Waldwandern auf dem Goldsteig bei Deggendorf

Anzeige | Der Bayerische Wald ist perfekt für Naturliebhaber und Wanderfreunde geeignet. In der Gegend um Deggendorf wandert man durch Wälder, erklimmt Aussichtspunkte, streift über Obstwiesen und entspannt dort in der Sonne  

Lesezeit: 11 Minuten

Wandern im Bayerischen Wald

Der Goldsteig ist einer jener Wege, die mehr sind als ein zackiger Strich auf der Karte. Er verbindet Oberpfälzer und Bayerischen Wald zu einer Wanderung mit Fels, Wald und Weite. Gut markiert, fein gepflegt, voller Varianten, die man als Tages- oder Wochenendtour erleben kann.

Für unseren Ausflug haben wir uns zwei Abschnitte in der Nähe von Deggendorf, dem „Tor zum Bayerischen Wald“, ausgesucht: eine Kammrunde über Hirschenstein, Drei‑Landkreise‑Eck, Klausenstein und Rauher Kulm bis hinüber zum Regensburger Stein und ein sanfter Abstieg vom Ruselabsatz in den Lallinger Winkel – hinein in die Streuobstwiesen zwischen Datting, Lalling, Padling und Hunding. Der Name Goldsteig klingt dafür wie gemacht: ein Versprechen für wertvolle Zeit, eingelöst in zwei Tagen.

Ankommen – schnelle Runde im Wald

Deggendorf empfängt uns mit dem Funkeln der Donau. Ein verlängertes Wochenende liegt vor uns. Wir fahren noch ein Stück zum Wanderparkplatz Kalteck, lassen das Auto stehen und die Stadt hinter uns. Zum Warmlaufen nehmen wir am Abend noch ein paar stille Meter am Mühlgraben mit: schmaler Weg, Holzbrücken, Farn, das Wasser des historischen Wasserkanals als leiser Begleiter.

Hier sieht man, wie Technik einmal Landschaft geformt hat – ein alter Graben, der früher Wasser lenkte und Mühlen trieb, ist heute ein grüner Korridor. Es ist nur eine Einstimmung, ein Atemholen vor dem Kamm, doch genau das tut der Seele gut. Morgen kommt der Bayerische Wald groß raus.

Über den Kamm

Der Morgen beginnt am Hirschenstein. Der steinerne Aussichtsturm steht wie ein rundes Ausrufezeichen im Wind. Gegenüber die kleine Schutzhütte aus Holz mit Tisch und Bänken für die Pausierenden. Das Arrangement erinnert an die Unterkünfte von Holzfällern in kanadischen Wäldern.

Immer schon sind die Menschen hier eng verbunden mit dem Wald und den Bergen. Auf dem Grünen Dach Europas zu stehen, heißt vor allem: Den Blick frei haben – über die Staffelung der Hügel hinweg und hinunter zur Donau, an klaren Tagen weit bis zu den Alpen.

Wir schieben die Rucksäcke zurecht und nehmen den Goldsteig Richtung Kalteck. Die Markierung – das gelbe „S“ – führt uns auf den Kamm, wo der Wald dichter wird und der Weg stiller. Ein paar Kurven, dann ein Punkt, der in Karten klein, vor Ort aber wunderbar konkret ist: das Drei‑Landkreise‑Eck.

Regen, Deggendorf und Straubing‑Bogen treffen dort zusammen, und mittendrin steht eine Goldsteig‑Raststation aus Holz. Brotzeit-Zeit! Es gibt Käse, Radieschen, frisches Brot und dieses schlichte Glück, wenn ein Weg und ein Tisch sich genau zur rechten Zeit begegnen.

Von hier ist es nicht weit zum Klausenstein, einem aussichtsreichen Felskopf mit Gipfelkreuz. Ein paar Tritte, ein kurzer Griff an den warmen Granit – dann öffnet sich der Wald. Unten glänzt ein Bach, Dörfer liegen verstreut im Tal, oben ziehen kleine Schönwetterwolken vorbei. Wer die Donauebene und die ersten Hügel des Bayerischen Waldes überblicken oder fotografieren will, findet hier sein Motiv.

Zurück auf dem Kamm folgen wir weiter dem Goldsteig über den Rauhen Kulm. Der Name trägt die Beschaffenheit des Bodens in sich: grob, aber wohlwollend. Die Fichten stehen in Gruppen, dazwischen junge Buchen, der Pfad ist weich.

Schließlich erreichen wir Kalteck, diesen Sattel, der mehr Landschaft verbindet, als man aus der Karte herauslesen kann: westwärts die Donauebene, östlich der Wald, der nie ganz endet. Im Norden ahnen wir die Dörfer um Achslach: alte Holzhöfe, Wiesenstücke, die an den Wald grenzen, als wollten sie einen kleinen Plausch mit ihm halten.

Doch unser Tag hat noch einen stillen Höhepunkt. Wir wechseln hinüber zum Vogelsang, einem Höhenrücken, der weder laut noch spektakulär sein will – und gerade deshalb so gut tut. Der Regensburger Stein liegt dort wie eine Felskanzel im Licht. Der Pfad schmiegt sich an den Hang. Wir lehnen uns an das Geländer des Ausgucks, blicken über die Wälder und denken an die alten Wege dieser Gegend, an Säumer und Händler, die den Kamm nutzten, wenn die Täler sumpfig waren.

Der Goldsteig hat nichts Herausforderndes, Heldenhaftes. Er ist einfach da. Am späten Nachmittag schließt sich die Runde. Das Licht wird bernsteinfarben. Der Kamm legt sich zur Ruhe, und wir wollen es ihm gleichtun.

Der Name Goldsteig klingt nach Marketing, trägt aber Geschichte. Er spielt auf die „Goldenen Steige“ an, jene mittelalterlichen Säumerwege, über die das „weiße Gold“, also das Salz, auf Pferden von der Donau nach Böhmen transportiert wurde.

Der Name erinnert auch an die „Goldene Straße“, eine Herrschafts- und Kaufmannsroute, deren Idee – Verbindung statt Grenze – sich im heutigen Weitwanderweg fortsetzt. In alten Karten blinken außerdem Goldfunde im Grenzland auf, Gold führende Bäche, kleine Abbaustellen. Das Wort Gold lag hier also schon lange in der Luft, bevor es zum Namen eines modernen Fernwanderwegs wurde. Nun ist ein Weg entstanden, der die Zeit vergoldet.

Von der Rusel in die Obstschüssel

Am Sonntag stehen wir früh auf und starten mit einem Tee im „Berg Café Floh“ auf der Rusel. Ein paar Schritte gen Südwesten, und schon sind wir bei Geßingerstein und Königstein. Die Landschaft öffnet sich: Der Lallinger Winkel liegt zu unseren Füßen, Hügel an Hügel, Wiesenstücke, Obstbänder. Der Bayerische Wald zeigt hier ein anderes Gesicht: weniger Kamm, mehr Kulturlandschaft.

Wir folgen dem Goldsteig über Datting hinunter, das Gefälle ist moderat, der Takt gelassen. Zwischen den Höfen hängt der Geruch von Heu, am Wegrand surren Wildbienen, auf den Wiesen blitzt das Purpurrot der Wiesenflockenblume. Lalling empfängt uns mit einer Ruhe, die nicht Inszenierung ist.

Am Ortsrand, in Panholling, liegt der Streuobsterlebnisgarten: Sortentafeln, alte Bäume, junge Schösslinge, eine Bank mit Blick in die hügelige Landschaft. Gleich daneben: eine kleine Goldsteig‑Raststation. Wir setzen uns, trinken Apfelschorle, bewundern die Grüntöne und zählen die Sorten. Der Bayerische Wald, lernen wir, ist nicht nur Wald. Er ist auch Obstland.

Von Panholling führt der Weg weiter durch die Wiesen und Höfe. Über Padling öffnet sich der Blick hinüber ins Hundinger Tal – ein sanftes Panorama, das in der Wärme flimmert. Für uns ist es der perfekte Nachmittagsbogen: Die Kammkilometer von gestern sitzen noch in den Beinen, die Talwege heute legen nur eine Hand auf die Schulter und sagen „Passt scho“.

In Hunding endet unser Tag im „Gasthaus zum Goldberg“ mit Kaffee und Kuchen. Ein Teller, eine Gabel, ein Stück Apfelkuchen. Mehr braucht es nicht, um zu begreifen, wie nah hier das Gehen und das Genießen beieinanderliegen.

Wissenswertes und Info

Die beschriebenen Abschnitte lassen sich angenehm als Rundweg gehen. Die Hirschenstein‑Kammrunde mit Drei‑Landkreise‑Eck, Klausenstein, Rauher Kulm, Kalteck und dem Abstecher zum Regensburger Stein – ein kompaktes Stück Hochwald mit viel Aussicht.

Die zweite Tour vom Ruselabsatz in den Lallinger Winkel – Datting, Lalling/Panholling, Padling, Hunding – führt für einen Nachmittag in die Obstschüssel des Bayerischen Waldes. Dazwischen bleibt Platz für eigene „Pluspunkte“: ein Abend am Mühlgraben, ein Foto am Geßingerstein, ein stiller Ausblick am Königstein.

Der Goldsteig ist ein Weg, der nicht drängt. Er ist zwar ein Weitwanderweg, lässt sich aber auch in Tagesabschnitte und Rundwege einteilen. Er zeigt, was hier wertvoll ist und lässt den Rest in Ruhe entdecken.

Was hier wächst und lebt

Der Bayerische Wald ist ein Mosaik. Auf den Höhen dominieren Fichten, Buchen und Tannenmischwälder, dazwischen Granitköpfe, Blockhalden, Quellmulden und Moorreste. In den Tallagen öffnen sich Bergwiesen und – rund um Lalling – Streuobstgürtel mit Apfel, Birne, Zwetschge und alten lokalen Obstsorten. Wer achtsam geht, findet Spuren: Spechtschmieden an abgestorbenem Holz, Ameisenhaufen, Trittsiegel von Reh und Rothirsch im feuchten Boden.

Kreuzschnabel und Tannenhäher tragen Samen durch den Wald; in stillen Ecken zieht der Sperlingskauz-Ruf in die Dämmerung. Und es gibt die leisen Wesen, die man kaum je zu Gesicht bekommt: das Auerhuhn als scheuen Bewohner lichter Altholzbestände, den Luchs als Symbol einer Rückkehr, die Geduld braucht. Wer unterwegs ist, nimmt vor allem eines mit: Die Vielfalt dieses Mittelgebirges entsteht nicht im Spektakel, sondern im Zusammenspiel: Wald und Wiesen, Wasser und Stein, Wildnis und Pflege.

Mehr Infos: 

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