nelion musste die Mama beim Frühstück erst einmal erklären, was ein Schmuggler ist. Dafür malte er dann eifrig seine eigene Schatzkarte, auf der er immer wieder checkt, ob wir noch auf der richtigen Fährte sind.

Murmelstation auf dem MounTeens-Detektivweg am Imberg im Allgäu

Den Schmugglern auf der Spur

Die erste Schmugglerkiste im Wald ist schnell gefunden. Noch ein Rätsel gelöst, die Kugel in das richtige Loch der Kiste geworfen und das entsprechende Symbol im Wanderbuch notiert – schon rennt Nelion weiter durch den Bergwald voller Blaubeeren und moosiger Wurzeln.

Ein alter Alphirte als lebensgroße 2-D-Figur am Wegesrand erzählt von seinem Vater, der noch als Schmuggler aktiv war. Und immer wieder taucht ein freches Murmeltier auf, das mal Nüsse sucht, ein anderes Mal die Trinkflasche oder die Brotzeitdose von MounTeen Matteo klaut. „Folgt man dem zahmen Murmeltier, landet man immer bei den Murmelbahnen“, schlussfolgern die Detektive.

Nelion kann es an den Stationen kaum erwarten, bis das Hörspiel abgespielt ist. Die nächste Kugelbahn oder Schmugglerkiste ist immer schon in Aussicht, sodass er auf dem breiten Schotterpfad stets die Nase vorn hat. Für die Eltern entfällt bei dieser Wanderung das obligatorische „Ich mag nicht mehr laufen! Wann sind wir endlich da?“ der lauffaulen Kinder. Stattdessen will Nelion wissen: „Mama, was kommt als Nächstes?“

Selbst gemahlte Karte: Nelion verlässt sich nicht nur auf Fremdmaterial
Der fünfjährige Nelion mit einem großen Fernglas im Allgäu

Alpwirtschaft mit Alpenblick

Beim Berggasthof „Vordere Fluh“ verlassen wir den Wald und blicken über die Almwiesen hinweg auf die sanften Hügel des Weißachtals bis zu den Gipfeln im benachbarten Vorarlberg. Nelion findet die vierte Schmugglerkiste, außerdem wartet noch eine MounTeens Challenge auf dem Spielplatz mit Klettertraktor auf ihn.

Bettina vom „Gähwindehof “ hat uns die Kässpatzen der Alpwirtschaft ans Herz gelegt. Aber zum Mittagessen ist es noch zu früh. Also geht es weiter bergab zum nächsten Spielplatz und zum Hochseilgarten im Wald. Dort ist es dann so weit: „Ich bin müde“, jammert Nelion.

Zum Glück kommt nach wenigen Gehminuten die fünfte Schmugglerkiste in Sicht und kurz darauf die „Waltners Alpe“, die Milch, Butter, Käse und Speck aus eigener Produktion anbietet – ideal für eine Pause. Danach geht es wieder aufwärts mit der Motivation und dem Weg.

An einem kleinen Gipfelkreuz wartet ein Alphornbläser, der vom legendären Goldschatz erzählt, den die Schmuggler vor ihrer Verhaftung in der Gegend versteckt hatten. Nachdem der kleine Detektiv die siebte Schmugglerkiste im Bergwald aufgespürt hat, entdeckt er an Station Nr. 15 mit dem Fernglas das Murmeltier neben der Bergbahnstation wieder.

Mit einem Goldtaler in den Pfoten, weist es den Weg zu einer Hütte. Mithilfe der im Wanderbuch notierten Symbole entschlüsseln wir einen Zahlencode für das Türschloss. Triumphale Musik ertönt, Scheinwerfer erhellen eine Truhe voller glitzernder Goldmünzen: Wir haben den verlorenen Schatz gefunden!

Endstation: Triumphale Musik, Scheinwerfer, eine Truhe voller glitzernder Goldmünzen

Gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter gleiten wir mit der Gondel ins Tal. Nelion schaut noch einmal auf seine eigene Schatzkarte: „Wir haben alles richtig gezeichnet! Aber ohne meine Adleraugen hätten wir das alles nicht gefunden“, sagt er.

An der Talstation holt er sich mit dem ausgefüllten Detektiv-Wanderbuch noch seinen Anteil am Schatz ab, bevor wir beschwingt zu den Pferden und Ziegen am „Gähwindehof“ zurückkehren. Die Mission ist für dieses Mal erfüllt, beim nächsten Mal werden wir die Wilderer auf dem MounTeens Detektivweg am Hündle schnappen.

Für kleine Gscheidhaferl

  1. Eine Kuh auf der Alm frisst täglich 60 bis 80 Kilogramm frisches Gras. Ein Berg voller Wiesenpflanzen wandert da regelmäßig in ihren Magen, mit denen sich zwei Badewannen füllen ließen.
     
  2. Ein einziger Kuhfladen kann mehr als hundert verschiedene Insektenarten anlocken und dient als Mini-Ökosystem. Das ist eine absolut unterschätzte Naturwunderwelt. Und es gibt in Bayern einen Künstler, der aus Kuhscheiße Kunst macht.
     
  3. Bergkühe sind echte Athletinnen. Ihre Lungen und Muskeln sind perfekt an dünnere Höhenluft angepasst, sie legen täglich viele Kilometer auf steilen Weiden zurück und entwickeln kräftigere Muskeln, besonders in Beinen und Rücken. Sie sind viel trittsicherer als ihre Kolleginnen aus dem Flachland.
     
  4. Durch ihren Huftritt gestalten Kühe aktiv die Almwiesen. Sie trampeln regelmäßig ihre Wege, so entstehen die sogenannten Viehgangeln oder Pfädle, die die Hänge entlangführen. Sie sehen wie kleinste Miniterrassen aus. Wo Kühe oft laufen, wird der Boden verdichtet.

    An steilen Stellen reißen die Kühe den Boden auf, was neue Pflanzenarten wachsen lässt: Die kleinen offenen Bodenstellen bieten Samen neue Chancen zum Keimen. Dadurch entsteht eine bunte, vielfältige Pflanzenwelt – ein echtes Paradies für Bienen, Schmetterlinge und viele andere Tiere.

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