Kloster Benediktbeuern: Auf das Jahr 725 geht die Gründung des Klosters Benediktbeuern zurück
Kraftzentrum mit Bergblick

Hinter den alten Mauern des Klosters Benediktbeuern vereinen sich spirituelles Leben und Kreativität. Vor der Tür beginnen die Loisach-Kochelsee-Moore, im Hintergrund grüßen Jochberg und Herzogstand. Ein guter Ort, um innere Ruhe zu finden

Lesezeit: 10 Minuten

Meditation und Kalligrafie

Konzentrierte Stille liegt über dem hohen, lichten Raum. Nur ab und zu raschelt Papier oder kratzt eine Feder. Jugendstil ist das Thema des viertägigen Kalligrafie-Kurses, den Grafikdesignerin Sabine Pfeiffer zweimal pro Jahr im klostereigenen Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) leitet.

Wer nicht aus der Gegend stammt, wohnt in einem der Gästezimmer des mehr als 300 Jahre alten, restaurierten Maierhofs, in dem das ZUK seine Tagungsräume hat. Auch ein Meditationsraum gehört dazu. Vor einem wandgroßen, farbenfrohen Hinterglasbild wird jeden Dienstagabend Sitz- und Gehmeditation für jedermann angeboten.

Benediktbeuren: 700 Jahre Kalligrafie-Tradition

Kursteilnehmerin Gerda kämpft mit einem verschnörkelten Initial, ist aber begeistert von der meditativen Atmosphäre und der Herausforderung des konzentrierten Schreibens. Drei Tische weiter stimmt Jutta ihr zu: „Es hat mich überrascht, wie sich die Ruhe auf mich überträgt. Dazu die Natur gleich vor der Tür, die Kirchenglocken, das fokussierte Arbeiten – das macht einfach etwas mit mir.“

Der Rahmen für die Kunst des schönen Schreibens könnte passender nicht sein: Seit dem Jahr 739 Benediktinerkloster, war Benediktbeuern bereits im frühen Mittelalter für die farbenprächtigen Handschriften der Mönche bekannt.

Die „Carmina Burana“, die im 13. Jahrhundert entstandene größte Sammlung weltlicher und geistlicher Lieder Europas, wurde im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 im Kloster entdeckt, auch wenn sie nicht in Benediktbeuern entstand.

Kloster Benediktbeuern: Meditative Atmosphäre beim Kalligrafiekurs

Ruhe im Kreuzgang

Die Vertonung durch Carl Orff machte die „Carmina Burana“ weltberühmt. Eine Kopie seiner Partitur wie auch ein Faksimile der Liedersammlung kann man im Weinkeller hinter Glas bewundern. Nebenan liegt der vor Stuck geradezu überquellende Kapitelsaal, der tagsüber ebenso frei zugänglich ist wie der barocke Kreuzgang oder die Galerie mit Porträts führender Salesianer im ersten Stock.

Im Jahr 1930 erwarb die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos die ausgedehnte Klosteranlage und rettet sie in einem bis heute andauernden Sanierungs- und Restaurierungsprozess vor dem Verfall. Heute leben dort rund 40 Ordensbrüder. Weil auf dem Gelände unter anderem auch eine Jugendherberge und die Katholische Stiftungshochschule mit 600 Studierenden untergebracht ist, ist untertags einiges los.

Stationenweg in der Basilika

Die Stille kann man trotzdem finden, entweder im etwas abseits gelegenen Kloster-Gästehaus „Meichelbeck“ oder in der Pfarrkirche St. Benedikt. Am Eingang ist eine kleine Broschüre erhältlich, die zu einem ganz persönlichen „Glaubens- und Lebensweg“ an zwölf Stationen in der Basilika einlädt.

Wer sich zu Exerzitien oder einer Auszeit im Kloster anmeldet, hat zudem die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen. Pater Peter Boekholt, der sich um die Auszeit-Gäste kümmert, nimmt sich dazu mindestens einmal pro Tag für jeden Gast die Zeit.

Boekholt weiß: „Es drängt die Menschen, herauszufinden, was über ihre Alltagsrolle hinausgeht, wer sie eigentlich sind. Auch Beziehungsfragen und das Thema Vergebung haben wir oft. Ich erkenne immer recht schnell, was die Menschen, die bei uns zu sich kommen wollen, brauchen.“

Wenn das Wetter es erlaubt, spaziert er mit den Gästen ins Freie. Draußen redet es sich leichter. Ein schöner Ort für die innere Einkehr ist das Kräuterlabyrinth, in dem man in meditativem Gehen Schritt für Schritt zur Mitte findet.

Barfußpfad oder Klangpfad?

Die jungen Salesianerbrüder Josua und Melad schöpfen immer wieder Kraft aus der Natur. Beide haben ihre Ausbildung darauf ausgerichtet, Jugendlichen in prekären Lebenssituationen zu helfen. „Die Schöpfung erlebbar zu machen, das ist ein großes salesianisches Anliegen“, erklärt Bruder Josua.

Bei einem Projekt für straffällige Jugendliche werden Staudämme im Moor gebaut: „Die Teilnehmer schaffen dabei etwas Sinnvolles, spüren sich und ihren Körper, bauen Aggressionen ab.“ Für Familien, Gruppen und alle Interessierten bietet das ZUK Führungen durch die Biotope an.

Natürlich kann man sie auch auf eigene Faust erkunden und auf dem Barfuß- oder Klangpfad die Natur spüren. „Und beim Froschkonzert am Abend“, lacht Bruder Melad.

Viele Besucher wandern weite Strecken durch das Moor, auch Pilger am Jakobsweg und Radfahrer auf dem Bodensee-Königssee-Weg kommen am Kloster Benediktbeuern vorbei.

Kloster Benediktbeuern: Das Klosterbräustüberl in den ehemaligen Stallungen des Maierhofes

Kuchen im früheren Refektorium

Das „Klosterbräustüberl“ im Maierhof bietet sich mit guter bayerischer Küche in den ehemaligen Klosterstallungen zur Einkehr an. Fast noch ein Geheimtipp ist hingegen das 2012 eröffnete Kloster-Café, das man direkt aus dem Kreuzgang erreicht...

Im ehemaligen Refektorium, dem Speisesaal der Benediktinermönche, sitzt man unter einer wunderbar geschnitzten gotischen Holzdecke aus dem Jahr 1493 oder im Garten mit Blick auf die majestätische Benediktenwand und lässt sich hausgemachten Kuchen schmecken. Einfach himmlisch!

Mehr Infos zum Kloster Benediktbeuern

Kloster Benediktbeuern: Das ehemalige Benediktinerabtei liegt unweit des Kochelsees im Alpenvorland

... in oberbayerischen Klöstern

Erzabtei Sankt Ottilien
Rund 100 Benediktiner leben in dem „Klosterdorf“ westlich von München. Ihr spirituelles Kursangebot reicht von Lebens- und Glaubensfragen über Exerzitien, Meditation bis zum gemeinsamen Musikerlebnis oder Radpilgern.
erzabtei.de

Abtei Frauenwörth
Das Benediktinerinnenkloster auf der Fraueninsel im Chiemsee bietet ein reiches Kursprogramm mit Schwerpunkt auf fernöstlichen Bewegungs- und Meditationsformen wie Qi Gong, Tai-Chi Chuan oder Zen. Auch Einzelgäste sind willkommen. Berühmt ist die Marzipan-Manufaktur der Schwestern.
frauenwoerth.de

Kloster Scheyern
In dem ausgedehnten Klosterkomplex nahe Pfaffenhofen an der Ilm sind unter anderem eine Brauerei, Brennerei, Metzgerei, Käserei sowie zwei Schulen untergebracht. Jedes Jahr legen die Benediktiner ein geistlich orientiertes Seminarprogramm auf. In der Basilika finden auch Konzerte statt.
kloster-scheyern.de

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