Neu-Ulm, am bayerischen Ufer der Donau gelegen, bietet die so ziemlich beste Aussicht aufs württembergische Ulm. Doch damit fängt eine Tour durch eine Stadt, die ihr Jungsein nicht nur im Namen trägt, erst richtig an
Neu-Ulm an der Donau
SPONSORED STORY Das Stahlgeländer auf der kleinen Aussichtsplattform über der Donau ist unter dem Berg von Liebesschlössern kaum mehr zu erkennen. Zwei Radtouristen haben es sich auf den Stühlen davor gemütlich gemacht und genießen den Blick auf die Mittelalter-Skyline aus Stadtmauertürmen und höchster Kirche der Welt, die sich an diesem Sommermorgen hübsch vor blauem Himmel und Schäfchenwolken abhebt.
Wer als Ulm-Besucher diese Aussicht zum Verlieben erhaschen will, muss ans andere Ufer wechseln, von Baden-Württemberg nach Bayern, von Ulm nach Neu-Ulm. Und wo wir schon mal da sind, schauen wir uns das Ganze doch mal näher an. Stadtführerin Gaby Fischer begleitet uns bei dieser Grenzerfahrung per Rad.
Drüben schlüpft sie bei ihren Touren regelmäßig in historische Rollen, tapst als Nachtwächterin, Henkerin oder Schneider von Ulm übers Kopfsteinpflaster zwischen Stadtmauer und Ulmer Münster. Und freut sich, heute mal ganz locker in Jeans ihre Gäste für die junge Seite der Doppelstadt zu begeistern. Auf der Donaupromenade am Jahnufer geht es los, im Schatten hoher Bäume, wo eine Schwanenfamilie am Gras mümmelt. „Kommt mal mit, ein Highlight gibt’s gleich um die Ecke, den Maxplatz!“
Grün und inspirierend: Wohnzimmer-Atmosphäre draußen
Neu-Ulm steht für viel Grün, moderne Architektur und Kunst. Letztere findet dabei auch Open Air statt, beispielsweise am kleinen Maxplatz, der zur Landesgartenschau 2008 vom flämischen Künstler Jozef Legrand umgestaltet worden war. Neu-Ulmer Bürgerinnen und Bürger durften Sprüche einreichen, die hier überdimensional auf den roten Asphalt gepinselt wurden.
“Net gschimpft isch globt gnuag“
Weisheiten wie „Böse Mädchen kommen überall hin“ kann man sich ganz gemütlich von den orangefarbenen Bänken darauf anschauen, die Metallleuchten im Stil von Wohnzimmerstehlampen daneben verleihen dem Platz ein Gefühl von guter Stube. Es gibt auch Sprüche mit Lokalkolorit, die bayrisch-schwäbisches Lebensgefühl vermitteln. “Net gschimpft isch globt gnuag“ lautet einer davon.
Die Anfänge der neuen Stadt waren weniger verspielt, aber nicht minder interessant. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als in Folge der Napoleonischen Kriege die Mitte der Donau im Pariser Staatsvertrag zur Grenze zwischen Bayern und Württemberg wurde, entstand die Idee, dass ein bayerisches Ulm auch ganz nett wäre. 1814 tauchte der Name Neu-Ulm erstmals auf. „Bis dahin war es noch ein lauschiges Dörfchen aus Gärten, Höfen und Wirtshäusern“, erklärt Guide Gaby.
Den grünen Daumen, schwärmt sie, hätten die Neu-Ulmer sich bis heute erhalten. Die Parkvillen gehören zu den begehrtesten und teuersten Wohnadressen des Städte-Duos. Die vielen Grünanlagen dagegen sind mindestens so schön und stehen allen offen. Fast nahtlos kann man von einer in die andere huschen. Und dabei überall entspannt Geschichte erleben.
Wo die Bürgermeisterin entspannt: Glacis-Stadtpark und Kollmannspark
Ab 1844 entstand an beiden Ufern Ulms eine der größten Festungsanlagen Europas, die Bundesfestung Ulm. Deren Überbleibsel sind noch überall in der Stadt zu sehen. Mit ihren wulstigen Mauern und grasbewachsenen Dächern erinnert sie an Hobbit-Häuser aus dem „Herr der Ringe“. Wie eine Moräne aus Backstein schieben sich die Festungsruinen zwischen farbenfrohen, stylischen Wohnanlagen hindurch bis in den hübschen Glacis-Stadtpark.
Der besteht aus Weihern, Brunnen und Kanälen, über denen knorrige Weiden ihre Vorhänge aus Zweigen ausbreiten. Das kleine Amphitheater mittendrin sieht mit seinen Sonnensegeln aus wie eine Miniversion des Münchener Olympiastadions. Eine grandiose Bühne für Konzerte und Theateraufführungen, die regelmäßig hier stattfinden.
Im angrenzenden Kollmannspark erhebt sich das Wahrzeichen von Neu-Ulm, der mächtige Wasserturm, über das Blätterdach aus Baumriesen. Der fast 50 Meter hohe Bau in Gestalt eines barocken Leuchtturms kann es in Sachen Charisma locker mit dem Münster auf der anderen Donau-Seite aufnehmen.
Das Fahrrad ist für Neu-Ulm das ideale Verkehrs-mittel
Ganz in der Nähe sitzt die Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm auf einem Mäuerchen, als wäre sie Teil der Wasserlandschaft, die an die Werke Claude Monets denken lässt. Natürlich sitzt sie hier nicht immer, aber wenn es der meist volle Terminkalander zulässt, verbringt Katrin Albsteiger gern ein paar ruhige Minuten in der Natur.
2020 trat die damals 36-Jährige ihr Amt als Stadtoberhaupt an. Ein Job, der fordert. Da trifft es sich gut, das Neu-Ulm so viele schöne Ruhepole hat. Ganz vorn ist für Albsteiger in Sachen Entschleunigung die Donau mit dabei. „Das Donauufer vor dem Edwin-Scharff-Haus ist toll, außerhalb der Stadt auch der renaturierte Bereich am Herbelhölzle!“ Mit dem Rad wäre man am Heberlhölzle jetzt schnell.
Das Fahrrad ist für Neu-Ulm überhaupt das ideale Verkehrsmittel, findet Stadtguide Gaby. Wir machen damit noch einen Abstecher in den Sport- und Freizeitpark Wiley, eine weitere grüne Lunge, die Neu-Ulm diesmal dem Ende des Kalten Krieges zu verdanken hat.
Wo einst Atomraketen unterhalb der ehemaligen US-Garnison lauerten, erstreckt sich heute ein schier endlos wirkender Park, in dem sich Skater tummeln, Studenten der Hochschule sich an Studien- und Bewohner der schicken Neubausiedlung an Lebensqualität erfreuen.
Walther Collection. Fotokunst von Weltruf zwischen Gartenzwergen
Noch ein bisschen weiter draußen liegt Burlafingen. Inmitten einer Dorfidylle mit Gartenzwergen gibt es hier Foto- und Videokunst von Weltruf zu entdecken. Über Maisfelder hinweg und noch in Sichtweite zum Ulmer Münster, präsentiert der strahlend weiße Galerie-Kubus die Privatsammlung von Artur Walther. Als Investmentbanker in den USA kam der gebürtige Ulmer zu Geld, zog sich in den 1990ern aus dem Berufsleben zurück und widmet sich seither seinem Interesse an Architektur, Kunst und Design.
Der Öffentlichkeit präsentiert er seine Sammelleidenschaft an zwei Ausstellungsstandorten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „The Walther Collection Project Space“ in New York City & „The Walther Collection” in Burlafingen. In der Dorf-Dependence noch bis Mitte November 2022 zu sehen ist das Werk des nigerianischen Fotografen Samuel Fosso. Der erfindet sich immer wieder neu in seinen witzigen Selbstporträts, die als Reise durch die Geschichte seiner afrikanischen Heimat inszeniert sind. Eine Idee, die gut passt zum neuen Ulm auf der rechten Donau-Seite!
Mehr Infos unter tourismus.ulm.de